27. März 2009

Allgemeine Deutsche Zeitung feierte 60-jähriges Bestehen in Bukarest

Mit einer zweitägigen Festveranstaltung beging die Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien (ADZ) am 13./14. März in Bukarest ihr 60-jähriges Bestehen. Mehr als 100 aktuelle und ehemalige Mitarbeiter, Leser und Förderer kamen zum Empfang in das Kulturhaus „Friedrich Schiller“, darunter der deutsche Botschafter in Bukarest, Roland Lohkamp, und Prof. Paul Philippi, Ehrenvorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR).
Seit 1949 erscheint die als Neuer Weg gegründete deutschsprachige Tageszeitung nun schon ohne Unterbrechung. „Es war die erste überregionale Zeitung (in Rumänien, der Verfasser) und sie hat wesentlich zur Herausbildung eines gemeinsamen Bewusstseins der deutschen Identität beigetragen“, meinte Chefredakteurin Rothraut Wittstock in ihrer Rede. Anlässlich der Feier wurde die Ausstellung „60 Jahre Neuer Weg / ADZ“ eröffnet. Das am zweiten Tag veranstaltete Symposium „Ein Blick zurück. Ein Blick nach vorn“ bot ehemaligen Mitarbeitern die Gelegenheit, aus der Geschichte der Zeitung zu berichten.
Aktuelle und ehemalige Mitarbeiter der ADZ ...
Aktuelle und ehemalige Mitarbeiter der ADZ versammelten sich zu einem Gruppenbild. Foto: Christopher Hanisch
Erinnerungen an den Neuen Weg, ob mündlich vorgetragen oder auf Schautafeln präsentiert, dominierten die Veranstaltung. Als Organ des Deutschen Antifaschistischen Komitees wurde die Zeitung am 13. März 1949 gegründet. Im Laufe der Jahre ließ das ideologische Sendungsbewusstsein nach und die Zeitung entwickelte sich zu einem Sprachrohr für die Deutschen in Rumänien. Diese Leistung ist Wittstock zufolge den langjährigen Chefredakteuren, wie Ernst Breitenstein oder Emmerich Reichrath, und anderen Redaktionsmitgliedern zu verdanken. „Der Neue Weg hat in einer Zeit die Forumsstelle übernommen, in der es keine legitime Vertretung der deutschen Gemeinschaften in Rumänien gab“, ergänzte Prof. Philippi. „Auf den ersten Seiten der Zeitung mussten die übersetzten, langen Reden des Diktators und die von der Partei verordneten Texte erscheinen.“ Dennoch hätten es die Redakteure verstanden, zwischen den Zeilen und in den Lokalnachrichten oder im Kulturteil für die Leser Interessantes zu schreiben, so dass von der Zeitung Ermutigung und Zusammenhalt ausging.
Chefredakteurin Rothtraut Wittstock und der ...
Chefredakteurin Rothtraut Wittstock und der deutsche Botschafter in Bukarest, Roland Lohkamp, begrüßten die Gäste beim Festakt. Foto: Christopher Hanisch
Auch heute ist die Zeitung, die seit dem 5. Januar 1993 als ADZ erscheint, die Klammer der in Rumänien gebliebenen deutschsprachigen Minderheit. Wie sehr ihre Leser an „ihrer“ Tageszeitung hängen, zeigte sich im Sommer 2008. Damals gab es den Vorschlag, die ADZ in eine Wochenzeitung umzuwandeln. Die vorgeschlagene Umwandlung sollte die Zukunft der Zeitung sichern, stand die Zeitung doch vor immensen Problemen: Die Leser sind vor allem Anfang der 1990er Jahre massiv ausgewandert, ebenso die Redakteure. Hinzu kamen finanzielle Probleme. Die Auflage war von zeitweise 80 000 Exemplaren in den 1960er Jahren auf rund 2 000 gefallen.

„Die Flut von Leserbriefen ,pro Tageszeitung‘ (die Siebenbürgische Zeitung berichtete) hat gezeigt, dass die Leserschaft sich für ihre Zeitung engagiert. Ich denke, das Deutsche Forum ist sich heute wieder genau bewusst, dass die Tageszeitung ADZ die Funktion eines Symbols einnehmen kann“, erinnerte Botschafter Lohkamp an diese Phase.

Um Entstehung und Entwicklung der Zeitung während des Kommunismus ging es auf dem Symposium mit ADZ-Beirat Klaus Fabritius, Ewalt Zweyer, Hans Liebhardt und Hans Frank, die wie Zweyer teilweise seit den ersten Tagen für den Neuen Weg arbeiteten oder wie Liebhardt noch heute für die ADZ tätig sind. Benjamin Josza las aus seinen Kolumnen. Zum Abschluss wurde der Film „Inhalte. Die Seiten der Geschichte“ der deutschen Redaktion des Rumänischen Fernsehens von Tiberiu Stoichici und Adrian Drăgușin gezeigt. Eine extra für diesen Anlass konzipierte Ausstellung präsentierte auf großen Informationstafeln über sechs Jahrzehnte Zeitungsgeschichte. Zahlreiche Besucher betrachteten interessiert Berichte aus dem Redaktionsalltag oder unterhielten sich angeregt vor alten Fotos. Die von der ifa-Medienwirtin Carolin Herr erarbeitete Ausstellung wird in den kommenden Wochen noch in Hermannstadt, Kronstadt, Temeswar und Sathmar zu sehen sein.

Botschafter Lohmann gab der ADZ-Redaktion am Ende seiner Rede auf den Weg, dass der Elan für Reformen erhalten bleiben möge. Die Zukunft der einzigen deutschsprachigen Tageszeitung in Osteuropa wurde bei der Feier kaum angesprochen. Es hieß, ein Konzept für die künftige Ausrichtung werde bis zum Frühjahr erarbeitet werden. Verantwortlich ist dafür seit Beginn dieses Jahres das Deutsche Forum, das nicht mehr nur Herausgeber der ADZ, sondern auch ihr Eigentümer ist.

Holger Wermke

Schlagwörter: Medien, Forum

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