9. April 2016

Medien in Rumänien: kritisch, aber oft einseitig

Bukarest – Auf der jährlichen Pressekonferenz des Medienprogramms Südosteuropa der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) und des Centers for Independent Journalism (CJI) wurde am 16. März die Studie „Medien-Monitoring 2015: Trends in der politischen Berichterstattung in Rumänien“ vorgestellt. Untersucht wurden 19162 politische Nachrichten in je vier Tageszeitungen und Fernsehsendern.
Das Überwiegen von negativen Erwähnungen von Politikern gegenüber positiven wird als Zeichen dafür interpretiert, dass die Medien ihre Rolle als „Wachhund“ der Demokratie prinzipiell erfüllen. An der Spitze der negativen Erwähnungen steht Elena Udrea mit einem Rating von -14,5 Prozent, am wenigsten negativ wurde über Präsident Klaus Johannis mit -3,7 Prozent berichtet.

Die generell am häufigsten erwähnte Person war Ex-Premier Victor Ponta mit 25 Prozent – 2014 waren es noch 36 Prozent gewesen. Im Vergleich dazu ist die Sichtbarkeit von Präsident Johannis von 14 Prozent im Jahr 2014 auf 19 im letzten Jahr gestiegen. Ebenso an Präsenz deutlich zugenommen haben die Antikorruptionsbehörde DNA mit 12 auf 19 Prozent und das Parlament mit 7 auf 13. Das Bukarester Rathaus ist mit 3 Prozent genauso „uninteressant“ wie die Europäische Union. Auch was außerhalb Bukarests vorgeht, bleibt nahezu im Dunkeln: Lokale Behörden werden mit 3 Prozent allenfalls im Zusammenhang mit Korruptionsfällen erwähnt. Institutionen, die für Bürger Schlüsselentscheidungen treffen – etwa das Gesundheits- oder Unterrichtsministerium – sind mit 3-4 Prozent in den Medien grob unterrepräsentiert.

Fazit: Weder Printmedien noch TV verfolgen das öffentliche Interesse in ausreichendem Maße. Ein Schwerpunkt in der Berichterstattung, der auf den Parteien liegt, lässt sich mit der finanziellen Unterstützung der Medien durch politische Akteure erklären. Kritisiert werden auch Polit-Talkshows als Selbstdarstellungsplattformen mit fragwürdigem Inhalt.

Nachrichtensendungen manipulieren zwar weniger durch den Inhalt, jedoch durch Auswahl der Themen. Grob unterrepräsentiert ist die Stimme des Bürgers, etwa in Straßenprotesten. Die vollständige Studie steht als PDF unter www.kas.de/medien-europa/de/publications/44528/ (Englisch und Rumänisch) zur Verfügung.

Nina May

Schlagwörter: Medien

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