6. Februar 2014

Rumänien auf der 64. Berlinale

Die 64. Berlinale startet am 6. Februar und dauert bis zum 16. Februar. Wie in den vergangenen Jahren sind auch heuer wieder rumänische Produktionen vertreten, darunter der neueste Film des Regisseurs Corneliu Porumboiu, „Das zweite Spiel“, der bei dem international renommierten Festival in Berlin seine Weltpremiere feiert. Im Folgenden werden die rumänischen Beiträge vorgestellt.
Al doilea joc, Regie: Corneliu Porumboiu (Sektion: Forum)

Es wirkt trügerisch simpel: Der Regisseur und sein Vater schauen sich ein Fußballspiel an, das 1988 durch den Vater angepfiffen wurde. In Echtzeit kommentieren sie die Aufnahmen jener Zeit, als in Bukarest bei heftigem Schneefall die beiden führenden Mannschaften des Landes gegeneinander spielen, Dinamo und Steaua, ein Jahr vor dem Sturz Ceaușescus. Die Bedingungen sind nicht gerade einfach, das Spiel an sich hat wenig Reiz: zwei Halbzeiten, gelbe Zwischentitel, der Schnee verschwimmt mit den körnigen Videobildern. Das ist der unspektakuläre Startpunkt für einen Vorstoß in den Konjunktiv. Was, wenn der Ball nicht die Latte getroffen hätte? Was, wenn der Schiedsrichter sich dem Druck gebeugt und eine der Mannschaften begünstigt hätte? Was, wenn die Kamera den kurzen Tumult auf dem Spielfeld eingefangen hätte? Was, wenn das Spiel ein Jahr später stattgefunden hätte? Was, wenn der Schnee das Spiel ganz verhindert hätte? Ein imaginäres Alternativspiel folgt aufs nächste, jedes ruft andere Bilder hervor, andere Spielstände, andere Loyalitäten und andere Folgen. Wollte man fragen, welches Spiel die meiste Aussagekraft besitzt, dann wäre die Antwort wohl: das banalste.

Termine: Dienstag, 11. Februar, um 19.15 Uhr, im Delphi Filmpalast; Donnerstag, 13. Februar, um 19.30 Uhr, im CinemaxX 4; Freitag, 14. Februar, um 12.30 Uhr, im Kino Arsenal 1; Sonntag, 16. Februar, um 15.00 Uhr, im Cubix 7

Pădurea e ca muntele, vezi? Regie: Christiane Schmidt, Didier Guillain (Sektion: Forum)

Auf einem Hügel am Rand der rumänischen Kreisstadt Sfântu Gheorghe liegt ein Roma-Dorf. Die Nähe zur Stadt ist kaum zu erahnen. Straßen sind unbefestigt, als Transportmittel dienen Pferdegespanne, Felder werden noch mit der Sense bestellt. Die Roma passen sich der Natur an und ernten, was der Boden gerade hergibt. Eines wird immer gebraucht: Holz zum Heizen. Doch das Überleben in der heutigen Zeit ist schwieriger geworden. Abgesehen von der alljährlichen Kartoffelernte gibt es kaum noch bezahlte Arbeit für Ungelernte, nicht einmal in der weiteren Umgebung. Auch die Zukunftsperspektive zeichnet Dorf-Chef Aron düster, denn ohne Geld könne man nicht in der Politik mitmischen und sich Gehör verschaffen. Starker Zusammenhalt, gegenseitiger Respekt und fester Glaube entschädigen. Und trotzdem spürt die kleine Lavinia den Mangel und weint hungrig: „Nie haben Roma Geld!"

Termine: Mittwoch, 12. Februar, um 19.00 Uhr, im Delphi Filmpalast; Donnerstag, 13. Februar, um 16.30 Uhr, im CineStar 8; Freitag, 14. Februar, um 20.00 Uhr, im Cubix 9; Samstag, 15. Februar, um 14.00 Uhr, im CineStar 8

Le beau danger, Regie: René Frölke (Sektion: Forum)

Norman Manea, 1936 in der Bukowina geboren, wurde 1941 mit seiner Familie in ein Konzentrationslager deportiert. Er überlebte die Gefangenschaft, wurde Schriftsteller und emigrierte 1986 aus Rumänien in den Westen. Heute lehrt und schreibt er in New York. Über diese biografischen Eckdaten des Autors informiert der Film erst spät. Er lässt der Literatur den Vormund. Sie wird ins Bild gesetzt: Texttafeln mit ausführlichen, stark autobiografisch gefärbten Auszügen aus Werken Norman Maneas, prägen den Rhythmus. Beobachtungen des Schriftstellers als öffentliche Person im Rahmen von Auftritten bei Buchmessen und in Seminaren kommen hinzu. Und heutige Aufnahmen von Stationen seines Lebens, z. B. eines jüdischen Friedhofs in der Ukraine. Es entsteht eine vielschichtige Textur aus Schrift und Rede, 16-mm-Film und digitalem Material, Schwarz-Weiß und Farbe, Ton-Collagen und Rauschen – ein Film aus Fragmenten mit vagen Zusammenhängen, kein kohärent erzähltes Künstlerporträt. Im Fokus steht stattdessen die Frage, wie sich Erinnerungen und Erfahrungen von Exil und Entfremdung vermitteln lassen, in der Literatur und im Film. Le beau danger hat dafür eine freie, essayistische Form gefunden.

Termine: Mittwoch, 12. Februar, um 16.30 Uhr, im Delphi Filmpalast; Donnerstag, 13. Februar, um 19.15 Uhr, im CineStar 8; Samstag, 15. Februar, um 22.00 Uhr, im Zoo Palast 2; Sonntag, 16. Februar, um 12.30 Uhr, im Kino Arsenal 1.

Das detaillierte Festival-Programm finden Sie auf der Berlinale-Homepage.

Schlagwörter: Film, Festival, Berlin, Berlinale

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