22. Mai 2006

Friedensapologet und Naturapostel: Gusto Gräser

Das Phänomen Gustav Arthur Gräser, Friedensapologet und Naturprophet, kam am 16. Februar 1879 in Kronstadt zur Welt. Im Oktober 1958 starb er arm und vereinsamt in München. Dazwischen liegen Jahrzehnte unsteten Wanderlebens. Eine Hommage an Gusto Gräser gestaltet Sänger und Songschreiber Tom Liwa, Kultfigur der deutschen Independent-Szene, gemeinsam mit dem Schauspieler Thomas Hoeveler und der Multiinstrumentalistin Birgit Quentmeier am 22. Mai im Berliner Kabarett Anstalt-Theater in Berlin-Kreuzberg (Mehringdamm 34; Kartentelefon: 0 30 / 2 02 20 07).
Immer wieder brach Gusto Gräser ab oder aus, verließ das Gymnasium, die Kunstgewerbeschule in Wien, dann die Lebensgemeinschaft des Malers und Sozialreformers Karl Wilhelm Diefenbach. Immer wieder entwickelt Gräser, mal aus freien Stücken, öfter gezwungenermaßen, weil verfolgt und vertrieben, Formen einer alternativen Existenzweise. Legendär ist die von ihm im Herbst 1900 bei Ascona begründete Siedlung Monte Verità. Öffentliches Aufsehen erregen seine Auftritte in deutschen Großstädten, seine Tänze, Reden und Gedichte.

"Ein Leben außerhalb der Regeln"

Die beiden Weltkriege bringen dem unbeugsamen Kriegsdienstverweigerer Ausweisung, Verhaftung und Einweisung in Irrenanstalten. Sein Wirken stößt allerdings auch auf Anerkennung und Verehrung. So setzt ihm beispielsweise Hermann Hesse ein literarisches Denkmal in "Demian". Die nationalsozialistische Terrorherrschaft überlebt Gustav Arthur Gräser nach Schreibverbot und mehreren Verhaftungen nur mit schwerer Not in München, wo er nach dem Krieg an seinem unveröffentlicht gebliebenen Werk arbeitet und wo er auch seine letzte Ruhestätte findet, in einem Armengrab.

Gusto Gräser, 1908, mit Signatur. Foto: Bildarchiv Konrad Klein
Gusto Gräser, 1908, mit Signatur. Foto: Bildarchiv Konrad Klein

"Jener Gräser", lesen wir im Pressetext zu dieser Veranstaltung, "war eine der polarisierendsten Gestalten seiner Zeit. Von vielen unverstanden, führte er ein Leben außerhalb der Regeln der Zivilisation und verbreitete sein dichterisches Werk vornehmlich auf Postkarten und Flugblättern. (...) Liwas Gräser-Abend im BKA-Theater erhebt weder Anspruch auf historische Genauigkeit noch auf eine umfassende Darstellung des Phänomens Gräser. Wie wir den Duisburger kennen, assoziiert er eher mit dem Herzen als mit dem Verstand. So wundert es wenig, dass neben den naheliegenden Protagonisten auch Stimmen wie die von Walt Whitman, Robin Williamson, dem Dalai Lama, David Bowie, Edith Holden oder gar Terence Hill zu Wort kommen. Auch eigenes Material wird passend gemacht, wenn es nicht eh schon passt. Mit von der Partie: der Schauspieler, Qi-Gong-Meister und kongeniale Mitfühler Thomas Hoeveler."

CS

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 8 vom 15. Mai 2006, Seite 8)

Schlagwörter: Gräser, Theater

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