2. Juli 2016

Der Heiligenhof grundlegend modernisiert

Der Heiligenhof in Bad Kissingen lud am 11. Juni zum Heiligenhoffest ein. Anlass war die Generalsanierung des ältesten und prägenden Baukörpers. Ursprünglich eine sudetendeutsche Einrichtung, ist Der Heiligenhof mittlerweile eine Begegnungsstätte für rund 500 zivilgesellschaftliche Vereinigungen jährlich: Chöre, Blaskapellen, Tanz- und kirchliche Kreise, Unternehmen, Schulen, Sportvereine, nicht zuletzt für rund 25 siebenbürgische Gemeinschaften (Kränzchen-, Klassen-, Familien- und Heimatortstreffen), und bietet darüber hinaus ein eigenes politisches, historisches und kulturelles Bildungsprogramm mit dem Schwerpunkt „Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn“.
Der Heiligenhof wurde 1923 als eine herrschaftliche Villa in unbebauter Umgebung am Rande des bekannten Kurortes Bad Kissingen errichtet. 1952 erwarb das Sudetendeutsche Sozialwerk, heute Stiftung Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk (SSBW), dieses Anwesen zum Zwecke der Jugend- und Verbandsarbeit. Baulich wurde permanent aufgestockt, erweitert, umgebaut, modernisiert. Der Unterbringungskomfort war über Jahrzehnte bescheiden: Stockbetten, Dusche und WC auf dem Flur etc., was der Beliebtheit des Hauses aber seinerzeit keinen Abbruch tat. Seit 2002 wurden ein Seminarhaus mit Ein- und Zweibettzimmern sowie flexible und großzügige Aufenthalts- und Schulungsräume gebaut. Der historische Altbau – der Jugendbereich – jedoch harrte der Modernisierung, die jetzt beendet wurde. In den letzten 15 Jahren hat Der Heiligenhof rund neun Millionen Euro investiert, davon wurde je ein Drittel aus Spenden und Vermächtnissen, durch Kreditaufnahmen sowie aus öffentlichen Förderungen finanziert. Im Heiligenhof wurden ein neues Treppenhaus und eine neue Rezeption eingebaut sowie mehrere Gruppenräume eingerichtet. Die Jugendzimmer wurden alle mit Dusche und WC ausgestattet. Alle Versorgungsleitungen wurden neu verlegt, um den Anforderungen des strengen Brandschutzes Rechnung zu tragen.
Die Bildungs- und Begegnungsstätte „Der ...
Die Bildungs- und Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ wurde grundlegend modernisiert.
Siebenbürgisch-sächsische Jugendgruppen trafen sich bereits Ende der 1950er Jahre dort, in den 1960ern und 1970ern kam die Stephan-Ludwig-Roth-Gesellschaft für Pädagogik, seit 40 Jahren veranstalten die Scharoscher an der Kokel daselbst ihr Heimattreffen. Seit über einem Jahrzehnt feiern Schäßburger Bergschüler ihren Fasching an dieser Stelle.

Das Heiligenhoffest begann mit einer Segnung des Hauses. Danach folgten Grußworte und Ansprachen, u. a. von dem Vorsitzenden der Stiftung SSBW Dr. Günter Reichert, Oberbürgermeister Kay Blankenburg, Landrat Thomas Bold sowie dem Sprecher der Sudetendeutschen, dem ehemaligen Abgeordneten im Europäischen Parlament, Bernd Posselt. Festrednerin war die bayerische Landtagspräsidentin und frühere Sozialministerin Barbara Stamm, eine erwiesene Freundin auch der Siebenbürger Sachsen. Unter den Ehrengästen waren weitere derzeitige und frühere Landtags- und Bundestagsabgeordnete, wie der ehemalige Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium Eduard Lindner sowie der frühere Landtagspräsident Johann Böhm. Aus der Verwaltung des Bayerischen Sozialministeriums nahm Dr. Wolfgang Freytag teil.

Die bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm ...
Die bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm war Festrednerin beim Heiligenhoffest am 11. Juni. Foto: Herbert Fischer
Das Sozialministerium hatte die Modernisierungskosten des Umbaus über das Haus des Deutschen Ostens in München mit einer Million Euro gefördert. An dem Festakt nahmen rund 200 Gäste aus der Region und ganz Deutschland teil. Die Redner gingen auf die Entstehungsgeschichte des Heiligenhofs ein und hoben insbesondere die stetigen baulichen Anpassungen, aber auch die im steten Wandel befindliche Bildungsarbeit an. Diese genießt bei allen öffentlichen Förderern Anerkennung und bei den Zielgruppen Zuspruch. Die äußerst erfolgreiche Weiterentwicklung des Heiligenhofs nahmen Vorstand und Stiftungsrat des SSBW zum Anlass, Geschäftsführer Steffen Hörtler zum Stiftungsdirektor zu ernennen. Hörtler nahm überrascht Urkunde und Glückwünsche unter dem Beifall der Festversammlung entgegen und dankte der großen Heiligenhof-Familie, vor allem aber der motivierten Mannschaft. Der Heiligenhof hatte zu kostenloser Gulaschsuppe, Steaks und Würstchen eingeladen. Die Kinder und Jugendlichen konnten sich im Klettergarten, auf den Spiel- und Sportplätzen austoben. Am Nachmittag folgte ein kulturelles Programm mit einem Platzkonzert der Egerländer Familienmusik Hess, mit dem von der Sopranistin Iris Marie Kotzian, Christoph Weber am Klavier und als Sprecher Dr. Ortfried Kotzian aufgeführten Singspiel „Leben in dieser Zeit“, eine musikalische Reise mit Liedern und Chansons nach Texten von Erich Kästner und Melodien von Edmund Nick. Zwei Vorträge rundeten die Veranstaltung ab. Dr. Marco Bogade, Mitarbeiter der Akademie Mitteleuropa, widmete sich dem Thema „Kunst und Macht – Macht durch Kunst. Karl IV. zwischen Nürnberg und Prag“ und Dr. Edith Kiesewetter-Giese berichtete als Zeitzeugin von ihrer Vertreibung als Kind und den lebenslangen Lasten, die ein solches Schicksal einem auferlegt.

„Alles Leben ist Begegnung“ ist das Leitmotto des Heiligenhofs, der, durch die Modernisierungsmaßnahmen gestärkt, wie schon seit 64 Jahren weiterhin persönliche und kulturelle Begegnungen sowie den Gemeinsinn und Gemeinschaften fördern kann.

Gustav Binder


Schlagwörter: Heiligenhof, Bad Kissingen, Fest, Barbara Stamm

Bewerten:

14 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.