22. Mai 2013

Horst Seehofer: Jugend soll den Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation mitgestalten

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hat die starke Präsenz der Jugend beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen am 19. Mai in Dinkelsbühl begrüßt und angekündigt, dass die junge Generation den Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation mitgestalten wird. Der Gedenktag wurde am 15. Mai von der bayerischen Staatsregierung beschlossen und soll ab 2014 jeden zweiten Sonntag im September begangen werden. Aus dem Blick in die Vergangenheit erwachse die Verpflichtung für die Zukunft, dass sich Vertreibung und Flucht in Zukunft nicht wiederholen dürften, sagte der CSU-Vorsitzende. Seehofer würdigte die große Aufbauleistung der Heimatvertriebenen und der Siebenbürger Sachsen für den Freistaat Bayern. Die Anwesenheit des rumänischen Außenministers in Dinkelsbühl begrüßte er als „ein Beispiel für europäische Verbundenheit, Dialog, Freundschaft und Partnerschaft“. Die Festrede (siehe Videodokumentation auf YouTube.de/SiebenbuergerDE) wurde durch starke Regenfälle beeinträchtigt. Ergänzend dazu liefert der bayerische Ministerpräsident eine schriftliche Botschaft, die im Folgenden auszugsweise für die Leser der Siebenbürgischen Zeitung wiedergegeben wird.
Die Siebenbürger Sachsen: Tradition und Heimatliebe

Sehr geehrter Herr Außenminister Corlățean,
Exzellenz, Herr Botschafter Comănescu,

Ihre Anwesenheit ist ein starkes Signal der Wertschätzung – für die Siebenbürger Sachsen und für Bayern insgesamt. Danke, dass Sie da sind! Herzlich willkommen im Freistaat Bayern!

Ich grüße den Bundesvorsitzenden der Siebenbürger Sachsen, Dr. Bernd Fabritius, und seine Stellvertreter im Bundesvorstand. Vielen Dank für Ihre freundlichen Worte, Herr Dr. Fabritius. Vielen Dank für die Einladung zum Heimattag 2013. Ich habe sofort zugesagt.

Link zum Video

Mein Gruß gilt Erika Steinbach, mit der mich eine lange und gute Zusammenarbeit verbindet. Ich grüße Dr. Christoph Hammer, den Oberbürgermeister dieser schönen Stadt. Ich grüße alle Gäste und Ehrengäste.

Und ich grüße ganz besonders herzlich Sie, meine Damen und Herren, liebe Landsleute, liebe Trachtlerinnen und Trachtler!

Ihnen allen, woher Sie auch kommen, ein herzliches bayerisches Grüß Gott! Franz Josef Strauß, mein Vorgänger im Amt, hat einmal gesagt: „Das Amt des Bayerischen Ministerpräsidenten ist das schönste Amt der Welt.“ Liebe Landsleute, bei diesem Anblick, wenn ich Sie heute sehe, dann kann ich nur feststellen: Strauß hatte Recht.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer während ...
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer während seiner Ansprache in Dinkelsbühl. Foto: Sieglinde Schuster
Mundart, Volkslieder, Tanz, Trachten: Das ist Heimatliebe! Das ist gelebte Tradition! Bei diesem Anblick geht mir das Herz auf. Gratulation zu Ihrer großartigen Vielfalt. Bayern ist stolz auf die Siebenbürger Sachsen!

Was mich besonders freut: Sie begeistern auch die junge Generation. Die Jugendgruppen der Siebenbürger Sachsen bekommen immer mehr Zulauf. Viele junge Siebenbürger Sachsen tragen ihre Tracht mit Leidenschaft. Sie sagen ja zur Tradition, ja zur Brauchtumspflege. Von unseren jungen Siebenbürger Sachsen geht heute ein klares Signal an alle Menschen in Bayern, Deutschland und Europa aus. Das Signal lautet: Tradition ist Zukunft! Heimat hat Konjunktur!

Ich bin stolz auf unsere Jugend. Unsere Jugend ist traditionsverbunden und modern. Mit diesen Jugendlichen, mit diesen jungen Frauen und Männern schauen wir zuversichtlich in die Zukunft. Respekt und weiter so!

Aus der Geschichte Kraft zur Zukunft schöpfen

Sie alle, die Sie heute hier sind, wissen: Nur wer seine Wurzeln kennt, kann die Zukunft aktiv gestalten. Das gilt auch für Bayern.

Tradition und Moderne gehören bei uns in Bayern zusammen. Aus unseren kulturellen Wurzeln ziehen wir Kraft und Selbstvertrauen im Wettbewerb. Gerade in Zeiten der Globalisierung gilt: Wer weiß, woher er kommt, ist selbstbewusster und gelassener als andere. Er schaut optimistischer nach vorne. Das Wissen um das Gestern verleiht uns Gestaltungskraft für das Morgen.
  • Deswegen sind wir in Bayern stolz auf unsere gewachsene Identität. Der Respekt vor der anderen Kultur beginnt beim Stolz auf die eigene Kultur.
  • Wir sind stolz auf unsere regionale Vielfalt. Sie, die Siebenbürger Sachsen, sind das beste Beispiel für den kulturellen Reichtum in unserem Land.
  • Und wir sind stolz auf unser sprichwörtliches bayerisches „Leben und leben lassen“. Weltoffenheit und Heimatliebe, Toleranz und Verantwortung für die Gemeinschaft gehören bei uns zusammen.
Das macht Bayern so besonders, meine Damen und Herren. Bayern atmet die Vielfalt von 1 500 Jahren Geschichte, von vielen verschiedenen Kulturen und von traditionsbewussten Menschen wie Ihnen. Ich bin als Ministerpräsident verpflichtet, die Wahrheit zu sagen. Und die Wahrheit ist: Bayern ist das schönste Land der Welt – auch deswegen, weil so viele Siebenbürger Sachsen in Bayern leben. Sie sind ein ganz starkes Stück Bayern!

Gemeinsam für Bayern

Wir übernehmen in Bayern Verantwortung für unser Land und Verantwortung für die Menschen. Verantwortung übernehmen heißt auch Vielfalt erhalten. Unsere Siebenbürger Sachsen sind ein wertvoller Teil unserer bayerischen Kultur. Sie gehören dazu, liebe Landsleute – und darüber empfinden wir alle heute „Dank und Verpflichtung“, wie es das Motto des diesjährigen Pfingsttreffens ausdrückt.

Sie haben wunderbare Traditionen und wollen Ihren kulturellen Schatz an Ihre Kinder und Enkel weitergeben. Ich versichere Ihnen: Wir unterstützen Sie dabei nach Kräften. Wir fördern seit vielen Jahren die Kulturprojekte der Siebenbürger Sachsen. Bayern sagt ein klares Ja zu seinen Siebenbürger Sachsen!

Zur Verantwortung gehört das Erinnern. Wir hätten von Bayern aus gerne einen Nationalen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation auf den Weg gebracht. Wir hätten den Opfern von Flucht und Vertreibung gerne in ganz Deutschland die Ehre staatlichen Gedenkens erwiesen. Wir hätten mit einem Gedenktag gerne von Flensburg bis Füssen das historische Signal gegeben: Vertreibung ist und bleibt Unrecht. Ich bin nicht Herr des Verfahrens auf gesamtdeutscher Ebene. Aber ich bin Ministerpräsident im Freistaat Bayern. Deshalb kann ich Ihnen heute mitteilen: Bayern gibt dieses Signal aus eigener Kraft. Ich will keine Worte mehr, ich will Taten.

Berlin redet, Bayern handelt. Wir führen einen bayerischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation ein. Das ist ein einmaliger Vorgang in der Geschichte. Der Gedenktag wird schon im nächsten Jahr eingeführt. Damit machen wir in Bayern wieder einmal deutlich: Wir in Bayern wissen, welche Verantwortung wir gegenüber unseren Vertriebenen und Aussiedlern haben. Und wir stehen zu unserer Verantwortung für die Zukunft!

Sie übernehmen selbst in hohem Maß Verantwortung für unser Land, Verantwortung für die Menschen. Ich danke allen Sprechern und Repräsentanten der Landsmannschaft und der vielen Kreis- und Ortsgruppen für ihr großartiges Engagement.

Sie sind Brückenbauer. Mit dem Erfahrungsschatz aus zwei Sprachen und zwei Kulturen bauen Sie goldene Brücken zwischen Deutschland und Rumänien. In beiden Ländern sind Sie hoch geschätzt – dafür danke ich ausdrücklich auch unseren rumänischen Gästen. Mit Botschaftern wie Ihnen, liebe Landsleute, können wir uns in Bayern, können wir uns in Deutschland glücklich schätzen!

Von Ihrem Mut, Ihren Erfahrungen und Ihrer Verantwortungsbereitschaft kann unsere Gesellschaft viel lernen. Wir brauchen Menschen, die sich einsetzen. Wir brauchen engagierte, verantwortungsbewusste Bürgerinnen und Bürger wie Sie.

Ein herzliches Vergelt’s Gott für Ihre Arbeit!

Schlagwörter: Heimattag 2013, Bayern, Vertriebene und Aussiedler

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