19. Dezember 2015

Zwei Gedichte von Friedrich Schuster

Die zwei Gedichte – Härwestsonett (Herbstsonett) und Erännerunge fållen... (Erinnerungen bröckeln) – gehören einem Zyklus von Herbstgedichten an. Friedrich Schuster, der aus Kerz herkommt, wurde am 12. November 65 Jahre alt. Er veröffentlichte Gedichte, Prosa und Theaterstücke in Mundart.
2007 erschien sein Gedichtband Äm Härwestwängd (Honterusverlag, Hermannstadt). Im selben Jahr gab er die Gedichte Viktor Kästners heraus (Drå Wängsch), 2011 die Erinnerungen und Tagebücher des Kerzer Pfarrers und Liederdichters Karl Reich (Wie der Krieg auch zu uns kam). Zurzeit arbeitet er an der Herausgabe von rumänischen Gedichten des aus Kerz stammenden Lehrers und Partisanen Remus Budac sowie eines Bandes mit sächsischen Sagen und Märchen, die Schuster in den 1970er und 1980er Jahren in Siebenbürgen aufzeichnete. Beide Bände werden vermutlich nächstes Jahr erscheinen.

Härwestsonett

Wunn Härwestkiëgder, Härwestknorze rëifen,
sich schwårz uch ruit verfärwen, huintschsess schmåcken,
wu Schlihneståcheln ållest blādich stëichen,
drou wäll der Mängsch nor ārnten, nämih håcken.


Wunn Härweststurm uch Stroußestūf sich fåingden,
verluira Blädder än den Ūge späjeln,
wu Spännen ärär Fädem fëister båingden,
drou pisert schuin der Wiënggīst än dem Lëijeln.


Meng Zëihre roffen ich nouch īst zesummen,
’er jëider gin ich drou en Härwestnumen, begruowe se wai äng ä miëngem Bāsem.


Und alle Wuirter, dai ich bäs dūn säcken,
und alle Såingden, dai de Räck mer bäcken,
verstëichen ich ångder dem Wänkterwāsem.


Worterklärung
Härwestknorzen: Herbstbeeren
pisert: gärt, zischt
Wänkterwāsem: Winterrasen, Grasnarbe
Herbst im Fogarascher Gebirge (Tal am Gemsensee). ...
Herbst im Fogarascher Gebirge (Tal am Gemsensee). Das Foto, von Friedrich Schuster geschossen, erschien auch als Ansichtskarte innerhalb einer Serie von acht Karten, die 2014 von der Initiative Kerz herausgegeben wurde.

Erännerunge fållen ...

Äm Härwest fållen es de Erännerungen ois den Hoingden
und verdīle sich wai der Kloukeklång än de Gåssen, wou se fruëi sen uch nemestre mih gehīren.


Erännerunge sen āschäldich, wu se es durch de Fåinger rännen,
Fårwespiller fëi se än, låde se sich åf de Flijel
und drō se vu Brōkfëild ze Brōkfëild ze Brōkfëild...


Worterklärung
Fårwespiller: Schmetterlinge
Brōkfëild: Brachfeld

Schlagwörter: Gedicht, Mundart, Mundartlyrik, Schuster, Kerz

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