4. August 2014

19. Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival in Hermannstadt hat internationales Niveau

Das Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival hat seit dem Vorjahr seinen Platz auch im Katalog der „Alink-Argerich-Stiftung“ (Den Haag) gefunden, wo alle weltweit renommierten Klavierwettbewerbe eingetragen sind. Das 19. Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival fand vom 7. bis 13. Juli in Hermannstadt statt dank der großzügigen Unterstützung langjähriger Sponsoren: Kreisrat Hermannstadt, Bürgermeisteramt Hermannstadt, Generalkonsulat der BRD in Hermannstadt, Haus des Deutschen Ostens München, Münchener Musikseminar, Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien, Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung, Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt, Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen. Für eine reibungslose Organisation sorgten Ioan Bojin, der Direktor der Hermannstädter Philharmonie, sowie der Pianist und Komponist Peter Szaunig, Präsident der Jury und Walter Krafft, Leiter des Münchner Musikseminars. Die Veranstaltung wird im Folgenden in Form einer Chronik beleuchtet.
Von Dienstag bis Freitag stellten sich 40 TeilnehmerInnen aus acht Ländern der strengen Beurteilung der internationalen Jury, der in diesem Jahr außer den schon erwähnten Peter Szaunig und Walter Krafft, Tatiana Levitina (Moskau), Daniela Andonova (Bulgarien) Csiky Boldizsár (Klausenburg), Dorian Leljak (Serbien) und Léa-Yoanna Adam (Paris) angehörten. Leider machte die Politik auch vor der Kunst nicht Halt und somit konnten, trotz Eingreifen von Seiten des Direktors der Philharmonie, zwei Teilnehmer aus Georgien nicht am Wettbewerb teilnehmen, da Rumänien ihnen das Einreisevisum verweigerte.

Nach der Auslosung, die bei der Eröffnungsfeier am 7. Juli im Thalia-Saal, dem Austragungsort des Wettbewerbes, stattfand, stellten sich am Dienstag die jüngsten Teilnehmer im Alter zwischen acht und zwölf Jahren. Den ersten Platz belegte die elfjährige Bulgarin Vassilenko Alexandrova Valeria, die auch den Filtsch-Preis für die Interpretation der Romanze in dieser Kategorie erhielt. Den 2. Platz teilten sich der elfjährige Bulgare Mart Mexti Ramadan und die Rumänin Maria-Isabela Voropciuc, der nach einer Belobigung im Vorjahr nun der Sprung zum 2. Preis gelang. Mit der Interpretation des Andante Op. 1 Nr. 1 erspielte sie sich auch einen Filtsch-Preis. Den 3. Platz belegte die elfjährige Rozhestvenna Olena aus der Ukraine. Mit Belobigungen wurden in dieser Kategorie Larisa-Mihaela Simionescu (10 Jahre), Cristina Tomescu (10 Jahre) und die achtjährige Augustina Solomon bedacht. Wer Zuhörer der vorangegangenen Wettbewerbe gewesen ist, konnte mit Freude die Entwicklung der kleinen Augustina beobachten, die mit großer Musikalität die Stücke interpretierte, allen voran Mozarts Rondo in D-Dur.
Die Jury, v.l.n.r.: Walter Krafft, Daniela ...
Die Jury, v.l.n.r.: Walter Krafft, Daniela Andonova, Tatiana Levitina, Dorian Leljak, Léa-Yoanna Adam, Peter Szaunig, Csiky Boldizsár.
Der 9. Juli war für die Interpreten der 2. Kategorie vorgesehen. Hier erspielte Mihnea Cazacu, als einziger Teilnehmer aus dem Gastgeberland, einen 1. Preis. Der kleine dreizehnjährige Junge begeisterte mit einem samtweichen Anschlag. Neben Bach, Filtsch und Ibért begeisterte er vor allem mit der Interpretation von F. Liszts „Besides a Spring“ aus „Années des pélerinage“. Mihnea Cazacu, ein Name, den man sich merken sollte. Beim sehr sensiblen und musikalischen Spiel von Stefan Pretuleac (im Vorjahr erhielt er den 2. Preis in der 1. Kategorie sowie den Filtsch Preis) reichte es auch in diesem Jahr nur für den 2. Platz. Den 3. Platz belegte Bogdan-Marian Draganescu. Mit der Interpretation von dem „Adieu“ in C-moll überzeugte Daniela-Rebeca Mutascu die Jury und wurde mit dem Filtsch-Preis belohnt. Die beiden vierzehnjährigen Komponisten Sebastian Solomon und Mihai Teaca erhielten je einen Kompositionspreis.

Am 10. Juli begann für die Jury Schwerstarbeit, denn in diesem Jahr entpuppte sich die Kategorie C (17 bis 31 Jahre) als stärkste Gruppe. Die Juroren filterten von 16 Teilnehmern der ersten Etappe, die die Interpretation von Pflichtstücken beinhaltete (Präludium und Fuge von Bach, zwei Chopin-Etüden, eines der beiden Impromptus in B-moll oder Ges-Dur, das Andante mit Variationen oder eine der beiden Etüden von C. Filtsch) die besten acht für die 2. Etappe heraus. Es genügte nicht, einwandfrei zu spielen, und so schaffte auch die 22-jährige Yamaki Azusa aus Frankreich nicht den Sprung in die 2. Etappe. In der zweiten Etappe müssen die Pianisten einen Sonatensatz von Haydn, Mozart oder Beethoven interpretieren, ein oder mehrere Stücke der Romantik sowie ein oder mehrere Werke des Impressionismus oder der Gegenwart. Den 1. Preis der Kategorie C teilten sich die Russen Stukalov Andrey (27 Jahre alt) und Kiselev Dmitrii (24 Jahre alt). Der 2. Platz ging an den Rumänen Bogdan-Marian Nicola, der im wahrsten Sinne des Wortes mit blutenden Fingern den Wettbewerb bestritt und der auch beim Preisträgerkonzert das Publikum mit Enescus „Pavane“ aus der Suite Op. 10 das vom französischen Impressionismus beeinflusste Werk, in dem auch folkloristische Einschläge Enescus zu hören sind, begeisterte. Ebenfalls ein 2. Preis ging an Vass Istvan János aus Ungarn. Über den 2. Kompositionspreis konnte sich Ivanov Kaloyan aus Bulgarien mit seinen Komposition „Preludes“ freuen. Den 3. Kompositionspreis erhielt der Rumäne Eugen Fodorean für das Stück „The Storm“. Der Filtsch-Preis wurde nicht vergeben. Zu viele hätten ihn erhalten müssen. Nichtsdestotrotz wurde Kiselev von Peter Szaunig, der die Preise in dieser Kategorie überreichte, zur Freude des Publikums aufgefordert, beim Preisträgerkonzert zusätzlich zu Franz Liszts Rhapsodie Nr. 12 in F-moll, das Impromptu in B-moll von Carl Filtsch zu spielen.
Kleines Preisträgerkonzert in der Evangelischen ...
Kleines Preisträgerkonzert in der Evangelischen Stadtpfarrkirche Mühlbach: am Flügel Kiselev Dmitrii, einer der 1. Preisträger der Kategorie C. Fotos: Johann Markel
Einen vom Rotary Club Hermannstadt gespendeten Preis erhielt auch die einzige Teilnehmerin aus Hermannstadt. Der von Peter Szaunig vorgesehene Preis für die Interpretation eines modernen Werkes konnte auch in diesem Jahr nicht vergeben werden. Walter Krafft, der die Preise der 2. Kategorie übergab, sprach von einer historischen Auflage des Wettbewerbes, der im nächsten Jahr zum 20. Mal ausgetragen wird (6.-12. Juli 2015). Traditionsgemäß fand am Samstag, dem 12. Juli, das kleine Preisträgerkonzert in der Evangelischen Stadtpfarrkirche in Mühlbach statt.

Dass das Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival internationales Niveau hat, das hat die diesjährige Auflage allemal bewiesen. Die hochkarätig besetzte Jury und die Ausnahmepianisten der Kategorie C beweisen, dass der in Hermannstadt ausgetragene Wettbewerb seinen Platz nicht nur in der Welt der Interpreten, sondern auch der der jungen Komponisten erobert hat.

Die von einem Fotografen begleitete Filmemacherin Brigitte Drotloff war teilweise auch anwesend. Sie plant einen Film über Carl Filtsch. Vielleicht hat sie ja den einen oder anderen potenziellen Darsteller für die Rolle des kleinen Carl Filtsch ins Auge gefasst.

Dagmar Dusil

Schlagwörter: Filtsch, Wettbewerb, Festival, Musik

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