9. Juni 2016

Fotoausstellung beim Heimattag: Der Erste Weltkrieg in Siebenbürgen

Das Kunstgewölbe im Spitalhof in Dinkelsbühl war am Pfingstwochenende Schauplatz für den Kriegsschauplatz Siebenbürgen im Ersten Weltkrieg. Die hier im Rahmen des Heimattages gezeigten 100 Jahre alten Aufnahmen stammen aus dem Fototagebuch des deutschen Offiziers Bernhard Dormeier, der am 7. September 1916 mit seinem Goslarer Jäger-Bataillon nach Sieben­bürgen abkommandiert wurde. Am 27. August 1916 hatte das Königreich Rumänien Österreich-Ungarn den Krieg erklärt und Truppen in Siebenbürgen einmarschieren lassen. Deutsche Verbände wurden in der Folge zur Unterstützung der k. u. k. Armee nach Rumänien beordert. Bern- ­hard Dormeier erstellte während seines Kriegseinsatzes in Siebenbürgen und Rumänien ein persönliches Fototagebuch, das in Form von 44 Großbilddiapositiven erhalten geblieben ist. Sie sind seit 1990 im Besitz des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim.
Der Stellvertretende Bundesvorsitzende Rainer Lehni begrüßte die Gäste der Ausstellungseröffnung, ehe Sergiu Nistor, Berater des rumänischen Staatspräsidenten Klaus Johannis, einige Worte an das dicht gedrängt stehende Publikum richtete. Nistor kündigte für September dieses Jahres einen ökumenischen Gottesdienst in Câm­pulung (deutsch Langenau, im Kreis Argeș) an zu Ehren der auf dem dortigen Soldatenfriedhof beigesetzten deutschen und rumänischen Soldaten, an dem Präsident Klaus Johannis teilnehmen werde.
Dr. Markus Lörz eröffnet die Ausstellung. Foto: ...
Dr. Markus Lörz eröffnet die Ausstellung. Foto: Hans-Werner Schuster
Sodann führte der Kurator des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim, Dr. Markus Lörz, in die Ausstellung ein. Sein kurzer Vortrag ist im Folgenden nachzulesen: „Ein so schreckliches Ereignis wie den Ersten Weltkrieg vollumfänglich zu erfassen, ist sicherlich unmöglich. Man kann die Dimension dieses Krieges aber anhand einzelner Schicksale, als Teile des Ganzen, zumindest im Ansatz erfahrbar und begreifbar machen. Einer, der auf deutscher Seite an diesem Krieg teilnahm, war der Offizier Bernhard Dormeier vom Goslarer Jäger-Bataillon. Diese Einheit wurde nach dem Kriegsausbruch in Siebenbürgen im September 1916 von der Westfront dorthin verlegt. Dormeier hatte als Leutnant im Stabsdienst im Gegensatz zu den Truppenoffizieren die Gelegenheit, den Einsatz in Siebenbür­gen und dem damaligen Königreich Rumänien mit seiner privaten Fotokamera zu begleiten. Ent­standen ist eine Art Fototagebuch, das in subjektiven Bildern Einblick gibt in die Geschehnisse vor 100 Jahren.
Bernhard Dormeier: Straße in Câineni, Kreis ...
Bernhard Dormeier: Straße in Câineni, Kreis Vâlcea, mit zerstörtem rumänischen Versorgungstreck, 1916. Diapositiv, Siebenbürgisches Museum.
Mit den Augen des Fotografen sehen wir zurück in die Vergangenheit. Die Fotos erzählen uns von den Kämpfen, dem Grauen des Krieges, den Verwüstungen und dem Schicksal der Soldaten wie der Zivilbevölkerung beider Seiten. Sie zeigen aber auch die ,kleinen Fluchten’, die schönen Momente hinter der Front: Kirchen, eine Hochzeit, ein Volksfest und die Landschaft Siebenbürgens, die den Männern, die schon seit zwei Jahren an der Westfront gekämpft hatten, noch so friedlich und unbeschwert erschien. Im Schatten Langemarks, Tannenbergs und Verduns ist der Kriegsschauplatz in Siebenbürgen und Rumänien heute in der deutschen Öffentlichkeit kaum im Blickfeld.
Bernhard Dormeier: Volksfest in ...
Bernhard Dormeier: Volksfest in Mühlbach/Sebeș, bayerische Soldaten beim Tanz mit siebenbürgisch-sächsischen Mädchen, 1916; Diapositiv, Siebenbürgisches Museum. Foto: Bildarchiv Siebenbürgisches Museum
Dennoch sind einige bekannte Namen damit verbunden. Unter den Kameraden Dormeiers war auch der spätere Generalfeldmarschall Friedrich Paulus, für den der Einsatz in besonderer Weise sicherlich nicht einfach war. Schließlich war er mit der Rumänin Elena Rosetti Solescu verheiratet. Die erhaltenen 44 Großbilddiapositive Bernhard Dormeiers sind seit 1990 im Besitz des Siebenbürgischen Museums und waren bislang der breiten Öffentlichkeit kaum zugänglich. Die Ausstellung anlässlich des Heimattags 2016 bietet nun erstmals dazu Gelegenheit. Die Fotografien werden in Abzügen auf Papier ausgestellt. Die originalen Fotoglasplatten wurden zu deren Erstellung nur gereinigt, um den Charakter der 100 Jahre alten Originale, die unter widrigen Bedingungen im Feld belichtet wurden, nicht zu verändern.“

Schlagwörter: Heimattag 2016, Dinkelsbühl, Ausstellung, Fotografie, Dokumentation, Weltkrieg, Siebenbürgisches Museum

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