28. September 2015

Größtes Klassik-Ereignis Rumäniens

Die 22. Auflage des internationalen Klassik-Festivals „George Enescu“ hat in den ersten drei September-Wochen rund 3000 Musiker aus dem In- und Ausland sowie 20000 ausländische Zuhörer in die Bukarester Konzertsäle gebracht. Schon beim Start des Online-Vorverkaufs Anfang des Jahres verzeichnete das Festival Rekorde: Sämtliche Abos und Einzelkarten für die meisten Konzerte waren innerhalb von wenigen Minuten nach Freischaltung ausverkauft.
Selbst wenn die renommierteste Konzertreihe Rumäniens gegenüber den bisherigen Auflagen um eine Woche gekürzt wurde, spielten auch in diesem Jahr einige der besten Orchester der Welt auf den Bühnen der rumänischen Hauptstadt, etwa das Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam, die Staatskappelle Dresden, die San Francisco Symphony, das Ensemble der Bayerischen Staatsoper, die Wiener Philharmoniker und das Sankt Petersburg Philharmonic Orchestra, sowie als Solisten Anne-Sophie Mutter, David Garrett, Murray Perahia, Elisabeth Leonskaja und viele andere. Barockmusik, Musik der Gegenwart, Orchester- und Vokalwerke, Kammermusik, Oper und Tanz sowie Kompositionen des Festival-Namensgebers George Enescu standen auf dem Programm. Einige (leider sehr wenige) Konzerte wurden auch in Temeswar, Jassy, Hermannstadt, Kronstadt, Bacău und Ploiești dargeboten.

Was dem Festival jedoch nach wie vor fehlt, ist ein entsprechender großer Konzertsaal in der Hauptstadt. Die seit vielen Jahren genutzte „Sala Palatului“ (Palastsaal) verfügt über eine mangelhafte Akustik und wird von vielen Musikern kritisiert, die hier auftreten. Dass es noch nicht möglich war, einen neuen Konzertsaal bauen zu lassen, bemängelte auch der bisherige Leiter des Festivals, Ioan Holender, der in diesem Jahr zum letzten Mal die Konzertreihe koordiniert hat. Der Temeswarer war von 1992 bis 2010 der langjährigste amtierende Direktor der Wiener Staatsoper und leitete ein Jahrzehnt das Bukarester Klassik-Ereignis.
Das Konzerthausorchester Berlin unter Horia ...
Das Konzerthausorchester Berlin unter Horia Andreescu begleitete den Pianisten Rudolf Buchbinder auf der Bühne des Bukarester Athenäums. Foto: Christine Chiriac
Bei der nächsten Auflage (2017) übernimmt der namhafte Dirigent Zubin Mehta die Ehrenpräsidentschaft der Konzertreihe. Er ist 1981 zum Generalmusikdirektor auf Lebzeiten der Israel Philharmonic Orchestra gewählt worden und war der erste Dirigent, der die drei Startenöre Luciano Pavarotti, Placido Domingo und Jose Carreras für einen gemeinsamen Auftritt begeistern konnte. Mehta dirigierte schon 1964 im Rahmen des Enescu-Festivals. An seiner Seite wird ab 2017 als künstlerischer Festivalleiter der Generalmusikdirektor des London Philharmonic Orchestra, Vladimir Jurowski, stehen.

Zu den Höhepunkten des diesjährigen Spielplans gehörte zweifellos das Konzert der Berliner Philarmoniker unter Sir Simon Rattle am 3. September. Die Philharmoniker nahmen zum ersten Mal an den Festspielen teil, nachdem laut Organisatoren 15 Jahre lang Verhandlungsgespräche geführt worden waren. Elf Tonnen Ausrüstung wurden allein für dieses Konzert nach Bukarest transportiert – die schwerste Ausstattung der Festivalgeschichte. Doch es hat sich gelohnt: Nach dem Erfolg in Bukarest beschloss die Leitung des hochkarätigen Orchesters, 2019 erneut in Rumänien zu konzertieren.

Das 1958 gegründete Festival „George Enescu“ ist die wichtigste Kulturveranstaltung Rumäniens und rangiert unter den fünf bedeutendsten Klassik-Festspielen in Europa. Bei der nächsten Auflage soll eine Neuinszenierung von Enescus Oper „Oedipe“ unter der musikalischen Leitung von Vladimir Jurowski präsentiert werden. Ebenfalls zugesagt haben das Ensemble des berühmten Opernhauses „Teatro alla Scala“ aus Mailand und der Starpianist Lang Lang.

Christine Chiriac

Schlagwörter: Festival, Musik, Bukarest, Enescu

Bewerten:

21 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.