14. April 2016

Ein Kulturbotschafter Deutschlands: Nachruf auf Dr. Phil. Egon Dahinten

Dr. phil. Egon Dahinten ist es als Gründer und Leiter deutscher Kulturinstitute gelungen, die menschliche und politische Glaubwürdigkeit Deutschlands zurückzugewinnen, die durch die Nationalsozialisten stark beschädigt worden war. Der Siebenbürger Sachse und seine Frau, Dr. phil. Gisela Dahinten, setzten sich erfolgreich ein, im Ausland stets neue Freunde für die Bundesrepublik Deutschland zu gewinnen (siehe Artikel in der Siebenbürgischen Zeitung vom 15. September 2004, Seite 7). Am 13. Februar 2016 ist Egon Dahinten im Alter von 91 Jahren in Passau friedlich für immer eingeschlafen. Sein Schulfreund Dr. Heinrich Plattner erinnert sich.
Wir begegneten Egon Dahinten erstmals in der Oberstufe der deutschen Gymnasiums, der Brukenthalschule, in Hermannstadt. Am 8. April 1924 in Mühlbach geboren, war er uns, seinen Mitschülern wegen seines Humors und seiner Schlagfertigkeit gleich sympathisch. Er zeigte eine besondere Hinwendung zur Literatur, las viel und schrieb auch. Allgemein bekannt, auch über die Schule hinaus, wurde er durch seine schöne Singstimme, Stimmlage Bass-Bariton, durch die er eine der Stützen des Schulchores wurde, aber noch mehr, wenn er bei größeren Schulveranstaltungen in der Öffentlichkeit auftrat und die damals bekannten Melodien sang und auch deren Komponisten imitierte. Nach Ablegen des Abiturs wurde er, wie wir alle, in die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges mit hineingerissen. Er studierte zunächst Pädagogik an der Kant-Hochschule in Braunschweig und danach Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte und Geographie in Göttingen, wo er seine spätere Frau Gisela kennen lernte, die Anglistik studierte. Das Studium schlossen beide mit Promotion ab und bewarben sich beim Goethe-Institut. Die erste ausländische Tätigkeit führte das Ehepaar 1958 nach Teheran, wo Egon Leiter des dortigen Institutes wurde. Während der fünfjährigen Tätigkeit lernten beide perfekt Persisch und waren dadurch in der Lage, Auftritte im iranischen Fernsehen zu organisieren und durchzuführen. Die nächste berufliche Tätigkeit bei einem Goethe-Institut führte sie in das norwegische Bergen und nach einer einjährigen Zwischenstation in Bonn nach Stockholm (sieben Jahre). Es folgten Einsätze an den Goethe-Instituten in New York (drei Jahre) und Mailand (vier Jahre). Nach 21-jähriger Auslandstätigkeit in fünf kulturell ganz unterschiedlichen Ländern wechselte Egon Dahinten 1979 an das Goethe-Institut der Universitätsstadt Passau.

Egon sprach zuletzt neun Sprachen. Er war auch derjenige von uns, der nach seiner Versetzung an die Brukenthalschule die Staatssprache Rumänisch akzentfrei beherrschte. Die Erklärung hierfür war, außer seinem besonderen Sprachtalent, dass er, als Offizierssohn, wegen des ständigen Ortswechsels seines Vaters rumänische Schulen besuchte. Einen besonderen Eindruck, bezüglich seiner persischen Sprachkenntnisse, hinterließ er als wir bei einem Klassentreffen, in Freiburg im Breisgau einen Stadtrundgang machten und dabei auf einen Gedenkstein stießen, der einen längeren Text in persischer Sprache enthielt. Egon las den Text, übersetzte ihn für uns und zeichnete danach Sätze daraus mit Kreide auf das Gehsteigpflaster. Am 13. Februar 2016 ist er im Alter von 91 Jahren in Passau friedlich für immer eingeschlafen. Wir, das sind die noch lebenden Schulfreunde, trauern um Egon, denn wir haben in ihm einen echten und von uns allen sehr geschätzten Freund verloren.

Dr. Heinrich B. Plattner

Schlagwörter: Nachruf, Dahinten, Brukenthalschule, Hermannstadt

Bewerten:

10 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.