26. April 2016

Online-Zeitschrift "Euxeinos" dokumentiert Geschichte und Gegenwart der Rumäniendeutschen

Die kürzlich erschienene 19./20. Ausgabe der Online-Zeitschrift „Euxeinos“ ist der deutschen Minderheit in Rumänien gewidmet. Die in englischer Sprache erscheinende Online-Zeitschrift wird vom an der Universität St. Gallen (Schweiz) ansässigen Center for Governance and Culture in Europe herausgegeben; die redaktionelle Gesamtverantwortung liegt bei Maria Tagangaeva.
Die Zeitschrift kann kostenlos herunter geladen werden (www.euxeinos.ch), auch kann unter euxeinos [ät] unisg.ch ein Newsletter abonniert werden, der über das Erscheinen neuer Ausgaben informiert. Bisherige Ausgaben hatten als Schwerpunkte unter anderem das Schwarze Meer oder den Kommunismus in Rumänien.

Die Zeitschrift eröffnet mit einem Vorwort des für diese Ausgabe verantwortlichen Gastredakteurs Daniel Ursprung, der das gestiegene Interesse für die Deutschen in Rumänien auf Ereignisse mit weltweitem (Medien-)Echo zurückführt, so etwa die Auszeichnung von Herta Müller mit dem Literaturnobelpreis und die Wahl von Klaus Johannis zum Staatspräsidenten Rumäniens. Vom selben Autor – er ist Historiker an der Universität Zürich und hat mehrfach zu Siebenbürgen publiziert – stammt der historische Überblick über die deutschen Volksgruppen im heutigen Rumänien. Auf einen zeitlich begrenzten, aber in seinen Auswirkungen verheerenden Abschnitt dieser Geschichte geht der an der Klausenburger Universität lehrende Historiker Ottmar Trașcă ein: die Deutsche Volksgruppe in Rumänien (1940-1944) unter der Führung von Andreas Schmidt.

Gleich drei Beiträge beschäftigen sich mit einem weiteren einschneidenden Ereignis in der Geschichte der Deutschen Rumäniens, der Deportation in die Sowjetunion. Unter dem Titel „The Deportation of Germans from Romania to Forced Labor in the Soviet Union“ erläutert die Hermannstädter Publizistin Hannelore Baier die historischen Fakten. Am Beispiel zweier Banater Schwaben veranschaulicht der aus Bistritz stammende und in Freiburg lebende Militärhistoriker Günter Klein das Schicksal der Deportierten: „The Deportation of the Romanian Germans to Forced Labor in the Soviet Union 1945-1949: The Example of the Siblings Elisabeth and Johann Weber from Hodoni in the Banat“. Der in Sofia lehrende Cristian Cercel hat die Erinnerungsliteratur über die Deportation untersucht und seine Erkenntnisse unter dem Titel „Romanian Germans and the Memory of the Deportation to the Soviet Union“ veröffentlicht.

Die Aktionsgruppe Banat, zu der auch die spätere Nobelpreisträgerin Herta Müller gehörte, steht im Mittelpunkt des Beitrags von Markus Bauer (Berlin) unter dem Titel „Literary Experiments under a Dictatorship – the Banat Action Group in Timisoara“. Florian Kührer-Wielach, neuer Direktor des Instituts für Kultur und Geschichte der Deutschen in Südosteuropa (München), greift ein immer noch bzw. wieder sehr virulentes Thema auf: Die Verstrickung von Deutschen aus Rumänien in die Tätigkeit des Geheimdienstes. Unter „The Romanian Germans and the Securitate Heritage. An Outline of the Problem and Research Potential“ schildert Kührer-Wielach den derzeitigen Stand der Erkenntnisse und die Forschungsmöglichkeiten.

Die Brücke in die Gegenwart schlägt Benjamin Jósza, Geschäftsführer der Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien: „Between their Will for Self-assertion and Securing their Livelihood. Challenges for the German Minority in Romania in the 21st Century – the Example of Hermannstadt/Sibiu“.

Die Beiträge wurden von Michael Dobbins ins Englische übertragen; die Übersetzungen sind inhaltlich sehr gelungen und gut lesbar. Die dank der Initiative von Daniel Ursprung herausgegebene Euxeinos-Ausgabe über die Rumäniendeutschen ist ein wichtiger Beitrag, Informationen über diese Volksgruppen im englischsprachigen Raum zu verbreiten und den aktuellen Forschungsstand zu ausgewählten Themen zu dokumentieren. Es ist zu wünschen, dass die im weltweiten Netz abrufbare Veröffentlichung insbesondere in akademischen Kreisen zu einer weiteren Beschäftigung mit der Geschichte und Gegenwart der Deutschen im heutigen Rumänien anregt.

uk

Schlagwörter: Zeitschrift, Zeitgeschichte, Rumäniendeutsche

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