29. Juni 2009

Universität Greifswald initiiert Projekt zur Traumaforschung

Wie wirken sich Kriegserlebnisse langfristig aus? Die Universität Greifswald möchte diese Fragestellung in einem Projekt ausloten und ruft auch Siebenbürger Sachsen zur Beteiligung auf.
Krieg und Vertreibung sind Ereignisse, die einen Menschen auch langfristig verändern kön­nen. Die Greifswalder Forschungsgruppe für posttraumatische Belastungsstörungen hat sich dieser Thematik angenommen und forscht seit Jahren an den Ursachen, Behandlungsmöglich­keiten und Auswirkungen der posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBS. Menschen, die unter dieser psychischen Störung leiden, haben in der Vergangenheit oft extrem verstörende Erfahrungen gemacht und leiden unter den Symptomen: sich aufdrängende unkontrollierbare Erinnerungen, Angst und Nervosität.

Allerdings leiden nicht alle Menschen, die ein traumatisches Ereignis erlebt haben, unter dieser Störung. Eine aktuelle Studie versucht die Frage zu beantworten, warum einige Menschen auch nach Jahren unter den Folgen leiden und andere nicht.

Dr. Philipp Kuwert, Oberarzt an der Psychia­trischen Universitätsklinik Greifswald/Stralsund, der für seine Arbeit im Bereich der Traumafor­schung jüngst den DeGPT-Förderpreis der Falk-von-Reichenbach-Stiftung erhielt, glaubt, dass durch die Untersuchung von älteren Menschen viele Fähigkeiten und Möglichkeiten aufgezeigt werden können, um Langzeitfolgen dieser Krankheit besser verstehen und behandeln zu können: „Allein die gesellschaftliche Würdigung und Anerkennung eines traumatischen Erlebnis­ses kann den Traumatisierten helfen“, sagt der an der Greifswalder Universität lehrende Psy­chia­ter. „Auch Menschen ohne Symptome, die traumatische Erfahrungen durchleben mussten, sind für die Studie wertvoll, weil sie uns zeigen, welche Faktoren uns vor dieser Erkrankung schützen.“ Da in Deutschland während des Zwei­ten Weltkriegs viele Menschen aller Kriegs­parteien großes Leid erleben mussten, es aber trotzdem schafften, ein langes und erfülltes Le­ben zu leben, möchte die Forschungsgruppe un­tersuchen, welche Faktoren den Menschen die­se Kraft gibt. Dieses Projekt eröffnet den Teil­neh­mern die Möglichkeit, durch ihre Erfahrun­gen anderen Betroffenen zu helfen.

Für die Studie sucht Dr. Kuwert dringend Frauen und Männer im Alter von über 70 Jahren, die bereit sind, in Form eines Frage­bogens aufzuschreiben, welche Erlebnisse sie besonders belastet haben und was ihnen besonders geholfen hat, diese zu verarbeiten. Wer Interesse hat, an der Studie teilzunehmen und weitere Informationen wünscht, kann sich unter der Rufnummer (01 76) 87 25 43 06 melden.

Christoph Dahlke, Sören Günther

Schlagwörter: Krieg, Vertriebene und Aussiedler, Studie

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