31. Mai 2016

Zehn Jahre Städtepartnerschaft Dinkelsbühl – Schäßburg

„Wir freuen uns, in unserem Schäßburg zu sein“, sagte Dinkelsbühls Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer bei den Feierlichkeiten zum zehnjährigen Partnerschaftsjubiläum am 6. Mai in der „Perle Siebenbürgens“. Eine Dinkelsbühler Delegation mit Oberbürgermeister Dr. Hammer, den Bürgermeistern Paul Beitzer, Stefan Klein sowie Vertretern der Verwaltung und des Freundeskreis Dinkelsbühl-Schäßburg reiste Anfang Mai nach Rumänien, um am Festakt im Rathaus von Schäßburg teilzunehmen.
Schäßburgs Interims-Bürgermeister Ionel Gavrila wünschte sich in seiner Ansprache, dass „die Partnerschaft auch in Zukunft erfolgreich sein wird“. Er sieht die Bedeutung der Partnerschaft neben dem kulturellen vor allem im wirtschaftlichen Bereich. Dr. Hammer betonte, dass die Grundwerte Toleranz, Friede und Freiheit im Text der Partnerschaftsurkunde stehen, und stellte die Frage: „Wer hätte damals vor zehn Jahren gedacht, dass diese Werte wieder so gefährdet erscheinen?“. Prof. Dr. Jürgen Walchshöfer, ehemaliger Dinkelsbühler Bürgermeister und Vorsitzender des Freundeskreises Dinkelsbühl – Schäßburg, bezeichnete die Feierlichkeit als einen der Höhepunkte des Jahres 2016: „Ich freue mich, dabei zu sein.“ Zur grundlegenden Bedeutung von Städtepartnerschaften als Konsequenz aus dem Ende des Zweiten Weltkriegs bemerkte Walchshöfer: „Spätestens wenn man in den Nahen Osten sieht, was dort an jahrtausendlanger Geschichte zerstört wird, merkt man, wie eng der Erhalt historischer Städte und der Erhalt des Friedens zusammengehören.“

Städte Siebenbürgens kennengelernt - Audienz in der Botschaft

Dem offiziellen Teil der Feierlichkeiten ging eine Stadtführung in der mittelalterlichen Stadt voraus. Besonders die Bergkirche mit dem Friedhof sowie der Stundturm sind in Schäßburg sehr sehenswert. Auch das ca. 100 km entfernte Hermannstadt konnten die Dinkelsbühler bei einer Stadtführung kennenlernen. Bürgerhäuser, Kirchen und Plätze sowie Oberstadt mit dem bekannten Großen Ring als auch die handwerklich geprägte Unterstadt beeindruckten die Delegation der Wörnitzstadt. Eindrucksvoll war ebenso der Besuch Kronstadts und der Kirchenburg Malmkrog.
Schäßburgs Interims-Bürgermeister Ionel Gavrila, ...
Schäßburgs Interims-Bürgermeister Ionel Gavrila, Dinkelsbühls Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer (beide vorne mittig im Anzug) und die Delegation aus Dinkelsbühl in Schäßburg vor dem Stundturm. Foto: Stadt Dinkelsbühl
Den Abschluss der fünftägigen Rumänienreise bildete der Besuch in der Hauptstadt Bukarest. Werner Hans Lauk, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, hatte die Dinkelsbühler zu einem Empfang geladen. Im edelsten Ambiente, bei genauer Sitzordnung und sternförmig angeordnetem Spargel, waren die Besucher überrascht von dieser erstklassigen Audienz.

Gegensätzliche Eindrücke

Viele Eindrücke aus der Partnerstadt, aus der Region Siebenbürgen und aus dem Land Rumänien wurden mit heimgebracht. Eine wunderschöne saftig grüne Landschaft, bunte Straßendörfer und prächtige historische Gebäude haben sich bei den deutschen Gästen eingeprägt. Zahlreiche interessante Aspekte erzählten die Stadtführer und die siebenbürgischen Freunde. Die Beliebtheit deutscher Schulen und die damit verbundene Hoffnung, in Deutschland später Geld zu verdienen, kamen nicht nur einmal zur Sprache. Die eigendynamische Entwicklung Rumäniens stockt leider zudem dadurch, dass aufgrund der weltweiten Globalisierung ausländische Produkte allgegenwärtig einfach zu haben sind. „Lediglich nur noch eine Frau im Dorf backt Brot. Die eingepackten Backwaren im Lebensmittelladen sind zu verlockend“, stellte der örtliche deutsche Pfarrer anschaulich die Situation dar. Kulturelle und Verkehrs-Infrastruktur wurden und werden mit EU-Mitteln gefördert. Es fehlen jedoch die dauerhaften Unterhaltsmaßnahmen und die nötigen Eigenmittel, damit die getätigten Investitionen tatsächlich den nächsten Generationen im vollen Umfang bereit stehen können. „Mit Besorgnis“ musste Dr. Hammer feststellen, „dass viele historische Gebäude, insbesondere auch Kirchen, leer stehen und dem Verfall preisgegeben sind. Es schmerzt uns und die siebenbürgischen Freunde, die Leere zu sehen. Leider herrscht seit Monaten, aufgrund noch ausstehender Wahlen, eine gewisse Leere in der Politik und Verwaltung in vielen Städten und Kommunen Rumäniens. Und: Der Bezug ehemaliger siebenbürgischer Landsleute zu ihrem Heimatland schwindet von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. Die Identifikation und damit die Hilfe geht von Generation zu Generation verloren.“ Es war und ist das Ziel, voneinander und miteinander aus der Vergangenheit und Gegenwart für die Zukunft zu lernen. Die Reise hat zu einem gegenseitigen Kennenlernen beigetragen. „Das Kennenlernen Siebenbürgens und seiner Bewohner ist wichtig, um Verständnis und Vertrauen für Land und Leute der Partnerstädte zu bekommen“, waren sich die Reisenden einig.

Schlagwörter: Dinkelsbühl, Schäßburg, Städtepartnerschaft, Jubiläum

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