23. Juni 2007

Mit dem Bizykel in die Kulturhauptstadt

Vor einem Vierteljahrhundert, im Sommer 1982, radelte Herbert Liess binnen zehn Tagen von Waldkraiburg in Oberbayern nach Rosenau im Burzenland. Die Erfahrungen hatte er im Buch „Mit dem Bizykel unterwegs“ geschildert. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums startete er nun mit dem Banater Landsmann Erwin Lang am 27. April von Waldkraiburg aus in die Europäische Kulturhauptstadt 2007 nach Hermannstadt.
Briefe verschickt man meistens mit der Post, Liess und Lang wählten eine etwas ausgefallenere Art der Zustellung: Sie brachten diese dem Hermannstädter Bürgermeister Klaus Johannis kurzerhand persönlich vorbei, und zwar mit dem Fahrrad. Als radelnde Brieftauben wollten sie eine Brücke aus der neuen in die alte Heimat bauen. 17 Mal überquerten sie dabei die Donau.

In ihren Satteltaschen hatten sie Briefe vom Waldkraiburger Bürgermeister Siegfried Klika und dem Landshuter Oberbürgermeister Hans Rampf, aus der Partnerstadt Hermannstadts, verstaut. 1 470 Kilometer lagen vor ihnen, über Aldersbach in Niederbayern, Steyregg bei Linz, Krems in der schönen Wachau, Hainburg kurz vor der slowakischen Grenze, Komarom an der Donau, Budapest und Kiskörös fuhren sie bei strahlendem Radlerwetter unbeirrt bis an die rumänische Grenze.
Unterwegs aus Waldkraiburg nach Hermannstadt, auf ...
Unterwegs aus Waldkraiburg nach Hermannstadt, auf dem Donaufer irgendwo in Österreich: Herbert Liess (links) und Erwin Lang.
Drei Übernachtungen gönnten sie sich noch vor ihrem Ziel, Hermannstadt, wo sie auf den Bürgermeister Klaus Johannis trafen. „Nachdem wir ihm unsere Grußbotschaften überbracht hatten, nahm sich der Bürgermeister sogar Zeit für einen kurzen Plausch mit uns und ein paar Erinnerungsfotos“, freut sich Herbert Liess. Ihre Fahrradfahrt dauerte insgesamt zwölf Tage, in denen sie durch drei europäische Hauptstädte, Wien, Bratislava und Budapest, radelten, 17 mal die Donau überquerten, sechs abgebrochene Speichen ersetzten und zwei platte Reifen reparierten.

Doch damit nicht genug: Nach zwei Tagen in Hermannstadt ging es für die Bizykelfahrer wieder weiter, über Fogarasch, Schirkanyen und Poiana Mărului nach Rosenau im Burzenland, dem Heimatort von Herbert Liess. Entlang der von Schnee bedeckten Fogarascher Berge, vor der einmaligen Kulisse der Südkarpaten, direkt in den Karpatenbogen und in die Burzenebene hinein, führte dieser letzte Teil ihrer Tour. „Wir genossen jeden einzelnen Kilometer unserer Fahrt ins Burzenland. So schön hatten wir die Südkarpaten noch nie gesehen“, erzählt Liess. Liess war vor 25 Jahren schon einmal von Waldkraiburg nach Rosenau geradelt, deswegen war diese Tour für ihn ein Revival seiner damaligen Erinnerungen und Erlebnisse.

Auf einer Burzenlandrundfahrt besuchten die geübten Radler Tartlau, Honigberg, Brenndorf, Heldsdorf, Weidenbach, Zeiden, Kronstadt und die Schulerau. Dabei genossen sie auch die gut erhaltenen Kirchen- und Wehrburgen sowie das Schloss Peleș in Sinaia, die ehemalige Sommerresidenz der rumänischen Königsfamilie, das ein wahres Schmuckkästchen unter den Schlössern in Europa ist. Nach einem kurzen Aufenthalt in der „Vila Hermani“ in Măgura, der „steierischen Schweiz“ des Burzenlandes, traten die beiden die Heimreise an. In Sankt Andreas in der Nähe von Temesvar, dem Heimatort von Erwin Lang, machten sie einen letzten Halt, bevor sie Rumänien im Fahrtwind zurückließen.
Mit Bürgermeister Klaus Johannis (Mitte) im ...
Mit Bürgermeister Klaus Johannis (Mitte) im kleinen Sitzungssaal im Rathaus von Hermannstadt: Herbert Liess (rechts) und Erwin Lang.
In Waldkraiburg bereiteten viele Freunde, Bekannte und Verwandte ihnen einen einmaligen Empfang. Die Banater Blaskapelle von Waldkraiburg empfing sie mit einem Marsch, und beim anschließenden Grillfest mussten sie alles über ihre Reise erzählen. Viel erlebt und viel gesehen haben die beiden Bizykelfahrer, wovon sie einen Großteil auf Fotos und Filmen festhielten, um die Erinnerungen an ihre persönliche „Postfahrt“ nach Siebenbürgen nie verblassen zu lassen.

sos

Herbert Liess „Mit dem Bizykel unterwegs" - Erlebnisse eines passionierten Radfahrers“ Honterus-Verlag Hermannstadt, 193 Seiten, 62 Farbfotografien. Preis: 9,90 Euro, zuzüglich Versandkosten, zu bestellen im Siebenbuerger.de-Shop.

Schlagwörter: Sport, Kulturhauptstadt

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Neueste Kommentare

  • 24.06.2007, 14:37 Uhr von Grete: Hallo Herbert! Respekt vor Deiner Leistung! Viele Grüße, Grete & Horst AG-ADONIS der Sektion ... [weiter]

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