27. Juli 2013

Siebenbürgische Bibliothek registriert Zugangsnummer 80000

„So groß habe ich sie mir nicht vorgestellt!“ Diesen Satz kann man nach fast jeder Führung durch die Siebenbürgische Bibliothek in Gundelsheim hören. Und immer sind die Besucher beeindruckt von den Schätzen, die sie hinter den alten Mauern vorfinden.
Im März dieses Jahres wurde unter der Zugangsnummer 80000 eine Ortsmonographie von Kronstadt eingetragen. Das bedeutet, dass in der Bibliothek des Siebenbürgen-Institutes an der Universität Heidelberg nun mehr als 80000 Titel nachgewiesen sind: Monographien, Zeitungs- und Zeitschriftenjahrgänge, Landkarten sowie audiovisuelle Medien (Schallplatten, Musikkassetten, CDs, und CD-ROMs), die zehn Räume im Südwestflügel von Schloss Horneck füllen. Die Bibliothek wurde im März 1955 mit wenigen hundert Büchern gegründet. Die ersten 1000 Titel waren 1966 erreicht, 1977 waren es schon 10000 und im Jahr 1997 wurden die 50000 voll. Heute sind es mehr als 80000 und der Platz wird zusehends knapp. Allein 2012 wurden 1382 Neuzugänge eingearbeitet. Nun ist es ja bekannt, dass die finanziellen Mittel knapp sind, und da wird sich so mancher fragen, wie diese große Zahl zustande kommt. Die Antwort lautet: zum Großteil durch private Spenden. In unregelmäßigen Abständen werden ganze Bücherkartons in der Bibliothek abgegeben. Die Titel, die im Bestand fehlen, werden aufgenommen und die Dubletten und Tripletten zum Tausch oder Verkauf angeboten. Der Erlös kann dann für Neuerwerbungen ausgegeben werden. Auch der Verein Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek unterstützt kräftig den Ankauf neuer Publikationen, so dass der Bestand laufend auf aktuellem Stand gehalten werden kann. Sehr willkommen sind auch die Belegexemplare, die siebenbürgische Autoren der Bibliothek kostenlos zukommen lassen.
Optimale Nutzung der mittelalterlichen Gewölbe ...
Optimale Nutzung der mittelalterlichen Gewölbe durch moderne Rollanlagen. Foto: Jutta Fabritius, Bildarchiv, Siebenbürgen-Institut
Eine weitere Bezugsquelle ist der Tausch der Veröffentlichungen des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde gegen Veröffentlichungen anderer Institutionen im In- und Ausland, mit denen das Siebenbürgen-Institut vernetzt ist. Inzwischen sind r

und zwei Drittel des Bibliotheksbestandes online recherchierbar. Jeder kann von seinem eigenen Rechner aus sehen, was in Gundelsheim in den Regalen steht, und die gewünschte Literatur vor Ort im Lesesaal einsehen oder über die Fernleihe bestellen. Das macht sich in den Nutzungszahlen bemerkbar: 2012 haben 1531 Nutzer 8877 Medieneinheiten ausgeliehen, also über zehn Prozent des Gesamtbestandes. Davon wurden 8355 aus dem eigenen Bestand in den Lesesaal und 522 über die Fernleihe – national und international – bestellt.

Die Mitglieder des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde und die des Vereins Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek haben den Vorteil, dass sie die gewünschten Bücher direkt ausleihen oder sich per Post nach Hause schicken lassen können. Jeder, der Interesse hat, kann Mitglied werden.

Ein so großer Medienbestand muss verwaltet und gepflegt werden, und dazu ist qualifiziertes Personal nötig. Vor knapp zehn Jahren hat die Streichung der Förderung von Nordrhein-Westfalen, des Patenlandes der Siebenbürger Sachsen, zu Kündigungen geführt und den Fortbestand der ganzen Institution ernsthaft gefährdet. Jahrelang hatte die verbliebene Förderung des Landes Baden-Württemberg zwar ausgereicht, die Mehrzahl der Mitarbeiter auf Minijobbasis zu behalten – aber auch nicht mehr.

Inzwischen hat sich die Personalsituation um einiges verbessert, da die 1999 ins Leben gerufene Stiftung Siebenbürgische Bibliothek sich unter anderem auch an den Personalkosten beteiligt. Zurzeit sind drei qualifizierte Mitarbeiter mit einer ganzen, einer halben und einer viertel Stelle in der Bibliothek und eine Teilzeitkraft im Archiv beschäftigt, die von ehrenamtlichen Hilfskräften unterstützt werden. Kürzlich wurde schon die Zugangsnummer 80450 vergeben. Um den Bestand weiter ausbauen und für die nächsten Generationen bewahren zu können, sind die siebenbürgischen Kultureinrichtungen in Gundelsheim auch weiterhin auf private Förderung angewiesen. Jede kleine Spende führt die Siebenbürgische Bibliothek einen Schritt weiter auf die Zugangsnummer 100000 zu.

Hannelore Schnabel

Schlagwörter: Bibliothek, Gundelsheim, Siebenbürgen-Institut

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