4. Mai 2006

Herbert Liess: "Mit dem Bizykel unterwegs"

Rezension eines etwas anderen Reiseberichts und empfehlenswerten Erstlings: Herbert Liess, "Mit dem Bizykel unterwegs" - Erlebnisse eines passionierten Radfahrers, Honterus-Verlag Hermannstadt, 193 Seiten, 62 Farbfotografien.
Kaum den Kinderschuhen entwachsen, begann der in Rosenau bei Kronstadt geborene Lehrersohn Herbert Liess mit seinem "Bizykel" auf immer ausgedehnteren Fahrradtouren das unmittelbare Burzenland zu erkunden. Als er dann knapp zwanzigjährig 1974 mit der Familie nach Deutschland aussiedelte, musste er zwangsweise mal eine Pause einlegen. Er musste ja vorerst richtig auf die "eigenen Beine kommen", bevor er seinem Hobby wieder frönen konnte.

Das Ansinnen aus Jugendtagen ließ ihn nicht mehr los. Nach zehn Jahren geduldigen Wartens schloss er eine Wette ab, die seinen einstigen Traum forcieren sollte: Er pedalte mit seinem Drahtesel von Oberbayern nach Siebenbürgen. Zwar in entgegengesetzter Richtung als ursprünglich geplant, aber er konnte es sich endlich beweisen, dass sein Traum kein Luftschloss gewesen war.


Nach dieser erfolgreichen Bizykelfahrt von Waldkraiburg nach Rosenau im Burzenland im Jahr 1982, erkundete er sechs Jahre später den Norden der Bundesrepublik, wagte sich sogar bis nach Dänemark, Helgoland und Holland. In siebzehn Tagen umrundete Liess 1988 die damalige Bundesrepublik, legte 2 650 km zurück und hatte dabei das unsagbare Glück, nur zwei Stunden Regen überstehen zu müssen. In den letzten Jahren unternahm er mit Freunden mehrtägige Radtouren in benachbarte europäische Länder und hatte dabei immer wieder kleinere, abenteuerliche Erlebnisse.

Diese seine Impressionen hat Herbert Liess in seinem ersten Buch für interessierte Leser zusammengefasst. Die teils packenden Schilderungen sind stets von seiner innigen Beziehung zu dem zweirädrigen Vehikel begleitet, das ihn über Tausende von Kilometern durch die Länder Europas brachte, wobei er bildschöne Landschaften genießen konnte und unzählige, nette Menschen kennen lernte.

Bedeutsam ist auch sein Mut, sein Gefährt einfach "Bizykel" zu nennen und nicht Fahrrad, so wie es in den meisten europäischen Ländern bzw. Sprachen genannt wird. Übrigens stammt die Bezeichnung "Bizykel" nicht von Siebenbürger Sachsen, sondern aus dem binnendeutschen Sprachraum, zu finden im Brockhaus, doch leider in Deutschland einfach nicht mehr in Gebrauch.

Geschickt hat der Autor auch Erinnerungen aus seiner Kinder- und Jugendzeit eingebaut, die dem Ganzen einen spezifischen siebenbürgischen Hintergrund geben. Die wiedergegebenen Erlebnisse verleihen dem Buch Lebendigkeit und Authentizität, man stellt mit Vergnügen fest, dass es sich wohltuend von anderen Reiseberichten unterscheidet.

Mit Nostalgie erinnert Liess an die überaus vielen Spitznamen in Heldsdorf, flicht Betrachtungen zu geschichtlichen Ereignissen und Events aus den 50er und 60er Jahren ein, das meiste ist mit vielen Farbfotos dokumentiert. Dem Leser entgeht nicht seine Liebeserklärung an das Burzenland, speziell an seinen Geburtsort Rosenau mit der unverwechselbaren Burg. Die Sprache ist zwar öfters mal etwas geblümt, aber trotzdem einfach und für jedermann verständlich. Beim Lesen müsste eigentlich jeder von uns irgendeine Erinnerung aus seinem Leben wachrufen können.

Herbert Liess hat auf all seinen Bizykelreisen viele schöne Dias fotografiert und bietet einen Vortrag für landsmannschaftliche interessierte Kreisgruppen an, wo er gleichzeitig auch sein Erstlingswerk vorstellt. Das Buch kann zum Preis von 9,90 Euro, zuzüglich Versandkosten bestellt werden bei Herbert Liess, Pettenkoferstraße 1, 84478 Waldkraiburg, Telefon: (0 86 38) 8 16 03, E-Mail: lisschen@online.de, oder über die Homepage www.mit-dem-bizykel-unterwegs.de.

Horst Wilhelm

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 7 vom 30. April 2006, Seite 4)

Schlagwörter: Rezension, Reisbuch, Burzenland

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