27. Dezember 2014

Deutschlehrerin Erna Zimmermann vor 20 Jahren gestorben

Am 1. Dezember jährte sich zum 20. Mal der Todestag unserer Deutschlehrerin Erna Victoria Zimmermann, die 1994 in Gundelsheim am Neckar starb. Sie gehörte zu jenen Lehrkräften, die sich in der schweren Zeit unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgreich für den Erhalt des Evangelischen Mädchenlyzeums in Hermannstadt einsetzten.
Nachdem es im Januar 1945 mehreren ihrer Schülerinnen geglückt war, der Verschleppung in die ehemalige Sowjetunion zu entgehen, holten sie diese aus ihren Verstecken zurück auf die Schulbank. Vorübergehend unterrichteten sie in Privatwohnungen und Werkhallen, indem sie auf ein Entgelt verzichteten und nicht selten das Risiko eingingen, es mit den neuen Behörden zu tun zu bekommen. Es war die Zeit, als das gesellschaftspolitische System in Rumänien massiv umgestaltet wurde. Was den rechtlichen Status der deutschen Bildungsstätten anging, gab es erhebliche Unsicherheiten. Trotzdem gelang es den Lehrkräften, der oben erwähnten Gruppe von Mädchen und einigen aus der Deportation Heimgekehrten den Weg zum Abitur zu ebnen und ihnen einen guten Abschluss zu sichern. Dass die letzten Jahrgänge des Mädchenlyzeums ihr Abitur vor einer rumänischen Prüfungskommission ablegen mussten, soll nicht unerwähnt bleiben. Die Lehrkräfte des Evangelischen Mädchenlyzeums wurden danach anderen Schulen mit unterschiedlichen Profilen zugeteilt.

Prof. Erna Zimmermann, studierte Germanistin, übernahm für mehrere Jahre den Deutschunterricht an der 1950 in Hermannstadt gegründeten Deutschen Pädagogischen Schule. Mein Jahrgang – der Beginn unserer Ausbildung an dieser Schule zu Grundschullehrern fiel in das Jahr 1952 – bekam Prof. Erna Zimmermann als Deutschlehrerin erst im Herbst 1953, als sie nur noch wenige Jahre vom Ruhestand trennten. Wir durften sie allerdings bis zum Ende unserer Ausbildung im Juni 1956 behalten. Hermannstadt blieb für sie also weiterhin der Ort segensreichen Wirkens, von ihren Schülern wurde sie geliebt und geschätzt.

Ihre Wurzeln lagen in Nordsiebenbürgen, wo sie in Kleinbistritz am 11. September 1904 geboren wurde, als Siebenbürgen noch zu Ungarn gehörte. Der Vater, k. u. k. Offizier, war gebürtiger Banater Schwabe, die Mutter Bistritzerin. Erna Viktoria Zimmermann studierte in den 1920er Jahren Romanistik und Germanistik in Rumänien und ergänzte ihr Studium an deutschen Universitäten. Als junge Professorin unterrichtete sie anfangs in Bistritz, ließ sich aber bald nach Hermannstadt versetzen, um ihr Fachwissen in den Dienst Hermannstädter Schulen zu stellen. Ausgestattet mit der Lehrbefähigung auch für das Fach Rumänisch, eröffnete sie den Schülerinnen des Evangelischen Mädchenlyzeums die Welt der rumänischen Sprache und Literatur und brachte ihnen mit viel Geschick so manchen „Kniff“ im Umgang mit der Landesprache bei. Typisch für sie war aber nicht nur die volle Hingabe für den Lehrerberuf. Sie stand ihrer Mädchenklasse auch außerhalb der Schule in prekären Lebenslagen zur Seite. Außerdem nahm sie sich aufopferungsvoll der Familie ihres im Zweiten Weltkrieg gefallenen Bruders an.

In den 1950er Jahren stellte sie ihr Fachwissen und ihren pädagogischen Takt in den Dienst der zwei Jahre nach der Schulreform (1948) neugegründeten Deutschen Pädagogischen Schule (Lehrerbildungsanstalt)in Hermannstadt, an der anfangs getrennt, in Jungen- und Mädchenklassen, ab Herbst 1953 dann im Gebäude des ehemaligen Ursulinenklosters, in zusammengelegten, also gemischten Klassen, Mädchen und Jungen zu Grundschullehrern ausgebildet wurden. Somit haben auch die Absolventen der Jahrgänge 1954, 1955 und 1956 dieser Bildungsanstalt allen Grund, der allseits beliebten und geschätzten Pädagogin und Deutschlehrerin für ihre Mühe und ihren hingebungsvollen Einsatz dankbar zu sein und ihr ein ehrendes Andenken zu bewahren.

Johann Seiler

Schlagwörter: Gedenken, Lehrerin, Schule, Hermannstadt

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