15. Dezember 2015

„Es war eine bitter harte Sache“

In dem 90-minütigen Dokumentarfilm „Ein Pass für Deutschland“ behandelt der Regisseur Răzvan Georgescu den Freikauf der Rumäniendeutschen aus dem kommunistischen Rumänien. Zu dem Filmabend mit anschließender Diskussion im Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf am 3. Dezember waren rund 50 Interessierte – darunter viele Siebenbürger Sachsen – gekommen. Seitens der Veranstalter, Gerhart-Hauptmann-Haus und der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, begrüßten deren Leiter Direktor Prof. Dr. Winfried Halder bzw. Landesvorsitzender Rainer Lehni das Publikum sowie den Filmemacher Răzvan Georgescu und Dr. Heinz Günther Hüsch.
Zwischen 1968 und 1989 gab es ein geheimes Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Rumänien. Gegen Zahlung von Devisen ließ der kommunistische Staat seine Deutschen ausreisen. Der Film von Răzvan Georgescu basiert auf Gesprächen mit Dr. Heinz Günther Hüsch, dem Verhandlungsführer auf deutscher Seite. In dem Film kommen Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben zu Wort, aber auch Vertreter der rumänischen Gegenseite. Neben dem Freikauf durch die Bundesrepublik kamen auch die zusätzlichen Schmiergeldzahlungen an die rumänischen Behörden und Securitate ausführlich zur Sprache. Der Film wurde mittlerweile mit vier Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Förderpreis des Donauschwäbischen Kulturpreises.
Gesprächsrunde nach der Filmvorführung in ...
Gesprächsrunde nach der Filmvorführung in Düsseldorf: Răzvan Georgescu, Prof. Dr. Winfried Halder, Dr. Heinz Günther Hüsch (von links nach rechts). Foto: Rainer Lehni
Im Anschluss an die Filmvorführung standen der Filmemacher Răzvan Georgescu und Dr. Heinz Günther Hüsch Rede und Antwort. Die Ausführungen von Dr. Hüsch hörten sich teilweise wie ein richtiger Spionagefilm an. Auf Grund seiner 313 Verhandlungen zwischen 1968 und 1989 zahlte die Bundesrepublik in diesen 22 Jahren zwischen 1,5 und 3 Milliarden DM für die Ausreise von etwa 226000 Deutschen aus Rumänien. „Es war eine bitter harte Sache“, sagte Dr. Hüsch über diese Verhandlungen, in deren Verlauf insgesamt sechs Verträge abgeschlossen wurden. Hüsch bedauert einerseits, dass Rumänien durch die Aussiedlung einen kulturellen wie wirtschaftlichen Verlust erlitten hat, andererseits habe sich die Bundesregierung damals für die Freiheit entschieden.

Die Gesprächsrunde ging viel zu schnell vorbei, zum Ende resümierte Prof. Dr. Halder, dass man „ein spannendes Stück Zeitgeschichte“ erlebt hat.

Rainer Lehni

Schlagwörter: Filmvorführung, Düsseldorf, Freikauf, Diskussion

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Neueste Kommentare

  • 15.12.2015, 11:55 Uhr von Heiderose: Herzlichen Dank an Herrn Dr.Günther Hüsch, dass er trotz allem noch das Ganze an die Öffentlichkeit ... [weiter]

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