23. Januar 2008

Bedeutender Fotograf: Willy Pragher in Ulm

Unter den deutschen Fotografen, die zwischen den beiden Weltkriegen die visuelle Ausgestaltung des deutschen Rumänienbilds maßgeblich beeinflussten, ist Willy Pragher (1908-1992) einer der bedeutendsten. Das Donauschwäbische Zentralmuseum in Ulm (Schillerstraße 1) zeigt vom 24. Januar bis 9. März 2008 die Ausstellung „Brechungen – Willy Pragher – Rumänische Bildräume 1924 - 1944“ (Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 11.00 – 17.00 Uhr). Die Eröffnung findet am 24. Januar um 19 Uhr statt.
Praghers Interesse für das Land an der unteren Donau war biographisch bedingt. Zunächst waren es verwandtschaftliche Bindungen, die seine frühen Rumänienaufnahmen veranlassten. 1939 wechselte der in Berlin als Fotografielehrer, Werbegrafiker und Reiseunternehmer tätige Fotograf seinen Wohnort nach Bukarest. In der wirtschaftlich und kulturell aufstrebenden rumänischen Hauptstadt konnte er sich erfolgreich als Journalist und Werbefotograf betätigen. Einen ersten Karrierehöhepunkt als Fotograf erreichte er mit dem 1942 im Berliner Wiking Verlag erschienenen Bildband „Bukarest – Stadt der Gegensätze“. Auf der zweisprachigen Veröffentlichung gründete seine Bekanntheit sowohl in der damaligen deutschen als auch in der rumänischen Öffentlichkeit.
„Rosetti-Straße, Lincoln-Laden und ...
„Rosetti-Straße, Lincoln-Laden und Bauer“, Bukarest 1937. Foto: Willy Pragher
Die Ausstellung zeigt 172 Bilder, die während mehrerer Fotoreisen entstanden sind. In seinen Bildern erzählt Pragher eine „Geschichte“ des Einbruchs der Moderne in die Traditionsgesellschaft. In der Auffassung des Fotografen bot sich dem damaligen Schwellenland die Chance, in wenigen Jahrzehnten aufzuholen, was in anderen westlichen Ländern in vollem Gange war: die Umformung der Agrargesellschaft mit dem Motor der Industrialisierung und Urbanisierung. Die visuelle Dramatisierung dieses Prozesses durch den Fotografen ergibt ein geteiltes, gegensätzliches Bild der Modernisierung. Trotz der sich verlagernden Themenschwerpunkte, behielt der Fotograf die Bildformen seiner Berliner Zeit während seines gesamten rumänischen Werkabschnitts bei. Es sind die ungewohnten Aufnahmeperspektiven und Bildausschnitte die, in Anlehnung an die Stilmittel des Neuen Sehens, die Fotoästhetik seiner Rumänienbilder bestimmen. Sich an den Möglichkeiten der aufkommenden Kleinbildkamera orientierend, entwickelte er neue Gestaltungsweisen. Praghers Bilder haben zur Verankerung der ästhetischen Moderne bei seinen rumänischen Zeitgenossen beigetragen. Bei ihrer Betrachtung erschließen sich dem heutigen Betrachter nicht nur ihre kulturhistorische Bedeutung, sondern auch Brüche und Kontinuitäten in der Wahrnehmung von Land und Menschen.

Öffentliche Führungen durch die Sonderausstellung finden jeweils am Sonntag, dem 10. und 24. Februar sowie am 9. März, um 14.00 Uhr statt. Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Begleitband erschienen: Brechungen. Willy Pragher: Rumänische Bildräume 1924 - 1944 (Format 22 x 29 cm), Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2007. 320 Seiten mit Schwarz-Weiß-Fotografien. Das Buch kann zum Preis von 20 Euro im Donauschwäbischen Zentralmuseum erworben werden.

Link:

Eröffnung der Ausstellung Willy Pragher in Tübingen
Brechungen. Willy Pragher: Rum
Brechungen. Willy Pragher: Rumänische Bildräume 1924-1944

Thorbecke, Jan, Verlag GmbH u. Co.
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Schlagwörter: Fotografie, Ausstellung, DZM

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