8. November 2015

Zum Tod von Dr.med. Roland Böbel, ehemaliger Bundesobmann in Österreich

Der ehemalige Bundesobmann Dr. med. Roland Böbel ist am 10. September im Alter von 88 Jahren im Burgenland gestorben. Von 1971 bis 1988 stand der gebürtige Hermannstädter an der Spitze der damaligen Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich. Dr. Böbel hat sich in seiner Amtszeit vielfältige Verdienste um seine Landsleute erworben, er war auch Mitbegründer der Föderation der Siebenbürger Sachsen am 3. Oktober 1983 in Elixhausen-Sachsenheim.
Roland Böbel ist am 2. Januar 1927 in Hermannstadt geboren worden. In der schönen Stadtpfarrkirche wurde er getauft und konfirmiert. Er besuchte das ehrwürdige kirchliche Brukenthal-Gymnasium. Die bewegten und tragischen Jahre des Nationalsozialismus in Siebenbürgen überschatten auch seine Kindheit und Jugend. Kriegsbedingt wurde im August 1944 die „Sommeroktava“ unterbrochen. Mit dem Kriegsende 1945 kommt der 18-Jährige als Zwangsarbeiter ins Donezbecken, wo er 1946 krankheitsbedingt entlassen wird. Er legt die Matura/Abitur ab und beginnt an der Universität in Klausenburg mit dem Studium der Philosophie, Psychologie und Literatur. Sein Interesse gilt der österreichischen Literatur. 1948 übersiedelt er mit seiner Familie nach Wien und er wechselt zum Studium der Medizin an die Uni Wien, wo er 1954 zum Dr. der Medizin promoviert. Es folgt die Arbeit als Assistent am Anatomischen Institut unter Prof. Heinrich von Hayek. Er legt die Prüfungen für den Facharzt für Orthopädie ab und übersiedelt 1962 nach Oberwart ins Burgenland, wo er in der Folge praktiziert. Sein humanistisch-diakonisches Engagement führt zur Gründung seines „Behinderten-Wohn-Arbeitsheimes“, wofür er 1978 mit dem „Theodor Kerry Preis“ geehrt wurde. Als Fachmann wurde er 1968 Konsulent der Burgenländischen Landesregierung in Fragen der Behindertenarbeit.
Dr. Roland Böbel (1927-2015) ...
Dr. Roland Böbel (1927-2015)
Schon kurz nach seiner Ankunft in Wien sucht Roland Böbel den Kontakt zu seinen siebenbürgischen Landsleuten im „Verein der Siebenbürgischen Sachsen in Wien“. Er gründete die erste Jugendgruppe des Vereines nach dem Krieg aus siebenbürgischen Lehrlingen, Handwerkern und den etwa 60 Studenten. Er verstand es, die jungen Menschen für die Mitarbeit für die Gemeinschaft zu gewinnen. Er führte die Evangelische Studentengemeinde in Wien, deren Generalsekretär er wurde, in die Gemeinschaft des „Christlichen Studenten Weltverbandes“.

1971 übernahm Dr. Roland Böbel nach seiner Wahl die Leitung des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich. Als Gründungsmitglied des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde musste er seine Mitarbeit dort begrenzen, um der neuen Herausforderung gerecht werden zu können. Er übernahm die Arbeit seiner Vorgänger, die er schätzte, und führte sie erfolgreich weiter. Da Österreich keine Siebenbürger Sachsen nach 1945 aufnahm, galt es, die in Österreich lebenden Siebenbürger und die Gemeinschafts- und Kulturarbeit zu bündeln, unsere langsame und natürliche „Integration“ bewusst zu unterstützten und unsere Identität zu wahren. Ihm ist es auch zu verdanken, dass die Kontakte nach Siebenbürgen, zu den Vereinen der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, den USA und Kanada lebendig blieben und gepflegt wurden.
Das Archivbild vom 1. Oktober 1983 zeigt die ...
Das Archivbild vom 1. Oktober 1983 zeigt die Spitzenvertreter der siebenbürgisch-sächsischen Verbände aus Deutschland, Österreich, Kanada und den USA, die am 3. Oktober 1983 in Elixhausen bei Salzburg die weltweite „Föderation der Siebenbürger Sachsen" gründeten, von links: Martin Intscher (Kanada), Dr. Roland Böbel (Österreich), Edward R. Schneider (USA) und Dr. Wolfgang Bonfert (Deutschland).
Als Siebenbürger Sachse war auch er der Evangelischen Kirche zutiefst verbunden und sah uns als Mitglieder der Evangelischen Kirche in Österreich gut beheimatet. Dr. Böbel wirkte auf Gemeindeebene aktiv mit und wurde zum Superintendentialkurator der Evangelischen Diözese Burgenland gewählt. Als Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Österreich konnte er in seiner Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft, aber auch aufgrund seiner Fachkenntnisse hohe Wertschätzung finden. Gewiss hat auch die Ehe mit seiner Frau Irmgard, der Tochter des Oberkirchenrates Adolf Künzel, seinen kirchlichen Einsatz zusätzlich gefördert. Sie war ihm treue Wegbegleiterin, brachte ihm viel Verständnis entgegen und förderte das christlich-diakonische Handeln.

Die letzten Jahre haben Roland Böbel durch Schwäche und Krankheit gezeichnet und so wurde es auch leise um ihn. Er konnte in dem von ihm gegründeten Heim seinen Lebensabend verbringen und im September still und friedlich aus dieser Welt scheiden.

Im Rückblick sind wir ihm dankbar für seine Impulse, sein Engagement für unsere Gemeinschaft und sein menschenfreundliches und gütiges Wesen. Er gehört auch zu jenen Architekten, die am Haus der Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich mit baute und Akzente setzte. Wir heute müssen in der veränderten Welt und vor neue Herausforderungen gestellt seine Arbeit fortsetzen und unseren Idealismus einbringen. In unseren Gedanken und Herzen bewahren wir Dr. Roland Böbel in dankbarer Erinnerung. Unser himmlischer Vater schenke ihm den ewigen Frieden.

Martina Niestelberger, Wien, und Volker Petri, Seewalchen

Schlagwörter: Österreich, Bundesverband, Bundesobmann, Nachruf

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