28. Februar 2013

Aktion Fastenopfer wurde von den Siebenbürger Sachsen mitgestaltet

Am 16. und 17. Februar 2013 eröffnete die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern zusammen mit dem Gustav-Adolf-Werk und dem Martin-Luther-Verein ihre diesjährige Aktion Fastenopfer mit dem besonderen Augenmerk auf die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien. Der Aufruf zum Fasten ist alt, die Fastenzeit mit einer Aktion zu beginnen, ist neu. Das einsame Fasten wird dadurch gemeinschaftlich und gesellschaftlich.
Städtische Vertreter, Gemeinderäte und Vertreter der katholischen Caritas waren anwesend; die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Stamm, gab der zweistündigen Begegnung am Samstag die Ehre. Diese Aktion, die in diesem Jahr unter dem Motto „Wir stehen füreinander ein“ steht, ist der Zukunft zugewandt und verschafft jedem der mitmacht, einen freien Atem. Wunderbar!

Eine Delegation aus Hermannstadt war eingeladen worden. Bischof Reinhart Guib hielt die Festpredigt in der gut gefüllten St. Stephanskirche in Würzburg. Seine Predigt war anrührend; denn sie verschwieg die Not der Kirche nicht, aber auch nicht die Größe der Aufgabe. Die Ernte ist groß, biblisch gesprochen, überwältigend groß, aber Schnitter sind wenig, viel zu wenig. Oberkirchenrat Michael Martin wies in einem Doppelinterview mit Bischof Guib darauf hin, dass die Diakonie in Siebenbürgen auffallend stark in das Gemeineleben integriert sei, während sie sich in den Landeskirchen in Deutschland zu einer besonderen Organisation, losgelöst vom Gemeindeleben, gewandelt habe.
Aktion Fastenopfer in Würzburg: Die Helfer bei ...
Aktion Fastenopfer in Würzburg: Die Helfer bei der Einrichtung der Begleitausstellung in der Stephanskirche, v.l.n.r.: Johann Szegedi, Elke Kloos, Hans-Erwin Binder, Roselinde Mieskes, Marianne Brotea, Erika Bell, Katharina Bell, Erna Markel, Willi Roth, Norbert Mieskes und Hans Werner Bell. Foto: Stefan Römmelt
Die Delegation aus Hermannstadt strahlte Lebensmut aus, paradoxerweise war es ein Lebensmut aus der zugegebenen Schwäche. Das kann anstecken. Das sollte anstecken. Zeiten der Mutlosigkeit kennen alle Christen. Wer hilft hier wem mit dem Fastenopfer? – So hat sich vermutlich mancher gefragt. Jugendliche aus Hermannstadt und ein Chor, der sich aus Anlass dieser Eröffnung um die Fogarascher Kantorin Christiane Neubert gebildet hatte, begleiteten Bischof Guib. Die Madrigale und Chöre, unter anderem der beliebte französische Lobgesang „Ich lobe meinen Herrn“, auf Deutsch, Rumänisch und Ungarisch gesungen, fügten sich zu den Chören aus Karlstadt, Veitshöchheim und zu der Schola der Stephanskirche. Dr. Elfriede Dörr aus Hermannstadt erläuterte zwei Projekte, eines in Hermannstadt für die Jugend und ein ökologisches Projekt in Mediasch, für die das Fastenopfer mit bestimmt ist.

Dr. Edda Weise, Dekanin in Unterfranken, organisierte im Auftrag der Kirchenleitung die Festlichkeiten und band die Kreisgruppe Würzburg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland mit ein. Etwa die Hälfte der rund 300 Besucher am „Nachmittag der Begegnung“ und in der „Nacht der Chöre“ waren ausgewanderte Sachsen und jetzt Mitglieder der Evangelischen-Lutherischen Kirche Bayerns, die die Fastenzeit seit Jahren mit dem Schwerpunkt Kirchen in Osteuropa beginnt. Welch eine merkwürdige Doppelrolle für die siebenbürgischen Gemeindemitglieder der evangelischen Kirche in Bayern, von denen viele in ihrem Herzen zwei Landeskirchen Platz einräumen! Sie waren zugleich Geber und Empfänger, Empfänger und Geber. Zwei Herren dienen, das geht nicht, zwei Landeskirchen lieben, das geht wirklich! Die Landeskirchen haben den gleichen Herrn. Und wie mag jeder und jede die Gewichte verteilt haben? Hans Werner Bell, Vorsitzender der Kreisgruppe Würzburg, vor der Versammlung interviewt von Martina Fritze, ließ klar erkennen, wie stark Siebenbürgen in seinem Fühlen und Denken lebt, was die Seelenstimmung vermutlich vieler der Anwesenden spiegelte.

Es hatten, was ich sehen konnte, übrigens nur Siebenbürger Sachsen aus Würzburg die Tracht an, niemand von der Delegation aus Siebenbürgen, wenn man von den Ornaten des Bischofs und seiner Begleiter absieht. Es ist nicht möglich in einem kurzen Bericht, alle Details von der formellen Eröffnung durch Oberkirchenrat Michael Martin bis zu den Kurzberichten der Mitveranstalter zu würdigen.

Die kleine Ausstellung mit sächsischen Stickereien, die Hanklich und der Baumstriezel und der fränkische Silvaner und die Grußworte, der Posaunenchor und das Flötenquartett, der Auftritt der Hermannstädter Jugendlichen und die gekonnten Moderationen seien wenigstens erwähnt. Das Zusammenwirken gab den starken, hellen europäischen und ökumenischen Klang.

Man kann daher die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern zu der Idee, das Fasten zu vergemeinschaften und zu vergesellschaften nur beglückwünschen. Es ist, als fänden europäisch-einsame Hausmusikliebhaber in einem Orchester spontan zusammen, um ein Stück zu spielen, das neu ist und jedem von ihnen einzeln nie gelingen kann. Die Siebenbürger, von denen sich viele in ihren Kirchengemeinden kräftig engagieren, können ihre Doppelrolle – ausgewandert, ohne Siebenbürgen zu vergessen, und zugleich dankbar in der ev. Kirche vor Ort – im Fastenopfer dieses Jahres besonders gut ausdrücken. Die gemeinsam und fröhlich fasten und fröhlich geben, hat Gott lieb! So kann man, liebe Leserin und lieber Leser, den Apostel Paulus abwandeln.

Die Fastenaktion läuft bis Ostersonntag. Das Spendenkonto kann bei allen evangelischen Pfarrämtern in Bayern erfragt werden.

Andreas Möckel

Schlagwörter: Kirche und Heimat, Würzburg

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