5. September 2007

Siebenbürgischer Karpatenverein auf Höhenkurs

Der Siebenbürgische Karpatenverein (SKV) hat vom 1. bis 7. August in Hermannstadt eine Aktionswoche mit dem Thema „Hermannstadt, Zentrum der Bergkultur – einst, heute und zukünftig“ veranstaltet, an der auch die Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins (DAV) teilgenommen hat. Im Rahmen der Aktionswoche präsentierte eine Ausstellung im Info-Center des Rathauses am Großen Ring in Bildern und Zeitdokumenten die Geschichte des 1945 widerrechtlich aufgelösten und erst 1996 neu gegründeten SKV.
Bei der Ausstellungseröffnung am 1. August sprachen Dr. Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender des SKV und des Siebenbürgenforums, Prof. Dr. Paul Philippi, SKV-Ehrenvorsitzender, Prof. Mircea Nan, Vorsitzender der Sektion Hermannstadt und Geschäftsführer des SKV, und Manfred Kravatzky, Vorsitzender der Sektion Karpaten des DAV. Die Singgemeinschaft „Silberfäden“ (Sälverfäden) unter der Leitung von Ingeborg Seidner trug altbekannte Heimat- und Wanderlieder vor.

Die Ausstellung, die sich eines regen Publikumsinteresses erfreute, zeigte unter anderem alte SKV-Originaldrucke in Passepartout, großformatige Reproduktionen der brillanten – und inzwischen historisch wertvollen – Aufnahmen des „Hoffotografen“ Emil Fischer, Bilder der Tätigkeit verschiedener Hermannstädter Berg-Vereine und der Bergwacht nach 1945 sowie Bilder der Aktivitäten der Sektionen Hermannstadt und Kronstadt des neu gegründeten SKV. In einem Schaukasten waren aus Privatbesitz stammende Artefakte des Vereins ausgestellt: Alte Jahrbücher, Statuten, Mitgliederausweise, das Wappen, Landkarten, alte Postkarten und vieles mehr. Eine besondere Note erhielt die Ausstellung durch die eindrucksvollen Bilder von Reinhold Kraus und Thomas Heiser, Mitglieder der Sektion Karpaten, die deren Erlebnisse auf den höchsten Gipfeln Afrikas, Europas, Südamerikas und auf dem Himalaja dokumentierten. Einen Wermutstropfen gab es leider: Die SKV-Tafeln mit den Bildern waren zum einen mangelhaft, zum anderen lediglich in rumänischer Sprache beschriftet.
Bei der Eröffnung der Ausstellung in ...
Bei der Eröffnung der Ausstellung in Hermannstadt, von links nach rechts: Mircea Nan, Manfred Kravatzky und Dr. Paul-Jürgen Porr.
Am 2. und 4. August informierten Lichtbildervorträge über die Tätigkeit der Höhlenforscher Prof. Iosif Viehmann und Horst Klusch, über die rumänische Everest-Besteigung 1992, über die versuchte Cho Oyu-Besteigung und über Wanderungen in den heimischen Karpaten. Am 3. August stellte Judit Miklos vom Institut für Sozialwissenschaftliche Forschungen (ISF) München die ersten Ergebnisse ihrer Tätigkeit im Rahmen des laufenden „Carpathianprojektes“ vor. Diese präsentierten eine nicht allzu kritische Bestandsaufnahme der Schutzhütten und anderer Unterkunftsmöglichkeiten im Weichbild der Fogarascher Berge.

Ein ganztägiges Symposium fand am 4. August statt. Dabei boten interessante Vorträge gut dokumentierte Einblicke in vielfältige Bereiche: In die Schafwirtschaft in der Mărginime (Prof. Ilie Moise), in die seltene Flora der Karpaten (Prof. C. Drăgulescu), in die Bergwelt und die dortigen Umweltprobleme betrachtet durch das Prisma des EU-Beitrittes Rumäniens (D. Ungureanu, Direktor der Umweltbehörde Kreis Hermannstadt), in die Geschichte der Hohen Rinne (Mircea Dragoteanu) und in die Beziehung des DAV und SKV sowie die Rolle des SKV in der Bergkultur Siebenbürgens (Manfred Kravatzky).

Am Rande dieser Aktivitäten beschlossen die Vorstände der Sektion Karpaten des DAV und des Siebenbürgischen Karpatenvereins, ihre Zusammenarbeit in Zukunft weiter zu verstärken. In den vielen Gesprächen, die zwischen den Vertretern beider Vereine stattfanden, war man sich einig, dass seit Prof. Paul-Jürgen Porr den Vorsitz über den SKV übernommen hat, eine intensivere Beschäftigung mit der Rückgabe alten SKV-Eigentums stattfindet und der Verein auch immer mehr in die Öffentlichkeit rückt. Der SKV will zusammen mit der Klingeis GmbH vom Bulea-See ein EU-finanziertes Projekt initiieren, das den Tourismus in den sechs Kreisen zu deren Gebiet Teile der Ost- und Südkarpaten gehören, nachhaltig fördern soll. Dabei wird der Schwerpunkt auf Umweltverträglichkeit und sanften Tourismus gelegt. Zu weiteren Erfolgen des SKV zählt die zurückerstattete untere Schulerschutzhütte, die sich jetzt wie vor ihrer Zwangsenteignung als „Julius-Römer-Hütte“ zu erkennen gibt.

Zeitgleich mit der Aktionswoche fand die Siebenbürgisch-Sächsische Kulturwoche in Hermannstadt statt, die eine Vielzahl von sehr gut besuchten Veranstaltungen bot. An zwei Veranstaltungen der Kulturwoche beteiligte sich auch Reinhold Kraus von der Sektion Karpaten. Dieser einzigartigen Festivität und ihrer Veranstalter muss das gebührende Lob ausgesprochen werden. Die Verbindung zu Siebenbürgen muss aufrechterhalten werden, unsere Landsleute, die noch in Siebenbürgen leben – und die scheinbar doch nicht dem „Finis Saxoniae“ unterliegen – müssen weiterhin unterstützt werden. Jedoch nicht mehr nur materiell, sondern vor allem moralisch, geistig und kulturell, damit sie das Ansehen, das sie zurzeit genießen, auch weiterhin wahren können.

Manfred Kravatzky

Schlagwörter: Sektion Karpaten des DAV, Kulturhauptstadt

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