13. Januar 2015

Zentrale Gedenkveranstaltung in Ulm erinnert an Deportation vor 70 Jahren

Nachdem die Rote Armee im Herbst 1944 nach Westen vorgerückt war, begann im Januar 1945 die Deportation von Zivilbevölkerung zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion. 120.000 Deutsche waren davon betroffen. Ein Viertel von ihnen sollte aus den Lagern nicht zurückkehren. Die Geschichte der Deportation war lange Zeit kein öffentliches Thema. Erst 1995, zum 50. Jahrestag, fand eine erste öffentliche Veranstaltung mit Betroffenen statt. Anlässlich des 70. Jahrestages werden sich die letzten Überlebenden auf Einladung der Veranstalter am 17. Januar 2015 noch einmal in der Stadt an der Donau treffen. Im Mittelpunkt der Begegnung werden neben dem Suchen nach einem bekannten Gesicht die Fragen des Umgangs mit dieser historischen Hypothek stehen. Welche Lehren ziehen wir aus dieser Geschichte, was nehmen wir an und geben wir weiter – diese Fragen stehen über der Zusammenkunft.
„Wir wollen sogleich bitten, Allmächtiger, bewahre unsere Kinder und alle Völker vor dem gleichen Schicksal, versöhne alle Völker und lass Frieden in der Welt sein“, schrieb ein ehemaliger Deportierter vor 70 Jahren aus der Deportation an seine in der Heimat zurückgebliebenen Angehörigen. Die Botschaft hat nichts von ihrer Aktualität und Relevanz verloren.


Zehn Organisationen haben sich für diese überregionale Gedenkveranstaltung – die einzige in Deutschland zu diesem Thema – zusammengefunden:

• Donauschwäbisches Zentralmuseum Ulm
• Haus der Begegnung Ulm
• Heimatverband Banater Berglanddeutscher aus Rumänien in Deutschland e.V.
• Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e. V. an der Ludwig-Maximilians-Universität München
• Kulturreferentin für Südosteuropa
• Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V., Bundesverband
• Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn e.V.
• Landsmannschaft der Donauschwaben e.V., Bundesverband
• Verband der Sathmarer Schwaben und Oberwischauer Zipser e.V.
• Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e. V.

Programm


11.00 Gedenkfeier
Begrüßung durch die Veranstalter Christian Glass, Direktor Donauschwäbisches Zentralmuseum
Grußwort der Stadt Ulm Oberbürgermeister Ivo Gönner
Grußwort der Landsmannschaften Peter-Dietmar Leber
Grußwort der katholischen Kirche Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, Freiburg
Grußwort der evangelischen Kirche Bischof Reinhart Guib, Hermannstadt/Sibiu
Ansprache Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch, komm. Direktor des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Musikalische Umrahmung: Liane und Harry Christian


14.15 Szenische Lesung:  „Vielleicht heißt die russische Einsamkeit Wanja“ mit Jim Seclaoui, Hannah Elischer und Simon Rossa
Die von Dr. Florian Kührer-Wielach (IKGS) vorbereitete Lesung greift auf Texte von Rainer Biemel, Herta Müller, Bernhard Ohsam, Oskar Pastior sowie Erwin und Joachim Wittstock zurück. Die Autoren setzen sich literarisch mit der Deportation seit den späten Vierzigerjahren bis heute auseinander. Erzählt wird vom Weggehen und Daheimbleiben, von Hunger, Kälte und Tod, aber auch von Liebe, Humanität und Geselligkeit unter den dramatischen Umständen der Deportation.


15.30 Podiumsgespräche
Die Verschleppung aus der Heimat und die Gewalterfahrung während der Deportation hatten nachhaltige Auswirkungen – nicht nur auf die Betroffenen, sondern auch auf deren Familien. Die Hörfunkjournalistin Anita Schlesak (SWR) spricht mit Zeitzeugen und Angehörigen über die Zwangsarbeitslager und die Folgen für deren Familien. In einer weiteren Gesprächs-runde wird nach Formen der Erinnerung und der Wiedergutmachung in den Ländern gefragt, die von der Deportation betroffen waren.
1. Zeitzeugen: Anton Schenk, Stuttgart, Johann Noll, Augsburg, Helmut Weinschrott, Temeswar/ Timișoara
2. Familiengeschichten: Maria Kottsieper, Ulm, Judit Müller, Fünfkirchen/Pécs, Dr. Renate Weber-Schlenther, Münster
3. Erinnerung in den Deportationsgebieten: Dr. Bernd Fabritius, MdB, Präsident des Bundes der Vertriebenen, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, München, Hans Supritz, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Donauschwaben, Ulm, Erwin Josef Țigla, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen, Reschitza/Reșița
17.00 Ende

Schlagwörter: Deportation, Gedenkfeier, Ulm

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