2. August 2015

Goldschmiedehaus in Bistritz restauriert

Bistritz – Am Ende des pittoresken Kornmarktes, der mit seinen geschwungenen Arkaden 13 zweistöckige Patrizierhäuser aus dem 15.-16. Jahrhundert zu einem überdachten Gewölbegang verbindet, liegt das Goldschmiedehaus (casa argintarului). Frisch restauriert und unter dem vielversprechenden Namen „Deutsches Zentrum” lädt es Touristen und Geschichtsinteressierte zu einer Stippvisite in die lokale Vergangenheit der Siebenbürger Sachsen ein.
Ein Goldschmied hat hier gewirkt, soviel ist gewiss, erzählt Fremdenführer Eugen Miloș mit Verweis auf das Zunftzeichen im steinernen Fensterrahmen, zwei verschieden geformte Kelche. Vielleicht war dies auch der Sitz der Zunftverwaltung. Das mittelalterliche Bistritz galt nicht zuletzt wegen der Nähe des erzreichen Rodna-Gebirges als bedeutendes Zentrum der Gold- und Silberschmiedekunst.

„Man wollte der deutschen Geschichte der Stadt Rechnung tragen”, erklärt Miloș die Absicht der Präfektur, die das Gebäude in einem im Januar diesen Jahres beendeten Projekt für rund 2,2 Millionen Lei (davon knapp 1,5 Millionen Lei aus EU-Fonds und rund 125000 Lei vom rumänischen Staat) restaurieren ließ. Nun soll es als dem Kreismuseum unterstelltes Museum und Begegnungszentrum die Verbindung zur deutschen Kultur neu beleben und außerdem durch Einbindung in Besichtigungstouren Bistritz als Tourismusziel stützen.

Die Fassade im siebenbürgischen Renaissancestil mit den steingerahmten Fenstern geht wahrscheinlich auf den Architekten Petrus Italus da Lugano (1510-1569) zurück, der zwischen 1560-1563 in Bistritz wirkte. Ein Vertrag vom 17. Januar 1560 zwischen ihm und der Stadt zur Konsolidierung der evangelischen Kirche verrät, dass er auch dort seine Spuren hinterlassen hat.
Das Goldschmiedehaus in Bistritz. Foto: George ...
Das Goldschmiedehaus in Bistritz. Foto: George Dumitriu
Im Erdgeschoss tritt man gebückt durch die extrem niedrige Tür – ein Zugeständnis an die letzten Konsolidierungen, wo das Bodenniveau angehoben wurde – in den Museumsraum ein, den die Gerätschaften einer Goldschmiede zieren: ein Arbeitstisch mit ledernen Schlaufentaschen zum Auffangen der kostbaren Materialreste, die beim Bearbeiten herunterfielen und wieder eingeschmolzen wurden; schwungradbetriebene Geräte zum Polieren und Schleifen, die an alte Singer-Nähmaschinen erinnern. Über die Wände beider Etagen verteilt sich der Nachlass des 1887 in Bistritz geborenen Malers Norbert Thomae als Dauerausstellung. Sie wurde im September 2014 anlässlich des 70. Jahrestages der Flucht der Nordsiebenbürger Sachsen vom Kreismuseum Bistritz gezeigt. 90 Werke hatte der Enkel des 1977 in Deutschland verstorbenen Künstlers der Stadt geschenkt.
Die Geräte im Museumszimmer des ...
Die Geräte im Museumszimmer des Goldschmiedehauses in Bistritz. Foto: George Dumitriu
Neben Buchpräsentationen, Lesungen, Konzerten und Bastel-Workshops für Schüler soll sich das Goldschmiedehaus in Zukunft auch als multikulturelles Kultur- und Begegnungszentrum etablieren. Im Obergeschoss lädt eine kleine, noch auszubauende Bibliothek zum Lesen deutscher Werke ein. Ein Galerieraum bietet sich für Ausstellungen an. Zudem gibt es einen Festsaal für Veranstaltungen und Konzerte, die vor allem im Rahmen des jährlichen Ostermarktes, der Mittelaltertage Ende Juni, der Nationalfeiertage Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und natürlich Rumäniens, des Holocaust-Gedenktages, der Weihnachtsfeiertage und des Eröffnungstages des Goldschmiedehauses am 25. Januar dort stattfinden sollen. Mehr über das Projekt und bisherige Veranstaltungen kann man auf Facebook unter „Centrul German Bistrita” oder auf der Webseite www.centrulgermanbistrita.ro erfahren, wobei letztere auch einen ausführlichen Überblick über das sächsische Kulturerbe des gesamten Nösnerlandes bietet.

Nina May

Schlagwörter: Bistritz, Geschichte, Museum, deutsch-rumänische Beziehungen

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Neueste Kommentare

  • 29.08.2015, 18:27 Uhr von konradguen: Korrekt: Beuchel, der falsch geschriebene Name ist dem Worterkennungsmodus zuzuschreiben, sorry! [weiter]
  • 29.08.2015, 18:26 Uhr von konradguen: Das Haus ist in der Geschichte und Kunstgeschichte insbesondere als Beuschel-Haus bekannt, benannt ... [weiter]
  • 04.08.2015, 16:05 Uhr von Äschilos: Das sind wohl die gewollten "Peinlichkeiten" der Epigonen [weiter]

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