11. Juni 2015

120 Jahre Naturwissenschaftliches Museum in Hermannstadt

Am 12. und 13. Mai feierte eine Schar von Mitarbeitern und Mitstreitern in Hermannstadt im Gebäude des Naturwissenschaftlichen Museums in der Harteneckgasse auf den Tag genau einhundertzwanzig Jahre seit der Eröffnung des im neoklassizistischen Stil errichteten Museumsgebäudes. Die gegenwärtige Museumsleitung, allen voran Dr. Rodica Ciobanu, hatte sich bemüht, nicht nur die Ausstellungsräume und den Vortragsraum sowie die darin befindlichen Exponate herzurichten, sondern auch die weiteren Räume der dort tätigen Kustoden und besonders einen großen Teil der Sammlungen dem anwesenden Publikum vorzuführen. Gäste der Jubiläumsveranstaltung waren neben früheren Mitarbeitern des Hauses ehemalige und aktuelle Biologielehrer aus Hermannstadt, darunter Marga Grau, Kurt Clemens und Friedrich Philippi, sowie Mitglieder der Sektion Naturwissenschaften des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL), die speziell aus diesem Anlass aus Deutschland nach Hermannstadt gereist waren.
Der Museumbau wurde 1895 mit einer Dankesrede des damaligen Vorsitzenden des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften, Eduard Albert Bielz, an die Sponsoren und die Erbauer des Hauses mit folgenden Wünschen der Öffentlichkeit übergeben: „dass es eine Heimstätte eifrigster Forschung auf allen Gebieten der vaterländischen Naturkunde und ein Hort ernster wissenschaftlicher Studien, als auch ein Ausgangspunkt der Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse … werde“. Der damals junge Sekretär des genannten Vereins, der spätere Stadtphysikus Dr. Daniel Czekelius, erkannte schon vorher, dass ohne ein entsprechendes Museumsgebäude der Entfaltung der Forschertätigkeit Grenzen gesetzt sind. Die Sammlungen, teilweise bereits einige Jahrzehnte alt in unterschiedlichen Räumen und oft privat in Hermannstadt untergebracht, kamen nun unter ein Dach, wo ihnen ideale Konservierungsbedingungen ermöglicht wurden. Die Sammlungen entfalteten sich mit der Zeit zu einmaligen Beständen mit großem, auch international kaum schätzbarem wissenschaftlichen Wert. Zahlreiche Forscher des In- und Auslandes nutzten die Sammlungen und große Namen der Biologenwelt wie Charles Darwin, Alexander v. Humboldt und Ernst Haeckel waren Ehrenmitglieder des Vereins.
Eröffnung des Hauses des siebenbürgischen Vereins ...
Eröffnung des Hauses des siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt am 12. Mai 1895, historische Aufnahme.
Über die wechselvolle Geschichte der naturwissenschaftlichen Sammlungen des Museums ist einiges geschrieben worden. Dass die Sammlungen im großen Ganzen noch bestehen und sich besonders seit 1970 erweitert haben und in Wert gesetzt wurden, ist den aktiven Kustoden jener Jahre zu verdanken, allen voran dem Ehepaar Erika und Eckbert Schneider, Ingmar Weiss, Ileana Corocleanu und einigen mehr, wie auch dem verstorbenen Biologen Hans Plattner. Die heutigen Kustoden des Museums, alles Fachleute von hoher Kompetenz, haben den Wert der großen Sammlungen vergegenwärtigt und sind sich der 100-jährigen Pioniertätigkeit – mindestens seit der Gründung des Vereins im Jahre 1849 bis zu seiner Auflösung 1948 – der siebenbügisch-sächsischen Naturwissenschaftler, die in mehreren Generationen die Väter der Sammlungen waren, voll bewusst. Die Wertschätzung dieser Forscher aus den letzten 150 Jahren seit der Gründung des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften im Jahr 1849, meist kompetente Laien aus Hermannstadt, aus ganz Siebenbürgen, aber auch aus dem damaligen Ausland, das kam in den Berichten, Wortmeldungen und bei Besichtigung der Sammlungen sichtbar zum Ausdruck.
Zustand des Gebäudes im Mai 2015. Foto: Erhard ...
Zustand des Gebäudes im Mai 2015. Foto: Erhard Graeff
Die Jubiläumstagung umfasste am 12. Mai einige die Sammlungen des Museums betreffende Vorträge, aus denen deren wissenschaftliche, regionale, nationale und internationale Bedeutung deutlich wurde. Dabei ging es um die Vorträge von Rodica Ciobanu: „Der Weg der Sammlungen des Museums von 1819 bis 1895“; Erika Schneider: „Die Geschichte des Naturwissenschaftlichen Museums in Hermannstadt“; Hansgeorg von Killyen: „Neue Daten zur Geschichte der Medizinischen Sektion des Vereins“; Constantin Drăgulescu, „Ghizela Vonica & Erika Schneider: Die botanischen Sammlungen des Museums“; Cristina Stanca Moise, Gabriela Cuzepan: „Die Schmetterlinge des Jungen Waldes in den Sammlungen des Museums“; Iuliana Antonie: „Die Familie der Curculionidae/Rüsselkäfer in den entomologischen Sammlungen des Museums“; Gabriela Cuzepan, Ionuț Tăușan, Eckbert Schneider, Sergiu Török: „Die entomologischen Bestände des Museums“; Liviu Pripon: „Die heute im Museum vorhandenen zoologischen Sammlungsstücke“ und Rodica Ciobanu: „Die mineralogisch-petrographischen und paläontologischen Sammlungen des Museums“.

Am zweiten Tag fand eine Exkursion mit kulturhistorischen und biologischen Zielen statt und zwar in ein Seitental der Großen Kokel bei Kleinkopisch, zu den Kirchenburgen und Dörfern von Wurmloch und Mortesdorf sowie zu den Rutschungshügeln bei Mortesdorf.

Die Veranstaltung war insgesamt ein erfolgreiches Ereignis, durch das der Öffentlichkeit vor Ort die Bedeutung der wertvollen Sammlungen bewusst gemacht wurde und dadurch Initiativen wie die Aufarbeitung und Inwertsetzung der Sammlungen in Zukunft weiterhin erfolgen soll.

Hansgeorg v. Killyen

Schlagwörter: Naturwissenschaften, Museum, Hermannstadt, Jubiläum

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