26. März 2006

Trude Schullerus prägte die siebenbürgische Kunstszene

Ende vorigen Jahres hat der "hora"-Verlag in Hermannstadt in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e.V. sein erstes Kunstbuch, die Monographie der Künstlerin Trude Schullerus, herausgebracht. Das lang erwartete Werk wurde am 17. Februar dieses Jahres im Begegnungs- und Kulturzentrum "Friedrich Teutsch" der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien vorgestellt.
Den würdigen Rahmen dazu bildete eine Graphikausstellung, die unter dem Titel "Onkel und Nichte im künstlerischen Dialog" Arbeiten von Fritz und Trude Schullerus zeigte. Es gab gute Gründe, die Arbeiten beider Künstler gegenüberzustellen. Zum einen beinhaltet der Trude-Schullerus-Nachlass, der vor zwei Jahren von den Familien Gerhard und Prof. Dr. Andreas Möckel, den Verwaltern dieses Fonds, dem Teutsch-Haus als Leihgabe überlassen wurde (diese Zeitung berichtete), auch Grafiken von Fritz Schullerus (1866-1898). Zum anderen hat der Onkel, ein Vertreter der ersten Generation moderner sächsischer Künstler, in der Biografie der Nichte eine bedeutende Rolle gespielt. Hinzu kam, dass es schon seit langer Zeit keine Fritz-Schullerus-Retrospektive mehr gegeben hat, so dass sein 140. Geburtstag (am 22. Juli) ebenfalls zum Anlass einer gemeinsamen Ausstellung genommen wurde.


Der Bildband, als dessen Herausgeber Gerhard und Andreas Möckel, die Neffen der Malerin, zeichnen, kann auf eine lange Entstehungsgeschichte zurückblicken. Juliana Fabritius-Dancu, eine Schülerin von Trude Schullerus, hatte 1970 und 1974 Monographien der Künstlerin veröffentlicht, die jedoch rasch vergriffen waren. Deshalb wollte Gerhard Möckel bereits 1989, zum 100. Geburtstag der Malerin, einen ihr gewidmeten Band herausbringen, was unter den damaligen politischen Bedingungen in Rumänien nicht möglich war. 1999 wollte er dann das malerische Werk und die Persönlichkeit seiner Tante anlässlich des 110. Geburtstages würdigen. Beiträge und Bildmaterial wurden vorbereitet und dem Erscheinen des Buches schien nichts im Wege zu stehen. Es mussten jedoch wiederum Jahre vergehen, bis der Bildband zustande kam und rechtzeitig erschien, um damit dem 25. Todestag der Malerin zu gedenken. Leider war es Gerhard Möckel nicht vergönnt, sich am Ergebnis seiner jahrelangen Bemühungen zu erfreuen. Er verstarb im August 2004.
Die Monografie ist wie folgt gegliedert: Dem Vorwort, das Gerhard Möckel 1999 geschrieben hatte (S. 9-12), stellt Andreas Möckel sein eigenes voran (S. 7-8), danach erläutern Gudrun-Liane Ittu und Julia Mesea die Entwicklung der siebenbürgischen Kunst vom Ende des 19. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts (S. 13-32), eine Kunstszene, in der Trude Schullerus einen bedeutenden Platz eingenommen hat. Unter dem Titel Transilvanica der Malerin Trude Schullerus deutet die bekannte Kunsthistorikerin Karin Bertalan, Kuratorin am Weygang-Museum in Öhringen, mit fachlicher Kompetenz und besonderem Einfühlungsvermögen das umfangreiche Werk der Künstlerin (S. 33-60), während Andreas Möckel sie in seinen Ausführungen als eine siebenbürgische Malerin charakterisiert (S. 61-74).

Trude Schullerus: Der Hermannstädter Huetplatz im Winter, Bleistift, Feder, 23x19 cm, o.J.
Trude Schullerus: Der Hermannstädter Huetplatz im Winter, Bleistift, Feder, 23x19 cm, o.J.
Der Dichter Dieter Schlesak hat sich von den Bildern Trude Schullerus' inspirieren lassen und einen Gedichte-Zyklus Zeitspannen für einen Traum Fall. Nach einer Malerin des Vertrauten geschrieben, der in der Monographie abgedruckt ist (S. 75-82). Es folgen Stimmen von Kunstkritikern zum Werk der Malerin, Betrachtungen, deren zeitlicher Bogen sich von 1937 bis 1974 erstreckt (S. 83), und eine Zeittafel (S. 84-86). Daten zu den Verfasserinnen und Verfassern des Bandes (S. 87) sowie ein Bildverzeichnis (S. 88-91) schließen den Textteil des Buches ab. Den wohl bedeutendsten Abschnitt bilden die 90 Reproduktionen von Ölgemälden, Aquarellen, Skizzen und Zeichnungen, Radierungen und Holzschnitten, die das Gesamtwerk Trude Schullerus' beleuchten und Aufschluss über alle Schaffens-Etappen geben. Die Tatsache, dass einige Farbreproduktionen etwas grell geraten sind (insbesondere das Gelb), tut der Qualität des Buches keinen Abbruch.

Der jüngst erschienene Trude-Schullerus-Bildband, der Erstling dieses Genres beim "hora"-Verlag, ist ein schönes und nützliches Buch, und wir können nur hoffen, dass weitere Monographien siebenbürgisch-sächsischer Künstler folgen werden.

Gudrun-Liane Ittu

"Trude Schullerus 1889-1981. Eine siebenbürgische Malerin", herausgegeben von Andreas und Gerhard Möckel, "hora"-Verlag, Hermannstadt/Sibiu, 2005 (ISBN 973-8226-46-5), Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde Heidelberg (ISBN 3-929848-51-1), Preis: 19,50 Euro, Bestellung über SiebenbuergeR.de-Shop, für Mitglieder des Landeskundevereins: 13,65 Euro (Bestellung bei info@siebenbuergen-institut.de.

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 5 vom 31. März 2006, Seite 8)

Trude Schullerus 1889-1981 - Eine siebenbürgische Malerin
Andreas Möckel, Gerhard Möckel†
Trude Schullerus 1889-1981 - Eine siebenbürgische Malerin

hora Verlag
Gebundene Ausgabe
176 Seiten
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Schlagwörter: Rezension, Künstler

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