15. November 2008

Sören Pichotta entdeckt die „Museen der Kirchenburgen“

Was würden die Kulturmenschen Siebenbürgens ohne die Kirchenburgen eigentlich tun? So circa jedes zweite Kulturprojekt in der Region hängt über kurz über lang mit ihnen zusammen. Sie werden entdeckt, wiederentdeckt, registriert, evaluiert, restauriert, renoviert und umfunktioniert. Sie sind der Dreh- und Angelpunkt der siebenbürgischen Erinnerungskultur. Im vorliegenden Buch „Museen der Kirchenburgen – Kleinode in Siebenbürgen“, erschienen im Hermannstädter Schiller-Verlag, geht es nicht um die Kirchenburgen selbst, sondern, wie der Titel schon verrät, um die in ihnen eingerichteten Museen.
„Museum“ ist in diesem Kontext in vielen Fällen etwas hoch gegriffen. Meist steht keine echte museale Struktur hinter den Ausstellungen, sondern Initiativen derjenigen, die sich eben für das sächsische kulturelle Erbe zuständig fühlen. Der Autor des Buches, der Dresdener Museumswissenschaftler Sören Pichotta, spricht deshalb von einer „Laien-Museenlandschaft“, in der man „bisweilen auch auf sprichwörtliche Rumpelkammern“ stößt.

Das Buch ist erschienen in der Reihe „Academia“ der Evangelischen Akademie Siebenbürgen, die im Jahr 2006 ein Forschungsprojekt zu Kirchen- und Heimatmuseen durchführte. Eine wissenschaftliche Dokumentation hat Pichotta in diesem Rahmen schon veröffentlicht. Der Museumsführer ist der zweite schriftliche Nachweis des Projekts. In gut zwei Dutzend kurzen, reich bebilderten Kapiteln beschreibt Pichotta detailfreudig und sprachlich elegant die Geschichte des jeweiligen Ortes sowie seiner musealen Gegebenheiten. Die Texte beschränken sich nicht nur auf eine Auflistung der Museumsinventare, sondern verbinden sein Hauptanliegen mit den Geschichten der Menschen, die dahinter stehen. So wird die Lektüre zu einem reichhaltigen Quell für das siebenbürgisch-sächsische Leben als Ganzes. Die meisten der besprochenen Museen befinden sich in oder um Hermannstadt, Mediasch und Schäßburg, es werden aber auch einige in der Nähe von Kronstadt erwähnt. Insgesamt nahm Pichotta 28 bestehende und noch geplante Ausstellungen in seine Sammlung auf.

Das Layout ist übersichtlich und erinnert stark an vorige Bände aus dem Hause Schiller. So ist der Einband sehr gelungen, die Bilder im Inneren sind so hochwertig wie ansehnlich. Über einige wenige Satzfehler kann man leicht hinwegsehen. Vermutlich erklärt die hohe Qualität des Drucks auch den nicht gerade billigen Endpreis von um die 60 Lei.

Ob man die minutiösen Beschreibungen der Museen wirklich braucht, sei dahingestellt. Die meisten Ausstellungen sind so klein, dass man sich auch selbst in ihnen zurechtfinden würde. Und wer gerne mehr zu den Exponaten wissen will, kann sich im Normalfall an den jeweiligen Schlüsselmeister wenden, der in vielen Fällen sowieso Museumswärter, -führer und Kurator in Personalunion ist. Dennoch enthält das Buch für Interessierte eine nützliche Sammlung an Ausflugszielen, und die praktischen Informationen wie die Öffnungszeiten. Vor allem die Kontaktdaten der jeweiligen Verantwortlichen sind Gold wert. Kurzum: Der „praktische und handliche Museumsführer“, der das Buch laut Vorwort sein will, ist es bestimmt.

Jakob Horstmann

Sören Pichotta: „Museen der Kirchenburgen. Kleinode in Siebenbürgen“, Fotos: Sören Pichotta und Anselm Roth; 160 Seiten, 224 Farbfotos, Schiller Verlag, Hermannstadt 2008. 17 EUR zzgl. Versand, zu bestellen im Shop-Portal auf Siebenbuerger.de oder telefonisch in der Hermannstädter Erasmus-Buchhandlung, Telefon: (00 40) 2 69 22 10 60.
Museen der Kirchenburgen - Kleinode in Siebenbürgen
Sören Pichotta
Museen der Kirchenburgen - Kleinode in Siebenbürgen

Schiller Verlag

160 Seiten
EUR 4,95 (+ Versandkosten)
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Schlagwörter: Rezension, Museum, Heimatmuseum, Kirchenburgen

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Neueste Kommentare

  • 10.02.2009, 10:05 Uhr von der Ijel: Zitat aus obigem Bericht: Sie werden entdeckt, wiederentdeckt, registriert, evaluiert, ... [weiter]

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

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