24. November 2015

Georg Aescht über die rumäniendeutsche Literatur der Gegenwart

Die Gäste im Saal wissen wohl, dass sie ein schwieriges Thema erwartet. Renate Kaiser begrüßt sie und stellt den Referenten vor. Georg Aescht wurde 1953 in Zeiden geboren. Nach dem Studium der Germanistik und Anglistik in Klausenburg unterrichtete er dort als Deutschlehrer an einem deutschen Gymnasium und arbeitete mit an Lehrbüchern für deutsche Literatur (Muttersprache). Es folgten literaturkritische Publikationen und Übersetzungen aus dem Rumänischen wie auch aus dem Englischen.
1984 siedelte er mit Frau und Tochter nach Deutschland um und arbeitete als Korrektor und Abteilungsleiter in einer Setzerei in Bonn. Seit 1991 ist er Redakteur bei der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat (Deutsche Kultur im östlichen Europa), ebenfalls in Bonn, seit Kurzem auch Redakteur der Spiegelungen, Zeitschrift des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er publiziert Literatur- und Kunstkritik, Essayistik, hält Vorträge zu vornehmlich rumäniendeutscher Literatur, übersetzt aus dem Rumänischen: Norman Manea, Andrei Pleșu, Gabriela Adameșteanu … Er bearbeitete das Manuskript von Otto Depner über dessen Zeit im Gefängnis.

Georg Aescht in München. Foto: Udo Buhn ...
Georg Aescht in München. Foto: Udo Buhn
Wir hören einen gnadenlos ehrlichen Vortrag darüber, warum rumäniendeutsche Autoren, obwohl viele durchaus sehr gut schreiben, auf dem deutschen Büchermarkt nur geringe Chancen haben. Wir erfahren von ihrer Selbstrechtfertigung und Selbstbehauptung. Er spricht über Wittstock, Zillich, Bergel, Hodjak, Söllner … Fehlt unseren Autoren eine gewisse Bescheidenheit? Oder fehlt ihnen das richtige Selbstbewusstsein? Sie tragen immer noch (wie wohl wir alle) ihre ganze Vergangenheit mit sich herum, sind geprägt durch ihr 850-jähriges Deutschtum in einem fremden Land, mit einer Identität des Herausragens (was hier und heute nicht gut ankommt). Und dann hat der Nobelpreis an Herta Müller ihnen auch noch den Exotenstatus geraubt … Seither gehören sie dazu; sie sind angekommen in der deutschen Literaturszene, sie sind nichts Besonderes mehr. Müller: „Angekommen wie nicht da!“ Aescht: „Als Exoten waren sie willkommen. Erfahren, was sie zu sagen haben, will man eigentlich nicht.“

Das Publikum dankte mit großem Applaus. Es folgten Fragen und Kommentare, die bewiesen, mit wie viel Aufmerksamkeit die Hörer dabei waren. Renate Kaiser dankte dem Referenten für seinen überaus interessanten Vortrag, wies auf seine großartige Sprache hin und auf seine Fähigkeit, schwierige Themen genau zu durchleuchten. „Wir freuen uns auf ein nächstes Mal.“ Der Vortrag war kostenlos. Wir danken dem Haus des Deutschen Ostens für die freundliche Unterstützung dieser Veranstaltung.

Schlagwörter: Vortrag, rumäniendeutsche Literatur, München, Aescht

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