30. Mai 2012

Rumäniens Staatspräsident sichert gerechte Lösung der Eigentumsfrage zu

Der Staatspräsident Rumäniens, Traian Băsescu, hat anlässlich des Heimattages der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl zugesichert, dass Rumänien das willkürlich im Kommunismus enteignete Eigentum gemäß dem Prinzip restitutio in integrum zurückgeben werde. Seine schriftliche Botschaft wurde bei der Eröffnung des Heimattages am 26. Mai 2012 von Cristian Diaconescu, Chef des Präsidialamtes und früherer Außenminister Rumäniens, übermittelt. Băsescu bedauerte den Weggang der Deutschen aus Rumänien als großen Verlust für sein Land und sprach sich für eine Wiedergutmachung des von ihnen erlittenen Leids aus. Er würdigte sie als „wahre Europäer in einem geeinten Europa“, die in ihren Herzen Siebenbürger Sachsen geblieben seien. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer sagte, durch diese Botschaft "haben wir heute in Dinkelsbühl ein Stück Geschichte erlebt" (ARD-Tagesschau). Die Mitteilung wird im Folgenden in deutscher Übersetzung wiedergegeben.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Seehofer,
sehr geehrter Herr Bundesvorsitzender Fabritius,
sehr geehrte Gäste, sehr geehrte Damen und Herren,

dass mich der Verband der Siebenbürger Sachsen zu diesem wichtigen Ereignis, dem bedeutendsten Moment Ihrer Gemeinschaft im Jahreslauf, eingeladen hat, freut mich sehr. Auch wenn ich nicht persönlich dabei sein kann, möchte ich Ihnen einige Gedanken zu diesem besonderen Anlass übermitteln.

Einmal im Jahr wird die Stadt Dinkelsbühl zum Begegnungsort der Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen, die aus ganz Deutschland, aber auch aus anderen Teilen der Welt, einschließlich aus Rumänien, anreist. Es ist der Ort, wo alte Bande wieder aufgenommen und neue geknüpft werden, wo Sie die Erinnerung an Ihre Herkunftsorte wachhalten und wo Sie gleichzeitig, gemeinsam mit Ihren Kindern, in die Zukunft blicken. In Dinkelsbühl stellen Sie, Jahr für Jahr, unter Beweis, dass Sie in Ihren Herzen Siebenbürger Sachsen geblieben sind, auch wenn Sie jetzt Bürger der Bundesrepublik Deutschland sind.

Dass Sie Ihre Traditionen und Bräuche bewahren, dass Sie Ihre Wurzeln nicht vergessen haben, ist für mich ein Beweis dafür, dass Sie wahre Europäer in einem geeinten Europa sind, in einem Europa, das wir als Raum der Toleranz, des Wohlstands und des Friedens aufbauen wollen.

Jenseits des festlichen Rahmens bietet die Tatsache, dass Sie Ihre siebenbürgisch-sächsische Identität und Kultur hier in Deutschland zelebrieren, jedoch einen Grund zur Reflektion für die Rumänen und für mich persönlich. Ich hätte mir gewünscht, dass diese jährlichen Begegnungen in Ihrem heimatlichen Siebenbürgen stattgefunden hätten. Ich hätte mir gewünscht, dass Ihnen mein Land die Bedingungen geboten hätte, um dort zu bleiben, wo Ihre Vorfahren über acht Jahrhunderte lang einen Raum des Wohlstandes und der Harmonie aufgebaut haben. Wir Rumänen empfinden den Weggang der Siebenbürger Sachsen aus den Regionen, in denen sie gelebt haben, als großen Verlust.
Cristian Diaconescu, Chef des Präsidialamtes und ...
Cristian Diaconescu, Chef des Präsidialamtes und früherer Außenminister Rumäniens, übermittelt die Botschaft von Staatspräsident Traian Băsescu. Foto: Lukas Geddert
Das heutige Rumänien, das fest verankert ist in der europäischen Werte- und Grundsatzgemeinschaft und als Mitglied der Europäischen Union aktiv zum europäischen Aufbau beiträgt, bietet Ihnen – mehr denn je – überzeugende Argumente dafür, dass Sie Ihre kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Ihrem Herkunftsland und Ihren Herkunftsorten neu knüpfen.

Es ist gibt zweifellos noch Themen, die aus der älteren oder jüngeren Vergangenheit herrühren und die einer Lösung harren. Diese betreffen sowohl die heute in Rumänien lebenden Bürger als auch jene, die in anderen Ländern eine neue Heimat gefunden haben. Ich versichere Ihnen, dass es mir sehr wohl bekannt ist, dass Probleme wie die Rückgabe des vom kommunistischen Regime willkürlich enteigneten Eigentums ganz wichtige Anliegen Ihres Verbandes sind. Gleichzeitig möchte ich Ihnen zusichern, dass die von Rumänien geförderte Vorgehensweise restitutio in integrum, trotz der Schwierigkeiten, die sie dem rumänischen Staat bereitet hat, die gerechte war und bleibt. Das Prinzip wird nicht geändert. Ich bin zuversichtlich, dass Lösungen gefunden werden, die es den Betroffenen ermöglichen, wieder in den Besitz ihres früheren Eigentums, sei es in natura oder in einer anderen Form, zu gelangen.

Desgleichen ist es an der Zeit, dass der rumänische Staat Wiedergutmachung für die Siebenbürger Sachsen betreibt, denen durch willkürliche Maßnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg großes Leid zugefügt worden ist. Ich möchte Sie ermutigen, so oft wie möglich nach Rumänien zu kommen. Das heutige Rumänien empfängt all jene mit Freude und Offenheit, die es wieder oder zum ersten Mal entdecken wollen, vor allem die jüngere Generation. Und all jene, die die Vorteile der Investitionen, des attraktiven Geschäftsklimas und der gut ausgebildeten, oft Deutsch sprechenden Fachkräfte nutzen wollen. Sie haben dieses wertvolle Gut, die deutsche Sprache und Kultur, mit einer wunderbaren siebenbürgisch-sächsischen Einfärbung, nach Rumänien gebracht. Ich lade Sie somit ein, zurückzukehren und sich in langfristige Projekte zu engagieren, im Bereich der Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft oder Kultur, in einem Raum, der vielen von Ihnen noch so stark vertraut ist. Dies ist eine Chance, die wir uns gegenseitig gewähren sollten, zum Wohle unserer gemeinsamen europäischen Zukunft.

Staatspräsident Traian Băsescu (links) ...
Staatspräsident Traian Băsescu (links) erörterte am 23. Juni 2010 im Cotroceni Palast in Bukarest die Anliegen des Verbandes der Siebenbüerger Sachsen in einem Gespräch mit dem Bundesvorsitzenden Bernd Fabritius. Foto: Rumänisches Präsidialamt
Nicht zuletzt möchte ich meine Wertschätzung für die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen zum Ausdruck bringen, die eine Brückenrolle in der Entwicklung der Beziehungen zwischen Rumänien und Deutschland wahrnimmt und aktiv dazu beiträgt, dass sich diese Beziehungen zu einem Modell auf europäischer Ebene entwickeln.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Seehofer, ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Ihnen für die Art und Weise zu danken, in der Sie die Gemeinschaft der aus Rumänien stammenden Deutschen fördern und in der der Freistaat Bayern deren Eingliederung in die deutsche Gesellschaft im Laufe der Jahre unterstützt hat. Desgleichen danke ich Ihnen für die Freundschaft, die Sie meinem Land und den Rumänen entgegenbringen. Gerne erinnere ich mich an Ihren Besuch in Bukarest und an unsere Begegnung im Jahr 2010.

Abschließend wünsche ich Ihnen, den Siebenbürger Sachsen, dass Sie mit gleicher Hingabe die Bräuche Ihrer Vorfahren weiterführen mögen, als eine lebendige Flamme Ihrer Identität. Wesentlich für die Zukunft ist die Weitergabe dieser Traditionen und des Gemeinschaftsbewusstseins an die junge Generation.

Ich wünsche Ihnen sonnige Tage, ein Fest voller Freude und schöne Begegnungen.

Traian Băsescu, Staatspräsident Rumäniens

Schlagwörter: Eigentumsrückgabe, Heimattag 2012, Politik

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