14. November 2015

Vortragsabend über die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen

Im voll besetzten Zuschauerraum im Stuttgarter Haus der Heimat wurde es still. Der langjährige Kulturreferent des Landesverbandes Baden-Württemberg, Siegfried Habicher, wurde mit einer Urkunde für seine vielfältige und engagierte Arbeit verabschiedet und sein Nachfolger Helmut Wolff stellte den vortragenden Referenten Wilhelm Andreas Baumgärtner vor. Als Historiker und Journalist ist er durch eine Reihe von Büchern zur siebenbürgischen Geschichte bekannt geworden.
Wilhelm Andreas Baumgärtner räumte mit der Vorstellung auf, die Siebenbürger Sachsen seien in einem Treck, ähnlich den amerikanischen Siedlern, ins verheißungsvolle Land gezogen. Es gebe keine Belege, keine Dokumente wie Schenkungs-, Kauf- oder Verkaufsurkunden, die diese Vorstellung stützten. Der Referent strukturierte seinen Vortrag mit Fragen wie „Warum heißt sein Buch ‚Der vergessene Weg‘?“, „Was spricht gegen die klassische Ansiedlungstheorie?“, „Kennen wir einige Siedler sogar persönlich?“, „Warum sind die Siedler gekommen?“, „Wie groß war ihre Zahl?“. Fehlende Belege, freie Siedlungsgebiete in Mittel- und Osteuropa, archäologische Funde, baugeschichtliche Erkenntnisse und kirchliche Strukturen sprächen gegen die Annahme, dass ein Siedlertreck aus dem Rheinland nach Siebenbürgen gekommen sei.

Baumgärtner prüfte die Ansiedlungstheorie des Hermannstädters Horst Klusch: Etwa 10000 Männer, Frauen und Kinder, Teil des ersten Kreuzzuges, ausgerufen von Papst Urban II. am 27. November 1095, kamen nie im gelobten Land an, sondern zogen nach einer kurzen Gefangenschaft des byzantinischen Kaisers von der Balkanhalbinsel an den südlichen Karpatenrand, um im Bistum Milkow Asyl zu suchen. Wie kamen die Siedler nach Siebenbürgen? Der ungarische König Geisa II. holte sie aus der Walachei nach Siebenbürgen. Aus Kreuzfahrern wurden Siedler. Diese These wurde ausführlich mit vielen Details aus der Verwaltungsgeschichte und der Sprachforschung gestützt.

Überlegungen, wie die Sachsen zu ihrem Namen kamen oder wie Siebenbürgen zu seinem Namen kam, beendeten den interessanten Vortrag. Begleitende und gut ausgesuchte historische Zeichnungen und gegenwärtige Fotos aus Siebenbürgen, ausgewählt von Helmut Wolff, ergänzten das Referat. Am Schluss fand ein reges Gespräch mit interessierten Zuschauern statt, die dankbar die neuen Impulse aufnahmen.

Heidemarie Bonfert

Schlagwörter: Stuttgart, Vortragsreihe, Siebenbürgen, Geschichte

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