28. März 2014

Verband lebt nur durch seine Mitglieder/Bundesvorstand tagte in München

Der Verband wird 65 Jahre alt. Am 26. Juni 1949 traten Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben mit der „Heimat im Herzen“ in München zusammen, um einen „Verband zur gegenseitigen Hilfe zu gründen“, wie es im Vorspruch der ersten Satzung hieß. Nach einer reichen, wechselhaften Geschichte ist der Verband auch heute ein lebendiger Ort, in dem die Siebenbürger Sachsen ihre Kultur und Gemeinschaft weiterleben. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Deshalb hat der Bundesvorstand in seiner Frühjahrssitzung am 15. März 2014 in München beschlossen, sich dafür einzusetzen, dass die Mitgliederzahl in den nächsten zehn Jahren konstant bleibt.
Wie Bundesgeschäftsführer Erhard Graeff feststellte, hatte der Verband Anfang dieses Jahres 20 423 Familien zum Mitglied. „Damit unser Verband auch weiterhin das leisten kann, was er sich satzungsgemäß vorgenommen hat“, müssen sich alle dafür verantwortlich fühlen – auch für die Mitgliederwerbung. Deshalb werden alle Siebenbürger Sachsen auf diesem Wege aufgerufen, sich zu unserer Gemeinschaft zu bekennen, sie mit Leben zu füllen und in ihrem Umfeld dafür zu wirken, dass jene Landsleute, die es noch nicht sind, auch Mitglied des Verbandes werden. „Alle bereits durchgeführten und noch beabsichtigten Werbeaktionen der Landes- und Kreisverbände sind richtig, wichtig und unterstützenswert“, betonte Erhard Graeff. Neue Mitglieder will man auch durch kleine Geschenke gewinnen, die auf Vorschlag des Internetreferenten Robert Sonnleitner bereitgestellt werden.

Ein lebendiger Ort der Begegnung ist der Heimattag in Dinkelsbühl. Das Pfingsttreffen 2014 steht unter dem Motto „Heimat ohne Grenzen“ und bietet wieder ein breit gefächertes, attraktives Programm für Jung und Alt. Mitausrichter ist die Landesgruppe Baden-Württemberg (siehe nebenstehender Bericht über die Heimattagausschusssitzung). Ein besonderer Schwerpunkt ist das Gedenken an die Evakuierung und Flucht von 40000 Nordsiebenbürger Sachsen vor 70 Jahren. Sie haben ihre Heimat verloren und inzwischen eine neue Heimat in Österreich, Deutschland oder Kanada gefunden. Heute bringen sich die Nösner gestaltend in Europa ein, indem sie Bistritz helfen, Städtepartnerschaften mit Wels in Oberösterreich und Wiehl in Nordrhein-Westfalen zu schließen.

Dr. Bernd Fabritius berichtete erstmals nicht nur über seine Tätigkeit als Bundesvorsitzender, sondern auch über sein Wirken als Bundestagsabgeordneter in Berlin. Da seine Zielgruppe Aussiedler und Vertriebene sind, ergeben sich viele direkte Bezüge zum Verband der Siebenbürger Sachsen. So führte Fabritius Ende November 2013 nicht nur Gespräche mit den Vertretern der Landeskirche und des Forums in Hermannstadt, sondern stellte auch bei einem Besuch in Waldhütten eine mögliche Gefährdung der Kirchenburg fest, eines im 14. Jahrhundert errichteten Baudenkmals. Die Firma Prospecțiuni S.A., die die umstrittene Schiefergassuche durchführte, habe inzwischen die Bürger, deren Häuser beschädigt worden waren, entschädigt und die Gassondierungen zurückgefahren oder sogar eingestellt, berichtete Fabritius. Zusätzliches Gewicht erhält seine Arbeit neuerdings als Berichterstatter für Rumänien im Europaausschuss des Bundestages.

Ein Durchbruch ist bei der Entschädigung für Russlanddeportierte, Zwangsumgesiedelte (Bără­gan, Szeklerland etc.) und andere politisch Verfolgte gelungen. Auf Initiative des Verbandes wurde das Entschädigungsdekret 118/1990 durch das neue Gesetz 211/2013 auf alle Betroffenen ausgeweitet, die nicht mehr im Besitz der rumänischen Staatsangehörigkeit sind. Dank wiederholter Eingaben und Gespräche der Verbandsvertreter mit der rumänischen Regierung wurden viele bürokratische Hürden aufgehoben, zahlreiche Betroffene erhalten inzwischen ihre Entschädigungszahlungen.

Elmar Wolf, Bundesjugendleiter der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland, berichtete über den Besuch junger Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben vom 5. bis 8. März im politischen Berlin, der auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Bernd Fabritius erfolgt sei.
Der Bundesvorstand kam zu seiner Frühjahrssitzung ...
Der Bundesvorstand kam zu seiner Frühjahrssitzung 2014 in der Geschäftsstelle des Verbandes in München zusammen. Foto: Siegbert Bruss
Einen hohen Stellenwert hat die Kulturarbeit. Mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat und ihrem neuen Vorsitzenden Dr. Konrad Gündisch, der an der Sitzung teilnahm, sei man auf einem guten Weg. Auch mit der Michael Schmidt Stiftung, die sich im Bereich der Kulturförderung immer stärker engagiere, sollte man stärker zusammenarbeiten, empfahl Fabritius. Den Konsultationen mit der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien und anderen siebenbürgischen Organisationen misst der Bundesvorsitzende eine große Bedeutung bei. Sie haben etwas Zukunftsträchtiges, hier werden Strategien und Wege zur Rettung des gemeinsamen Kulturerbes erörtert. Die vierte Konsultation ist für den 4. April 2014 im Vorfeld der Bilanztagung „25 Jahre seit der Wende in Rumänien“ in Bad Kissingen geplant.

Grüße seitens des Landes- und Siebenbürgenforums übermittelte Benjamin Józsa, Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen mit Sitz in Hermannstadt. Er wies auf die Möglichkeit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen den Jugendorganisationen hin; neue Vorsitzende des Deutschen Jugendvereins Siebenbürgen (DJVS) sei Andrea Rost (Schäßburg). Des Weiteren berichtete Józsa über die vielversprechenden politischen Tätigkeiten von Klaus Johannis, Erster Stellvertretender Vorsitzender der Nationalliberalen Partei. Seine Nominierung als Innenminister und Vizepremier sei zwar am Widerstand der Sozialdemokratischen Partei gescheitert, aber der Hermannstädter Bürgermeisters sei einer der angesehensten Politiker Rumäniens, auch wenn er zurzeit in der Opposition sei.

Pfarrer Dr. Stefan Cosoroabă, Referent für institutionelle Zusammenarbeit der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, berichtete über die jüngsten Entwicklungen in der Heimatkirche. Durch die doppelte Mitgliedschaft erhoffe man sich eine Stärkung der Kirchengemeinden. Den Kirchengemeinden sei per Erlass auferlegt worden, die jeweilige Heimatortsgemeinschaft über anstehende Verkäufe von kirchlichen Immobilien zu informieren, um die Chance zu eröffnen, dass diese nicht verkauft werden. Mit dem Projekt „Glauben und Gedenken“ soll in grenzüberschreitender Kooperation an die Evakuierung und Flucht aus Nordsiebenbürgen vor 70 Jahren erinnert werden.

Neben dem Heimattag in Dinkelsbühl plant das Bundeskulturreferat des Verbandes die Teilnahme siebenbürgisch-sächsischer Kulturgruppen an zwei großen Ereignissen am 20. September 2014: dem Sachsentag in Mühlbach und dem Oktoberfestzug in München. Bei der Verdienstmedaille „Pro Meritis“, die den Namen Carl Wolff trägt und vom Verband der Siebenbürger Sachsen verliehen wird, will die Carl-Wolff-Gesellschaft künftig mitarbeiten.

Des Weiteren verabschiedete der Bundesvorstand die Haushaltsübersicht 2013 und den Haushaltsplan 2014. Erhard Graeff berichtete über die Tätigkeit der Bundesgeschäftsstelle, die viele Rechtsanfragen der Mitglieder beantworte, eine neue Software für die Mitgliederverwaltung anwende und mit der Einführung eines neuen Mitgliedsausweises befasst sei. Auch daraus erhoffe man sich neue Impulse für das Vereinsleben.

Siegbert Bruss


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Schlagwörter: Bundesvorstand, Sitzung, München, Verbandspolitik

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