20. September 2014

1. Bayerischer Gedenktag für Opfer von Flucht und Vertreibung

München - Am 15. Mai 2012 hatte Ministerpräsident Horst Seehofer einer Delegation des Landesverbandes Bayern des Bundes der Vertriebenen (BdV) versprochen, ihren Wunsch nach einem Gedenktag für die deutschen Opfer von Flucht und Vertreibung während und nach dem Zweiten Weltkrieg zu erfüllen. Nach erfolglosen Bemühungen auf Bundesebene, diesen Gedenktag bundesweit einzuführen, beschloss die Bayerische Staatsregierung am 15. Mai 2013 einen bayerischen Alleingang. Am 14 September 2014 war es in Bayern so weit: Im Kuppelsaal der Bayerischen Staatskanzlei wurde der erste Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung feierlich begangen. Der Einladung des Ministerpräsidenten waren zahlreiche hochrangige Bundes- und Landespolitiker gefolgt, darunter auch der Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Dr. Bernd Fabritius, MdB, sowie Vertreter der Landsmannschaften.
Unter den etwa 350 Veranstaltungsteilnehmern waren rund 70 Siebenbürger Sachsen eingeladen und in unserer Festtracht erschienen. In dem Brauchtums-Rahmenprogramm konnten unsere Jugendlichen aus den Tanzgruppen München und Geretsried bewundert werden, die mit einem schwungvollen Tanz die Anwesenden begeisterten.
Gruppenbild in der Bayerischen Staatskanzlei: die ...
Gruppenbild in der Bayerischen Staatskanzlei: die siebenbürgisch-sächsischen Trachtenträger mit Ministerpräsident Horst Seehofer (Bildmitte) und (links) dem Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius; in der vorderen Reihe stehen die Landesvorsitzende in Bayern Herta Daniel (2. von rechts) und Bundesfrauenreferentin Christa Wandschneider (3. von rechts).
In seiner Ansprache dankte Ministerpräsident Horst Seehofer den Heimatvertriebenen in Bayern für ihr großartiges Versöhnungswerk. Diese hätten nach Krieg und Vertreibung beschlossen: Nie wieder Entrechtung, nie wieder Gewalt. Seit jeher laute ihr Credo: Versöhnung statt Vergeltung. Er erinnerte an die Gegenwärtigkeit von Flucht und Vertreibung und wies darauf hin, dass durch die derzeitigen Krisenherde überall in der Welt dieser Tag der Erinnerung und der Mahnung zur Wahrung der Menschenrechte, für Frieden und Freiheit eine ganz besondere Aktualität gewinne. Seehofer plädierte für eine weltweite Ächtung von Vertreibungen. Flucht und Vertreibung, das sei das Schicksal Tausender Männer, Frauen und Kinder in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts gewesen. Die Erinnerung daran zu bewahren, sei ihm ein persönliches Anliegen.
Frische Kränze an der Gedenkstätte der ...
Frische Kränze an der Gedenkstätte der Bayerischen Staatsregierung zur Erinnerung an das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen, ihre Deportation, Flucht und Vertreibung.
Das Schicksal der vertriebenen Deutschen und ihre Lebensleistung seien für uns alle Auftrag und Erbe für die Zukunft. Wir hätten den Auftrag, das gesamtgesellschaftliche Bewusstsein für das Schicksal der Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler lebendig zu halten. Dafür stehe dieser Gedenktag. Der Bayerische Ministerpräsident begrüßte, dass nun endlich auch der Bund einen nationalen Gedenktag gegen Vertreibung beschlossen hat. Der bundesweite Gedenktag sei ein wichtiges Signal an alle Heimatvertriebenen, dass ihre jahrzehntelange Versöhnungsarbeit gewürdigt werde.

Das Programm dieser Festveranstaltung wurde von zwei Gesprächsrunden mit Zeitzeugen und Vertretern der Fraktionen im Bayerischen Landtag unter der Moderation von Sigmund Gottlieb, Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens, abgerundet. Jeder Teilnehmer hatte Gelegenheit, seine Sicht zu diesen Themenkomplexen zu erläutern. Die Zeitzeugen schilderten in bewegenden Worten schreckliche Erinnerungen an ihre eigene Vertreibung, während die Politiker zu den Herausforderungen der Gegenwart, die angesichts der aktuellen Flüchtlingsproblematik zu bewältigen sind, Stellung nahmen.
BdV-Landesvorsitzender in Bayern Christian Knauer ...
BdV-Landesvorsitzender in Bayern Christian Knauer mit Jugendlichen aus den siebenbürgisch-sächsischen Tanzgruppen aus Augsburg. Foto: Ute Bako
In seiner Ansprache begrüßte der Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen in Bayern, Christian Knauer, den Beschluss der Bundesregierung, den Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung ab dem kommenden Jahr bundesweit einzuführen. Dies sei eine gute Nachricht für die deutschen Heimatvertriebenen, die mit ihrem Willen und ihrer Kraft zu Versöhnung und Neuanfang entscheidend zum Aufbau der Bundesrepublik Deutschland beigetragen und so auch das Fundament zum Zusammenhalt in unserer Gesellschaft gelegt hätten. Er erinnerte daran, dass deutsche Kulturlandschaften durch die Vertreibung der dort beheimateten Deutschen völlig ausgelöscht worden seien. Diese Vertreibung sei ein wichtiger Teil unserer gesamtdeutschen Kultur. Knauer forderte, dass Flucht und Vertreibung noch nachhaltiger als bisher zu ächten seien. Diese dürften nie wieder Mittel der Politik sein und widerspruchslos von der Völkergemeinschaft hingenommen werden. Fast 15 Millionen Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg hätten durch diesen Gedenktag einen festen Platz in der Historie erhalten. Abschließend betonte der BdV-Landesvorsitzende, dass das heutige Gedenken an die Opfer von Flucht und Vertreibung, das zeitgleich auch in Hessen und Sachsen stattfinde, einen wichtigen Betrag darstelle, um mitzuhelfen, dass anderen Menschen die bitteren Erfahrungen der Vertreibung erspart blieben.

Herta Daniel

Schlagwörter: Gedenken, Bayern, Flucht und Vertreibung, BdV, München

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