16. Dezember 2014

Christian Maurer erinnert Geschichten aus der siebenbürgischen Theaterwelt

Schon der Titel dieses Buchs „Er-fahrene Geschichten aus einer versunkenen Theaterwelt“ reißt alle seine Erlebnisquellen an. Es ist auf den ersten Blick die Sammlung der anekdotisch aufbereiteten Erlebnisse/Erfahrungen eines (siebenbürgisch-)deutschen Lyrikers, Dramatikers und Erzählers, der 33 Jahre lang als Schauspieler, Regisseur und Intendant der Deutschen Bühne in Hermannstadt (diese Teilinformation zur Lebensleistung des Christian Maurer ist auf dem Rückdeckel des Buchs nachzulesen) die zumeist ländlichen Ortschaften mit deutschem Bevölkerungsanteil auf Tourneefahrten kennen gelernt hat. Gewidmet ist es seiner Frau, der leider inzwischen verstorbenen Schauspielerin Rosemarie Müller, und dem Andenken des Schauspielers Kurt Conradt.
Mit Sammlungen von Theateranekdoten ließen sich Bibliotheken füllen. Es ist der Blick hinter die Kulissen der Bühne, auf die Tücke der Objekte und der unvorhersehbaren Missgeschicke etc., der dem Theatergänger eine nachträgliche amüsante Zweitverwertung des hehren Kunstgenusses erschließt. Gewiss, unter den von Christian Maurer aufgezeichneten Geschichten und Histörchen – die Einordnung stammt von ihm selbst – finden sich auch die sogenannt zum Wiehern lustigen (z.B. „Das umschriebene Geräusch“). Mehr als nur unterhaltsam ist jedoch für den Leser, auch für den, der jene vor einem Vierteljahrhundert untergegangene Theaterwelt rein biografisch nicht erlebt haben kann, der besorgt liebevolle Blick des Autors von der Bühne in den Saal, aus dem Tourneevehikel auf Land und Leute. Es ist ein nostalgischer Blick, trauerumflort, wenn es um endgültig Versunkenes geht, ein zorniger Blick, wenn es sich um biografisch politische und so gar nicht lustige Erfahrungen handelt, fast erschreckend bitter, wenn es um Konflikte mit Zensur, Kulturfunktionären und Theaterkritikern geht, wobei die Namen nach nicht nachvollziehbaren Kriterien fallweise mal voll ausgeschrieben, mal nur als Initialen erscheinen.

Die über den Verlauf von 33 Jahren in Erinnerungstexten gespiegelte Geschichte der Deutschen Abteilung des Staatstheaters in Hermannstadt, von der legendären ersten Premiere mit Bertolt Brechts „Mutter Courage“ am 12. August 1956 im Garten des Ursulinenklosters in Hermannstadt bis zur letzten mangels Publikum gescheiterten Ausfahrt des Schauspielerehepaars Rosemarie Müller und Christian Maurer nach Großau mit dem Lustspiel „Casanova auf Schloss Dux“ will keine objektive sein. „… was aber würde der Wahrheit blankes Vogelskelett gegen der Dichtung buntes Federkleid sein!“, relativiert Christian Maurer augenzwinkernd die Exaktheit seiner Erinnerung. Das bunte Federkleid der Dichtung schimmert z.B. durch, wenn er die meteorologischen Begleitumstände der Mutter-Courage-Premiere beschreibt: „Mit einmal brüllt ein Donner auf, fährt der Blitz in schöner Gleichzeitigkeit in einen der vielen Ableiter auf dem ­Dächergewirr rings um Kloster und ‚Mönchhofskeller‘, greift der Sturm mächtig in der Nussbäume wogende Kronen …“

Biografisch sei hier aus dem Rückbuchdeckeltext nachgetragen: Christian Maurer ist 1990 im Sog der Abwanderung der Siebenbürger Sachsen mit Frau und Tochter nach Deutschland ausgesiedelt, wo er zeitweise als Museumswärter gearbeitet hat, bevor er arbeitslos und dann Rentner wurde. Inzwischen hat er in Deutschland zwei Gedichtbände („Schöpf Sieb um Sieb vom Regen“, Gedichte eines Siebenbürgers, 2002, und „Vom violetten Spuk“, Balladeske und skurrile Verse, 2013) herausgebracht.

Der Band „Er-fahrene Geschichten aus einer versunkenen Theater-Welt“ kann zum Preis von 21,00 Euro (einschließlich Versand) beim Autor bestellt werden unter der Anschrift: Maurer Christian, Am Säumerberg 18 E, 94136 Thyrnau, Telefon: (08501) 915652.

Rolf Maurer

Schlagwörter: Theater, Buchvorstellung

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