20. August 2015

„Forum: Rumänien“: Buchreihe des Verlages Frank & Timme

Wenn eine Buchreihe über Rumänien innerhalb weniger Jahre auf fast 30 Bände anwächst, so ist dies bemerkenswert und eine regelmäßige Berichterstattung wert. Kennzeichen der Buchreihe „Forum: Rumänien“ sind deren thematische Breite, der aktuelle Bezug sowie die zeitliche Nähe, mit welcher der wissenschaftliche Diskurs in Rumänien einem interessierten Publikum im deutschen Sprachraum zugänglich gemacht wird.
In der Siebenbürgischen Zeitung wurde über die ersten elf Bände dieser Reihe berichtet (Folge 6 vom 15. April 2011, Seite 5); mit der heutigen Vorstellung der seither erschienenen Bücher wollen wir daran nahtlos anschließen. Eine Rezension aller seither erschienenen Bände ist schon aus Platzgründen nicht möglich. Die nachfolgende Aufzählung mag ein zugegebenermaßen ungenügender Ersatz dafür sein. Abschließend wird beispielhaft ein kürzlich erschienener Band etwas ausführlicher vorgestellt.

Seit der letzten Vorstellung in dieser Zeitung sind folgende Neuerscheinungen in der Reihe „Forum: Rumänien“ zu verzeichnen:

Band 12: Thede Kahl/Larisa Schippel (Hrsg.): „Leben in der Wirtschaftskrise – Ein Dauerzustand?“, 236 Seiten, Preis: 29,80 Euro, ISBN 978-3-86596-395-6

Band 13: Mirela Luminița Murgescu: „Vom ‚guten Christen‘ zum ‚tapferen Rumänen‘. Die Rolle der Primarschule bei der Herausbildung des rumänischen Nationalbewusstseins 1831–1878“, 322 Seiten, Preis: 29,80 Euro, ISBN 978-3-86596-405-2

Band 14: Elisabeth Berger: „Rezeption österreichischer Literatur in Rumänien 1945–1989“, 232 Seiten, Preis: 29,80 Euro, ISBN 978-3-86596-506-6

Band 15: Maren Huberty/Michèle Mattusch/Valeriu Stancu (Hrsg.): „Rumänien – Medialität und Inszenierung“, 284 Seiten, Preis: 39,80 Euro, ISBN 978-3-86596-473-1

Band 16: Katharina Kilzer/Helmut Müller-Enbergs (Hrsg.): „Geist hinter Gittern. Die rumänische Gedenkstätte Memorial Sighet“; 216 Seiten, Preis: 29,80 Euro, ISBN 978-3-86596-546-2

Band 17: Constanța Vintilă-Ghițulescu: „Im Schalwar und mit Baschlik. Kirche, Sexualität, Ehe und Scheidung in der Walachei des 18. Jahrhunderts“, 362 Seiten, Preis: 49,80 Euro, ISBN 978-3-86596-437-3

Band 18: Andrei Oișteanu: „Rauschgift in der rumänischen Kultur: Geschichte, Religion und Literatur“, 500 Seiten, Preis: 59,80 Euro, ISBN 978-3-7329-0029-9

Band 19: Adrian Majuru: „Stadt der Verlockungen. Das vormoderne Bukarest zwischen Orient und Europa“, 226 Seiten, Preis: 29,80 Euro, ISBN 978-3-7329-0018-3

Band 20: Gerhard Köpernik: „Faschisten im KZ. Rumäniens Eiserne Garde und das Dritte Reich“, 290 Seiten, Preis: 39,80 Euro, ISBN 978-3-7329-0089-3

Band 21: Lucian Boia: „Fallstricke der Geschichte. Die rumänische Elite von 1930 bis 1950“, 346 Seiten, Preis: 39,80 Euro, ISBN 978-3-7329-0048-0

Band 22: Lucian Boia: „Die Germanophilen. Die rumänische Elite zu Beginn des Ersten Weltkrieges“, 368 Seiten, Preis: 49,80 Euro, ISBN 978-3-7329-0115-9

Band 23: Roman Hutter: „Revolution und Legitimation. Die politische Instrumentalisierung des Umbruchs 1989 durch die Postkommunisten in Rumänien“, 150 Seiten, Preis: 19,80 Euro, ISBN 978-3-7329-0052-7

Band 24: Thede Kahl/Peter Mario Kreuter/Christina Vogel (Hrsg.): „Culinaria balcanica“, 380 Seiten, Preis: 49,80 Euro, ISBN 978-3-7329-0138-8

Band 25: Victor Neumann: „Die Interkulturalität des Banats“, 164 Seiten, Preis: 24,80 Euro, ISBN 978-3-7329-0116-6

Band 26: Maria Irod: „Dieter Schlesak zwischen Moderne und Postmoderne“, 278 Seiten, Preis: 29,80 Euro, ISBN 978-3-7329-0144-9

Band 27: Lucian Blaga: „Die transzendente Zensur“, aus dem Rumänischen übersetzt von Rainer Schubert, 228 Seiten, Preis: 29,80 Euro, ISBN 978-3-7329-0161-6

Beispielhaft sei das Buch „Die Germanophilen“ von Lucian Boia (Band 22 der Reihe) kurz vorgestellt, in dem der Autor – zeitlich passend zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren – ein kontroverses Thema rund um den Kriegseintritt Rumäniens in diesen Krieg aufgreift. In der rumänischen Geschichtsschreibung hält sich bis heute der Mythos, dass am Vorabend des Ersten Weltkriegs die Rumänen – bis auf wenige Ausnahmen unter den Politikern – einhellig das „nationale Ideal“ vertreten hätten: man sei in den Krieg gegen Österreich-Ungarn (und die verbündeten Mittelmächte) eingetreten, um sich mit Siebenbürgen und weiteren auch von Rumänen besiedelten Gebieten zu vereinigen. Die Presse und andere Dokumente jener Zeit zeigen jedoch, dass ein großer Teil der intellektuellen und politischen Elite Rumäniens für einen anderen Weg plädierte. Boia stellt diese „Germanophilen“, ihre Überzeugungen, Beweggründe und Argumente vor. Er zeigt, wie sie sich während der Besatzung durch die Mittelmächte verhielten und wie sie mit dem Sieg der „Gegner“ umgingen. Der an der Universität Bukarest lehrende Professor Lucian Boia gehört zu den produktivsten, aber auch umstrittenen Historikern Rumäniens. Seine Bücher erreichen – für eine wissenschaftliche Publikation und angesichts des vergleichsweise kleinen rumänischen Buchmarkts – hohe Auflagen, er ist regelmäßiger Gast bei Buchmessen und Gesprächsrunden.

Vermutlich können sich nur jene, die an der Produktion von Büchern im weitesten Sinne mitwirken, vorstellen, welcher nicht nur zeitliche Aufwand nötig ist, um so viele Bände in vergleichsweise kurzer Zeit auf den Markt und an den Leser zu bringen. Dies gilt auch, wenn es sich – wie bei „Forum: Rumänien“ – teilweise um Übersetzungen von in Rumänien bereits erschienenen Studien handelt. Besonders gewürdigt werden muss daher die Arbeit der beiden Herausgeber der Buchreihe (Thede Kahl und Larissa Schippel) sowie des Verlages Frank & Timme; bei letzterem soll insbesondere Dr. Karin Timme als treibende Kraft genannt werden. Hervorzuheben ist auch, dass die Bücher nur dank Förderung und Sponsoren erscheinen können; in erster Linie ist dabei das Rumänische Kulturinstitut (www.icr.ro) zu nennen. Auch die Übersetzer leisten harte und gute Arbeit; dass dabei viele Nachwuchskräfte eingebunden werden, ist es wert, erwähnt zu werden. Abschließend bleibt nur der Wunsch, dass die Reihe in dem jetzt vorgelegten hohen Tempo fortgesetzt werden kann.

uk

Schlagwörter: Buchreihe, Rumänien, Berlin

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