20. Januar 2015

Ausstellung zu Michael Barners Lebenswerk

Hermannstadt – Sein Name ist nicht unbedingt in aller Munde, und doch verdient der Maler Michael Barner aus Agnetheln ein wenig mehr Aufmerksamkeit als in den letzten Jahren seines Wirken in Siebenbürgen, die ihn endlich auch unter den seinen zumindest als Heimatmaler bekannt machten.
Tatsächlich erstaunt das Repertoire des 1881 geborenen Schuhmachersohns, der bis 1935 vorwiegend im Ausland wirkte und sich nach seiner Rückkehr – krankheitsbedingt – mehr schlecht als recht mit Gelegenheitsaufträgen über Wasser hielt, bis er 1961 in Mediasch verstarb. Barner war nicht nur Maler, sondern auch Zeichner und Dichter, und befasste sich sogar mit Musik. Er schrieb Gedichte in sächsischer Mundart, auf Deutsch, Ungarisch und Rumänisch, und vertonte unter anderem Zigeunerlieder, die Heinrich von Wislocki gesammelt und ins Deutsche übersetzt hatte. Sein abenteuerliches Leben, das ihn zuerst als Beamten nach Ungarn, dann auf eine Budapester Malerschule und schließlich durch ganz Europa führte – München, Paris, den Haag, Amsterdam, Rom, und Berlin, wo er sich dem Studium der Farben, der Aktzeichnung, der Porträtkunst und schließlich der Landschaftsmalerei widmete –, ist in seinen teilweise erhalten gebliebenen Briefen dokumentiert. 1906 machte ihn eine erste Ausstellung in Hermannstadt endlich auch in Siebenbürgen bekannt, 1912 folgte eine zweite. 1935 kehrte der zuletzt in Berlin wirkende Künstler in die Heimat zurück, wo er als freischaffender Künstler arbeitete und unter anderem ein Jahr in einer Roma-Siedlung bei Agnetheln lebte.
Michael Barner „Landschaft. Nach der Ernte“, Öl ...
Michael Barner „Landschaft. Nach der Ernte“, Öl auf Leinwand, 45x98 cm Foto: A. Olănescu
Die Aufarbeitung des vielen Unbekannten aus Michael Barners Wirken hat sich die HOG Agne­-theln seit einiger Zeit zur Aufgabe gestellt. Im März 2015 sollen alle Bilder Barners in einer Ausstellung zu sehen und in einem Katalog zusammengestellt sein. Weil so mancher Barner, der früher in Agnethler Häusern hing, mit der Auswanderung nach Deutschland kam, konnte die HOG nach einem Aufruf bereits rund 260 Bilder aus Museen und Privatbesitz ausfindig machen.

Derweil ist im Kulturhaus „Friedrich Teutsch“ in Hermannstadt noch bis zum 27. Februar 2015 eine Ausstellung zu Michael Barner zu sehen, die die Werke aus dem Harbachtalmuseum in Agnetheln zeigt. Diese gehören größtenteils zur anfänglichen, vielversprechenden Schaffensperiode des Künstlers, die bis etwa 1920 dauerte. Danach gewann sein Nervenleiden Oberhand über sein Leben.

Berühmt sind vor allem seine Farbvisionen: Landschaften aus gleißendem Rot und Gelb, Lichtspiegelungen auf Meereswellen und Möwenflügeln, Erntebilder und Zigeunerwagen. Sein vielseitiges Schaffen zeugt von einer Lust am Leben, die dem Maler, Dichter, Komponisten und leidenschaftlichen Geigenspieler wohl trotz schwerer Krankheit nie abhandengekommen ist.

NM

Einladung

Am 13. März 2015 um 18.00 Uhr findet im Siebenbürgischen Museum in Gundelsheim die Vernissage der Barner-Ausstellung mit Werken aus Privatbesitz statt. Als Weltpremiere werden einige musikalische Werke Michael Barners in Bearbeitung von Prof. Heinz Acker zu Gehör gebracht.

Schlagwörter: Maler, Ausstellung, Agnetheln

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