Eröffnet wurde die Veranstaltung durch den jungen Pianisten Till Hoffmann, der ein Stück von Johann Sebastian Bach darbot. Gisela Abt, Leiterin des Kunstkreises Stuttgart-Möhringen und des Bürgerhauses, begrüßte die Gäste und die Malerin und führte kurz in das Werk von Jutta Pallos-Schönauer ein. Danach folgte die Eröffnungsrede von Alfred Mrass, Stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, der im ersten Teil der Rede darlegte, wie es dazu kam, dass der Verband hier aktiv ist. Danach beleuchtete er Leben und Werk von Jutta Pallos-Schönauer.

Jutta Pallos-Schönauer ist seit vielen Jahren Mitglied unseres Verbandes und ist diesem eng verbunden. Im Haus der Heimat in Stuttgart hängt eines ihrer bekanntesten Bilder („Aussichten“). Auch gehört es zu dem Selbstverständnis der Landesgruppe Baden-Württemberg, Künstler aus Siebenbürgen, seien es konsekrierte Künstler wie Pallos-Schönauer, seien es Hobbykünstler, zu unterstützen. Da Alfred Mrass auch bei der Malerin daheim eingeladen und bei einigen ihrer Ausstellungseröffnungen dabei war, hat er der Bitte der Malerin gerne entsprochen, die Einführungsrede zu halten.

Jutta Pallos-Schönauer wurde 1925 als Tochter von Irene und Norbert Schönauer in Sächsisch-Regen geboren. Die Grundschule und die erste Gymnasialklasse besuchte sie in Mediasch, wo ihr Vater Direktor der Lederfabrik war. Nach dem Tod des Vaters 1937 besucht sie bis 1944 in Sächsisch-Regen die Lehrerbildungsanstalt. Die Familie musste 1944 vor der Roten Armee nach Österreich flüchten und kehrte 1945 zurück, nach Klausenburg. Jutta Pallos-Schönauer studierte 1948 bis 1954 an der Kunstakademie „Ion Andreescu“ Malerei und Grafik und wurde dann freischaffende Künstlerin in Klausenburg. Aus der Ehe mit Stefan Pallos stammt ihre Tochter Christine, ebenfalls künstlerisch tätig. 1986 wanderte die dreiköpfige Familie in die Bundesrepublik aus und ließ sich zuerst in Karlsruhe und ab 2001, nach dem Tod von Stefan Pallos, in Stuttgart nieder. Frau Pallos-Schönauer wurde Mitglied verschiedener Künstlervereinigungen in Deutschland und nahm an einer Vielzahl von Ausstellungen in Deutschland, Europa, Kanada und den USA teil. Zusammen mit jenen aus Rumänien sind das in dem langen Künstlerleben ca. 270 Beteiligungen an Einzel- und Gruppenausstellungen, eine beeindruckende Zahl.

In Möhringen zeigt Frau Pallos-Schönauer ca. 60 Ölbilder, Aquarelle und Pastellbilder. „Sie ist eine siebenbürgische Malerin und eine Malerin Siebenbürgens“, hat sie Georg Aescht in der Kulturpolitischen Korespondenz Nr. 1198 beschrieben. Sie malt und zeichnet alte Bürgerhäuser, romantische Gassen, idyllische und besondere Winkel Treppen, Dächer und Türme aus Hermannstadt, Schäßburg, Mediasch, Kronstadt und Klausenburg. Mittelalterliche Kirchen, Kirchenburgen und Wehrbauten sind ebenfalls anzutreffen. Die Stuttgarter Zeitung vom 6. Juni 2013 schreibt über die Motive der Malerin: „Die Welt und die Kultur der Siebenbürger Sachsen sind auch nach 27 Jahren in Deutschland das feste Fundament ihres Lebens und Schaffens“.

Neben den Stadtansichten hat Frau Pallos-Schönauer auch einen zweiten Themenkreis in der Malerei behandelt. Sie bezeichnet diesen Bereich als „figurale Kompositionen“. In den Bildern werden Probleme aus der Geschichte der Siebenbürger Sachsen angeschnitten. Dieses seit über 850 Jahren im Karpatenbogen siedelnde Volk hat dort ein blühendes Land geschaffen, hat diese deutschen Städte und Dörfer gegen vielerlei äußere Feinde und innere Zerfallserscheinungen verteidigt und hat nun größtenteils Siebenbürgen verlassen. Bei Frau Pallos-Schönauer wirkt die Entscheidung, aus der geliebten Heimat ausreisen zu müssen, bis heute in der Thematik ihrer Werke nach.

Nach der Rede von Alfred Mrass und weiteren Musikstücken von Till Hoffmann wurden die Gäste von Christine Pallos, der Tochter der Jubilarin, eingeladen, die Ausstellungsräume zu besuchen und danach bei Gebäck und Getränk Informationen auszutauschen. Es war ein sehr gelungener Abend, bei dem die siebenbürgische Völkervielfalt eine vertraute und heimische Atmosphäre schaffte.

Die Ausstellung kann bis zum 27. Juni Montag von 15.00 bis 18.00 Uhr im Bürgerhaus Möhringen, Filderbahnhofplatz 32, Stuttgart, oder nach telefonischer Vereinbarung, Frau Abt, Telefon: (07 11) 71 72 48, oder Frau Pallos, Telefon: (07 11) 4 59 63 36, besichtigt werden.

A. M.