16. April 2009

Oberösterreich: Erfolgreicher Keramikmalkurs

Vom 6. bis 8. März wurde der 27. Wochenendmalkurs für Siebenbürgische Keramikmalerei in der Landesbildungsanstalt Schloss Zell a. d. Pram abgehalten.
Ehrenobmann Dr. Fritz Frank eröffnete nach dem gemeinsamen Mittagessen den Malkurs. Als Gründer desselben ist er stolz, dass sich dieser Kurs nach wie vor großer Beliebtheit erfreut. Er dankte den Organisatorinnen für ihr Bemühen und überreichte Frau Konsulent Monika Haas stellvertretend für alle einen Frühlingsblumenstrauß und wünschte für die kommenden Tage Kreativität und ein schönes Beisammensein. So wie in den vergangen Jahren gelang es auch diesmal dem Trio, Frau Kons. Monika Haas, Brigitte Harrer sowie Gretl Lang, den 26 Teilnehmerinnen und dem einzigen Mann in der Runde, dem Obmann der Nachbarschaft Vöcklabruck, Mag. Rolf Morenz, ein gelungenes Wochenende zu bereiten.

Teils von den Kursteilnehmern mitgebrachte oder vor Ort gekaufte Rohware, die ein Keramikhersteller, Herr Kroiher von „Ton in Ton“ aus Linz, je zum Kauf anbietet, galt es, von Freitag bis Sonntag zu bemalen. Vorlagen mit Motiven, zum Teil siebenbürgisch oder aus allen Herren Länder, die von Frau Haas bei ihren Reisen zusammengetragen wurden, machten die Wahl für das zu bemalende Stück nicht gerade leicht. Ihre und auch die von Frau Lang mitgebrachten Ordner mit Fotos, meist von vorangegangenen Malkursen, dokumentieren dazu noch den Reichtum der siebenbürgischen Keramikmalerei und die Ergebnisse ihrer bisherigen Kurse. So vermehrten sich wundersam bis Sonntag die Kunstwerke aller Teilnehmer. Dass neben dem Malen auch das gemütliche Beisammensein nach dem Mittag- und Abendessen im schönen Ambiente des Schlosses Zell a.d. Pram dazugehört, dafür sorgte Frau Haas. So hallte es pünktlich von Frau Haas um 12 Uhr und um 18 Uhr durch den Seminarraum: „Es ist Zeit zum Essen, meine Herrschaften!“.
Die Teilnehmerinnen des diesjährigen ...
Die Teilnehmerinnen des diesjährigen Keramikmalkurses in der Landesbildungsanstalt Schloss Zell a. d. Pram.
Am Freitagabend bot ein Film über den Hermannstädter Töpfermarkt 2008, gefilmt von Manfred Schuller, Einblick in die Keramik in Siebenbürgen. Dieser Töpfermarkt findet jedes Jahr am ersten Samstag im September in Hermannstadt am Großen Ring statt. Mit dem Singen der Siebenbürgenhymne und dem letzten gemeinsamen Mittagessen klang am Sonntag dieses von Freude am Malen geprägte Wochenende aus. Mein Dank als Frauenreferentin gilt Frau Konsulent Monika Haas, Frau Brigitte Harrer und Frau Gretl Lang für die Durchführung dieses Kurses, ihre ansteckende Fröhlichkeit und Herzlichkeit. In dieser hektischen Zeit ist diese jährliche Gemeinschaft eine besondere Veranstaltung, auf die sich alle freuen dürfen. So soll es auch bleiben. Ich bedanke mich bei jedem Einzelnen, der mit seiner Anwesenheit und Kreativität zum Erfolg dieses Kurses beigetragen hat. Zusätzlich danke ich auch der Stiftung, die mit ihrer finanziellen Unterstützung gewährleistet, dass auch in Zukunft der Wochenendkeramikmalkurs für Siebenbürgische Malerei stattfinden kann. Jetzt schon bitte vormerken: Der nächste Keramikmalkurs findet vom 12. bis 14. März 2010 wieder in Schloss Zell a.d. Pram statt. Ich lade dazu recht herzlich ein.

Ingrid Eichstill

Siebenbürgische Keramikmalerei: Monika Haas lehrt, liebt, betreut

Im Unterschied zu der eher zögerlich verlaufenen rechtlichen Integration der Siebenbürger Sachsen in Oberösterreich nach dem Krieg verlief die Akzeptanz ihres Brauchtums und die Eingliederung ihrer volkskulturellen Werte problemlos. Dies war einerseits der sorgsamen Betreuung unseres Brauchtumsgutes, vor allem der Trachten, durch die Nachbarmütter und die Arbeit und Motivationskraft der Referentinnen für Frauenarbeit unserer Landsmannschaft in jener Zeit zu verdanken ,wie Emmi Parsch, Traude Roth, Maria Pfingstgräf, Herta Schell, um nur einige zu nennen.
Monika Haas, Leiterin des Keramikmalkurses. Foto: ...
Monika Haas, Leiterin des Keramikmalkurses. Foto: Fritz Frank
Andererseits war im brauchtumstreuen Alpenland das Echo auf unsere Brauchtumspflege bei der Bevölkerung sehr positiv und auch bei den für Volkskultur zuständigen Persönlichkeiten der OÖ Landesregierung war Verständnis gegeben. So kam es in den achtziger Jahren auf Initiative von Hofrätin Dr. Katharina Dobler, Linz, nicht nur zur Gründung eines Lehrganges für siebenbürgische Trachtenfertigung, Keramik- und Möbelmalerei, sondern auch zur Aufnahme dieses Themas in das Programm des Institutes für Volkskultur und Erwachsenenbildung in OÖ.

Von diesen alljährlichen Kursen hat sich nur der Lehrgang für Keramikmalerei im Bildungszentrum Zell an der Pram, unter Leitung von Konsulent Monika Haas erhalten. Er fand heuer vom 6. bis 8. März zum 28. Mal statt, von Grete Lang und Ingrid Eichstill nach bewährtem Muster organisiert (siehe Bericht auf dieser Seite), und vereinte 24 Frauen und einen Herrn zu frohem Schaffen in sächsischer Gemeinsamkeit. Der Blick zurück auf diese Serie gelungener, wertvoller Volkskunstveranstaltungen rückt die außergewöhnliche Persönlichkeit und die Lebensleistung der Kursleiterin Monika Haas in den Mittelpunkt unserer Betrachtungen, in erste Linie, um im Namen aller KursteilnehmerInnen der temperamentvollen Fast-Siebzigerin für die vermittelten Kenntnisse, die persönliche Betreuung und die wunderbaren Stunden unbeschwerten Beisammenseins zu danken.

Monika Haas, geb. Heibl, eine in Oberösterreich aufgewachsene Grazerin, war nach dem Besuch der Handelsschule in Steyr Bankbeamtin in Linz. 1961 heiratete sie den aus Südmähren stammenden Physiker und Mathematiker Dr. Herbert Haas. Das Ehepaar hat zwei erwachsene Söhne und bewohnt in Niederneukirchen bei Linz ein vom Kunstsinn der Hausfrau geprägtes, gepflegtes Eigenheim. Von Kindheit an dem Zeichnen und Malen zugetan, hat Monika Haas ab dem Mittelschulbesuch der Kinder wieder Zeit gefunden, sich ihrer Neigung zur Malerei, Volkskunst und Volkskultur zuzuwenden. Sie besuchte hierzu in den Bildungszentren des Landes einschlägige Seminare und widmete sich dem Malen von bäuerlichem Hausrat, von Hinterglasbildern und ostkirchlichen Ikonen. In der Folge betätigte sie sich als Restauratorin von bemalten Truhen und Kästen. Zu allen in ihren Händen entstandenen Gegenständen hat die Künstlerin eine starke persönliche Beziehung.

Zur Keramikmalkunst fand Monika Haas in den 80er Jahren. Sie betrachtet diese als eines der ältesten Kunsthandwerke der Menschheit, in welcher „der Volksseele entsprungene Formen und Motive ihren Ausdruck finden“. Gepackt von dem unerschöpflichen Formen-, Farben- und Motivreichtum der alten Nutzgegenstände wie Krüge, Teller, Schüsseln etc. studierte die Autodidaktin dies in vielen Museen, Werkstätten und Heimathäusern im In- und Ausland und eignete sich völlig allein die zu deren Nachbildung erforderlichen handwerklichen Fähigkeiten an. So entstand bei der inzwischen im OÖ. Landeskulturinstitut als Kursleiterin eingesetzten und zum Konsulenten für Brauchtumspflege ernannten Expertin auch ein besonderes Interesse an der siebenbürgischen blau bemalten Keramik, sodass sie 1983 meine Einladung zur Leitung eines ersten Kurses hierüber annahm. Hier lernte sie auch Prof. Horst Klusch aus Hermannstadt kennen und erhielt von diesem Fachmann viele Anregungen. Dieser kollegiale Kontakt verstärkte noch das Engagement und führte zu einer Studienreise nach Siebenbürgern im Jahre 1990, bei der die Keramiksammlungen in Klausenburg, Michelsberg, im Bruckenthalmuseum und bei Prof. Klusch besichtigt wurden und sich auch das Herz der sensiblen Künstlerin für die Probleme Siebenbürgens und den kulturellen Reichtum des Landes öffnete. Frau Haas ist „eine der unseren geworden“. Vom Standpunkt der Keramikkultur betrachtet sie Siebenbürgen wie auch den mährischen Raum als Gebiete besonderen Reichtums an Motiven und Formen. Viele von diesen hat sie in Vertragswerkstätten als Rohlinge nachbilden und ihren Schülern zum Dekorieren zukommen lassen. Seit dem Beginn der Kurse fanden so an die 3000 mit siebenbürgischen Motiven bemalte und nach traditionellen Vorlagen geformte keramische Nutzgegenstände ihren Weg in sächsische Haushalte in Österreich (und auch in Deutschland). Wir blicken somit bei „unserer Monika Haas“ auf eine besondere kulturhistorische Lebensleistung einer außergewöhnlichen Persönlichkeit, der wir Siebenbürger Sachsen in hohem Maß Dank und Anerkennung schuldig sind.

Dr. Fritz Frank


Schlagwörter: Österreich, Brauchtumspflege

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