17. Juli 2010

48. Heimattag der Siebenbürger Sachsen aus Nordamerika

In der Stadt Erie, gelegen am Erie-See im nordamerikanischen Staat Pennsylvania, fand vom 25. bis 27. Juni der 48. Heimattag der Siebenbürger Sachsen aus Übersee statt. Ausrichter des Treffens, das in jährlichem Turnus wechselweise in den USA und Kanada veranstaltet wird, war der Zentralverband der Siebenbürger Sachsen in den USA, die Alliance of Transylvanian Saxons (ATS), die mehr als 10 000 ATS-Mitglieder vertritt. Der Heimattag, als „das großartigste sächsische Wochenende des Jahres“ gepriesen („The Grandest Saxon Weekend of the Year“), wurde am Freitag im Siebenbürger Club eingeleitet. Rund 350 Gäste genossen an den beiden folgenden Tagen im Ballsaal des Ambassador’s Banquet Center die Festakte mit künstlerischen Darbietungen und vielen jugendlichen Trachtenträgern. Der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. war durch die stellvertretende Bundesvorsitzende Doris Hutter vertreten.
Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada, John Werner, würdigte in seiner Festrede die enge Verbundenheit seiner Landsmannschaft mit der ATS. Die gemeinsamen Kulturveranstaltungen wie der Heimattag in Dinkelsbühl und die Föderationsjugendlager vermittelten in erster Linie das „Gefühl der Zugehörigkeit zu unserer Gemeinschaft“. Thomas Manning, Präsident der ATS, bekräftigte die Solidarität mit den hilfsbedürftigen Landsleuten in Siebenbürgen.
Aufmarsch der Trachtenträger im Ballsaal des ...
Aufmarsch der Trachtenträger im Ballsaal des Ambassador’s Banquet Center. Foto: Doris Hutter
Vor der offiziellen Eröffnung am Samstagnachmittag trafen sich die Würdenträger der Landsmannschaften und Verbände der Siebenbürger Sachsen zu einem Begrüßungscocktail. Nach dem feierlichen Einzug in den Ballsaal wurden mit allen Gästen des Heimattages und begleitet von der Youngstown Brass Band unter der Leitung von John Krauss die kanadische und amerikanische Hymne sowie das Siebenbürgenlied gesungen. Nach dem Festessen folgten die Grüße von ATS-Präsident Thomas Manning, ATS-Vizepräsident Robert B. Cunningham, von John Penteker, Vizepräsident der Landsmannschaft in Kanada, Doris Hutter, Stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbandes in Deutschland, und Martin Voggenberger, Bürgermeister von Munderfing (Österreich).

Mit sehr anmutigen, schwungvollen Volkstänzen erfreuten die Kitchener Transylvania Dancers aus Kanada und die Siebenbürgische Tanzgruppe aus Munderfing unter der Leitung von Horst Raiger das begeisterte Publikum. Die Siebenbürger Blasmusik Munderfing unter der Leitung von Phillip Harant rundete den Abend mit flotter Blasmusik ab und lud zum Tanzen ein. Gute Stimmung herrschte bis nach Mitternacht und ging im privaten Kreise der jüngeren Generation bis in die Morgenstunden weiter, wobei auch deutsche Lieder gesungen wurden.
Ehrengäste auf dem Podium beim festlichen ...
Ehrengäste auf dem Podium beim festlichen Bankett, von links: Martin Voggenberger, Ingrid und Doris Hutter, John und Helgard Werner, Thomas und Liz Manning. Foto: Wilhelm Schenker
Der Sonntag begann mit einem Gottesdienst, dessen Festpredigt Rev. Horst Hoyer von der Immanuel Lutheran Church in Cleveland in Englisch und Deutsch hielt. Die musikalische Umrahmung gestalteten stimmgewaltig der Eintracht Männerchor aus New Castle unter der Leitung von Danual Forsberg und die Munderfinger Kapelle, die gleich zu Beginn „Ein feste Burg ist unser Gott“ anstimmte.

„Sie vergaßen ihre Wurzeln nicht“

Der traditionelle Trachtenaufmarsch, der die Kundgebung einleitete, stellt ein beachtenswertes Bekenntnis der überwiegend jugendlichen Teilnehmer zur Tradition ihrer Vorfahren dar. „Ich denke am Heimattag immer an meine Großeltern John und Katharina Balthes, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Teenager in die USA immigrierten“, sagte ATS-Präsident Tom Manning in seiner Festrede. „Sie hatten es schwer in der Fremde. Als sie sich ein neues Leben aufbauten, vergaßen sie ihre Wurzeln nicht, sie pflegten die Werte der Siebenbürger Sachsen und lehrten uns, stolz auf unsere Herkunft zu sein.“ Harte Arbeit und ehrliche Glaubensgrundsätze hätten den Alltag geprägt und seien weitergegeben worden. Es liege an uns, dieses Erbe ebenfalls an die junge Generation weiterzugeben. Manning erinnerte daran, dass die ATS vor 108 Jahren gegründet wurde. „Mit ihrer Hilfe entstanden, als Bekenntnis zu unseren Wurzeln, Kirchen, Clubs, Sing- und Tanzgruppen sowie Blaskapellen, in denen viele fröhliche Stunden erlebt wurden, so dass viele schöne Erinnerungen daran geknüpft werden.“ Allerdings dürften wir beim Feiern die nicht vergessen, die in Siebenbürgen unserer Hilfe bedürfen. Damit übergab Tom Manning im Auftrag der ATS und mehrerer Spender einen Scheck über umgerechnet rund 12 400 Euro an Doris Hutter für das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.
Thomas Manning übergibt den Scheck für das ...
Thomas Manning übergibt den Scheck für das Sozialwerk an Doris Hutter.
Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada, John Werner, ging in seiner Festrede auf die enge Verbundenheit seiner Landsmannschaft mit der ATS ein. „Das Wichtigste, was wir von unseren gemeinsamen Kulturveranstaltungen mitnehmen, ist das Gefühl der Zugehörigkeit zu unserer Gemeinschaft. Dazu tragen der Heimattag in Dinkelsbühl und die gegenseitigen Besuche sehr gut bei, ganz besonders aber die Jugendlager im Rahmen der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen, weil sie uns helfen, unser Erbe an zukünftige Generationen weiterzugeben.“ Werner dankte den Gästen aus Munderfing für ihren Besuch und die Auftritte in Kanada und stellte fest, dass sieben Mitglieder der Blaskapelle vor 31 Jahren schon einmal auf Besuch waren. Inzwischen bliesen in der Kapelle drei Generationen: Vater, Sohn und Enkel. Abschließend stellte er zwei junge, aktive Damen aus Kanada vor: Miss Transylvania Lisa Fritsch und Miss Saxonia Rebecca Horeth. Der Bundesvorsitzende lud zum nächsten Heimattag vom 16. bis 17. Juli 2011 in Kanada ein, der das Föderationsjugendlager mit einschließen wird.

Grüße vom Kronenfest in Herzogenaurach

Doris Hutter hatte am Vortag die Grüße der Siebenbürger Sachsen in Deutschland überbracht und hob nun in ihrer Festrede die Bedeutung der Siebenbürgischen Zeitung hervor, durch die die Siebenbürger Sachsen und ihre Nachkommen weltweit die Möglichkeit hätten, miteinander in Verbindung zu bleiben. Durch sie erführte man z.B., welche Gruppen und Veranstaltungen es in Übersee gibt, dass es Orte gibt, wo das Bespritzen am Ostersonntag noch gepflegt wird, dass Wettbewerbe wie im Sauerkrautessen oder Zwiebelschälen stattfinden. Mitreißende Ideen würden der Gemeinschaft Halt und frische Impulse geben. Die stellvertretende Bundesvorsitzende erwähnte die guten Beziehungen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland zur rumänischen Regierung, die sich auch auf die in Siebenbürgen lebenden Sachsen positiv auswirken würden. Den Frauen ausdrücklich für ihren großen Anteil an der Pflege der Bräuche und Trachten dankend, schloss sie im Einklang mit den Siebenbürger Sachsen in Herzogenaurach, wo Gerhard Berner am gleichen Tag beim dortigen Kronenfest Grüße aus Erie verkündete. Hutter überbrachte Grüße vom Kronenfest und zitierte aus der Kronenrede: „Wir danken Gott, dass er die Saat/ bis hierher reifen lassen hat,/ und bitten, dass er weiter wacht,/ die Sonne uns gewogen lacht,/ dass sanft der Regen niederfällt/ und Frieden einkehr’ in die Welt,/ damit recht unbeschwert und frei/ das Arbeiten und Feiern sei./ So wie es unsre Ahnen machten,/ feiern wir heut in unsren Trachten“.

Beschwingtes Kulturprogramm

Es folgten die kulturellen Darbietungen der schwungvollen Tanzgruppen Cleveland Saxon Dance Group und Youngstown Culture Group sowie Gesang des Eintracht Männerchors aus New Castle und des Chors des Transylvania Clubs Kitchener unter der Leitung von Ian Clark. Nach dem Mittagessen stieg der Deutsche Musikverein Cleveland unter der Leitung von Fred Ziwich mit einem Vuvuzela-Konzert ins Programm ein (nachdem verkündet worden war, dass Deutschland England mit 4:1 geschlagen habe) und erfreute danach mit Blasmusik zum Tanzen. Erfreulicherweise trat auch der Erie Siebenbürgisch-Sächsische Gesangsverein unter der Leitung von Joan Miller auf.

Der Deutsch-Kanadische Sängerbund vergibt Ehrennadeln an Mitglieder, die 50 Jahre lang in Chören gesungen haben. Der Präsident des Deutsch-Kanadischen Sängerbundes verleiht diese Ehrungen normalerweise bei kanadischen Sängerfesten. Der Chor des Transylvania Clubs konnte dieses Jahr jedoch nicht am Sängerfest teilnehmen, da er zum Heimattag nach Erie fuhr. Daher erhielt der Chorpräsident des Transylvania Clubs eine Ausnahmegenehmigung, diese Ehrung am Heimattag in Erie vorzunehmen. Geehrt wurden Rosie Frim, Grete Giebat, Wilma Gorbach, Emmi Hensel, Käthie Lowrick, Käthie Paulini, Mini Rau und Martin Schelling.

Ein weiterer Höhepunkt des Heimattages war das gemeinsame Tanzen. Ein wunderbarer Anblick, da überwiegend Jugendliche aufmarschierten. Unvergessliche Stunden gemeinsamen Feierns wurden gekrönt von vielen jungen Menschen, die in schönen Trachten ein Stück Kultur weiter tragen. Ebenfalls in Tracht waren am Sonntag auch die beiden Präsidenten Tom Manning und John Werner mit Ehefrau Helgard sowie Monica Weber aus Cleveland/Ohio, die Vorsitzende des ATS-Kulturkomitees, in deren Händen die Gesamtorganisation des Heimattages lag. Sie war vor Ort tatkräftig von Liz Manning unterstützt worden und führte am Heimattag charmant und sicher durch das Programm.

Von Monica und Liz Weber betreut, war übrigens am Samstagvormittag für die Gastgruppen aus Österreich und für die Gäste aus Deutschland ein Ausflug auf eine Halbinsel im Erie-See organisiert worden, wo diese baden und sich am Strand auch sportlich, z. B. mit Ballspielen vergnügen konnten. Die Siebenbürgische Kapelle aus Munderfing, begleitet von Bürgermeister Martin Voggenberger, war Tage davor zusammen mit der Siebenbürgischen Tanzgruppe Munderfing in Kitchener/Kanada aufgetreten und sollte nach dem Heimattag weiter zu den Siebenbürger Sachsen nach Cleveland/Ohio reisen. Die in Kitchener geknüpften freundschaftlichen Kontakte waren nicht zu übersehen.

Herzlich war die Begrüßung zwischen den aus den USA, Kanada, Österreich und Deutschland angereisten Gästen schon am Freitag gewesen, als ungezwungen und fröhlich der Kameradschaftsabend im großen Saal des Siebenbürger Clubs stattfand. Man sang und tanzte. Das Kuchenbuffet bot köstliche selbst gebackene Spezialitäten nach siebenbürgischen Rezepten, wie Nussstriezel und gefüllte Kipfel. Das Bekenntnis der Siebenbürger Sachsen zu ihren Wurzeln wird in Übersee auch sprachlich deutlich: Bestimmte Worte - Heimattag, Tracht, Kameradschaft, Siebenbürgen, Gemütlichkeit oder Landsleute - werden beim Sprechen in Englisch liebevoll deutsch gesagt.

Seitens des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland danke ich unseren Landsleuten aus den USA für ihre herzliche Gastfreundschaft sowie allen Teilnehmern für die Gestaltung dieses Gemeinschaftserlebnisses, das durch seine noch so siebenbürgisch-sächsische Prägung und Solidarität mit den Sachsen, ganz besonders in Siebenbürgen, sehr beeindruckt hat.

Doris Hutter

Schlagwörter: Heimattag, USA, Kanada, ATS

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