24. Oktober 2014

60 Jahre Verein in Salzburg

Am Samstag, dem 20. September, beging der Verein der Siebenbürger Sachsen in Salzburg ein großes Jubiläumsfest: 60 Jahre Vereinsgründung. Die Neugierde auf das bevorstehende Fest wurde bereits durch eine sehr ansprechende Einladung geweckt. Am Beginn stand ein Dankgottesdienst in der Auferstehungskirche Salzburg Süd, gestaltet von Pfarrer Adam Faugel und Mitgliedern des Vereines. Die Volkstanzgruppe, in wunderschöner nord- und südsiebenbürgischer Tracht gekleidet, an der Spitze Obmann Ing. Roland Meburger und Gattin Dagmar, begrüßte die Gottesdienstbesucher, die zum Teil auch in Tracht kamen, aufs Herzlichste. Ein schöner Anblick!
In seiner Predigt fand Pfarrer Faugel Parallelen zwischen der Geschichte von der Heilung der zehn Aussätzigen aus dem Lukasevangelium und den Siebenbürger Sachsen, die nach der Flucht entwurzelt und heimatlos in einem fremden Land Gott immer wieder die Ehre erwiesen und in ihrem Vertrauen nicht enttäuscht wurden. Eine neue Heimat sollte ihnen zuteilwerden, eine Heimat, in der Althergebrachtes Raum finden konnte.

Im Anschluss an den Gottesdienst wurde im Vereinshaus „Lainerhof“ weitergefeiert, wo die Gäste von der Siebenbürger Blaskapelle Elixhausen-Sachsenheim musikalisch empfangen wurden. Obmann Meburger begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste und verlieh seiner Freude Ausdruck, dass so viele der geladenen Ehrengäste von nah und fern seiner Einladung gefolgt waren. Er eröffnete die im ersten Stock aufgebaute Ausstellung, lud zu deren Besichtigung ein und dankte all jenen, die zur Gestaltung der Ausstellung beigetragen hatten, allen voran Frau Erna Tontsch, die als so genannte „Trachtenmutter“ bezeichnet wurde.
Bei der Feier des 60-jährigen Vereinsjubiläums ...
Bei der Feier des 60-jährigen Vereinsjubiläums bereitet die Siebenbürger Blaskapelle Elixhausen-Sachsenheim den Festgästen einen musikalischen Empfang am Vereinshaus „Lainerhof“.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen folgten weitere Grußworte, die durch Musik, Tanz und Lied in ein gutes Gleichgewicht gebracht wurden. Vizebürgermeister Harald Preuner und Frau Walli Ebner, Landesobfrau der Salzburger Heimatvereine, brachten in ihrem Grußwort ihren Respekt den Siebenbürger Sachsen gegenüber zum Ausdruck. „ Bei diesem Verein spürt man die gelebte Nächstenliebe“, so Ebner. „Er schafft es, kulturelle Identität zu bewahren und weiterzugeben“. Der Obmann der Heimatvereine der Stadt Salzburg, Hannes Niedermayer, gratulierte zum Jubiläum und übermittelte Grüße und Glückwünsche von allen Vereinen.

In seinem Rückblick gewährte Ehrenobmann Martin Daichendt Einblick in Entstehung und Entwicklung des am 6. Oktober 1954 gegründeten Vereins, dessen erster Obmann Prof. Dr. Otto Folberth war. Der Verein sollte ein geselliger, kultureller und humanitärer Verein sein, der den Zusammenhalt der in Salzburg und Umgebung ansässigen Siebenbürger Sachsen und die Unterstützung notleidender Landsleute bezweckte. Erhaltung des Brauchtums war groß geschrieben und wurde besonders von der Volkstanzgruppe, anfangs unter der Leitung von Frau Hansi Connerth und Andreas Glatz, und dem Stephan-Ludwig-Roth-Chor unter der Leitung von Rektor Richard Engler getragen. Ein großes Dankeschön sprach Ehrenobmann Daichendt Frau Erna Tontsch aus, die 1978 die Leitung der Tanzgruppe übernahm und dieser eine Neuorientierung verlieh. Es erfolgten viele Auftritte im In- und Ausland. Die humanitäre Hilfe für die Landsleute in Siebenbürgen war und ist ein wesentlicher Teil der Vereinsarbeit. Für seinen unermüdlichen Einsatz auf diesem Gebiet wurde der Name des verstorbenen Obmann Stellvertreters und Sozialreferents Kurt Schell dankend erwähnt. Worte der Anerkennung und des Dankes fand Martin Daichendt für Obmann Ing. Roland Meburger und dessen Gattin Dagmar, die gemeinsam Großes im Vereinsleben bewirken. „Alles, was sich tut, geschieht mit und durch die Tanzgruppe: Adventfeier, Krautwickelessen, Muttertagsfeier, Grillfest, Auftritte im Heckentheater u.v.m.“

Österreicher mit siebenbürgischer Identität

Bundesobmann Mag. Volker Petri würdigte in seinem Grußwort die Arbeit des Vereinsvorstandes und dankte dem Obmann und seiner Frau für all ihren Einsatz zum Weiterbestehen des Vereins, als auch für ihr Herzensanliegen, Tradition zu bewahren und weiterzugeben, was für junge Menschen der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich sei. Volker Petri verglich die Geschichte der Siebenbürger Sachsen mit einem Stundenglas, dessen Sand immer wieder durchwirbelt wurde, die aber kraft ihres Glaubens ihr schweres Los ertragen konnten und Heimatfinden ganz bewusst erleben konnten. Die Siebenbürger Sachsen seien österreichische Sachsen geworden, vertreten in Politik und Gesellschaft. Sie seien dankbare loyale österreichische Staatsbürger mit siebenbürgischer Identität, eine besondere Minderheit in diesem Land.
Eine sehenswerte Trachten- und ...
Eine sehenswerte Trachten- und Brauchtumsausstellung wurde im ersten Stock des Vereinshauses präsentiert.
Musikalisch wurde die Feier von der Himmelreich-Tanzlmusi unter der Leitung von Frau Helga Kaiser umrahmt. Zwischen den einzelnen Grußworten erfreute die Volkstanzgruppe mit ihren Darbietungen die Gäste. Auch das gemeinsame Singen sächsischer Lieder wie „De Kirsche blän än asem Guerten“ und „Af deser Ierd do äs e Land“ zauberte Freude in die Gesichter und Herzen der Anwesenden. Die Ausstellung, mit viel Liebe zum Detail gestaltet, fand großen Anklang. Viel Geschichte wurde in Bild und Wort dokumentiert und festgehalten. Erstaunlich viele Schätze siebenbürgischen Kulturguts wurden zusammengetragen und ausgestellt: eine Vielfalt an Trachten, Tischdecken, Wandschoner, Polsterüberzügen und die alten Krüge durften natürlich auch nicht fehlen. So manche Erinnerung wurde wach, so manches gute Gespräch ergab sich, so manche Wehmut nach vergangener Zeit kam hoch, begleitet von der Dankbarkeit für all das Neugewordene.

Zum Abschluss des offiziellen Teil wurden die beiden Hymnen „Siebenbürgen, süße Heimat“ und die Salzburger Landeshymne gesungen. Was für ein Reichtum! Bei Kaffee und frischem, vor Ort gebackenem Baumstriezel saß man gemütlich beisammen, ließ die Zeit Revue passieren, aber nicht ohne die Gunst der Stunde dankbar erkannt zu haben. Danke all denen, die es ermöglicht haben, das Fest in diesem Rahmen begehen zu können.

Gerlinde Faugel

Schlagwörter: Österreich, Salzburg, Jubiläum

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