1. Februar 2015

Einsatz für einen würdevollen Lebensabend

Die Siebenbürger Sachsen bauen auf eine jahrhundertealte soziale Tradition der Nachbarschaften und gemeinnützigen Hilfe. Dieser Geist lebt weiter auch in den Altenheimen in Deutschland und Siebenbürgen. Um die vielfältigen Herausforderungen der Altenpflege in der heutigen Zeit zu bewältigen, wollen die siebenbürgischen und Banater Altenheime die Chancen der Vernetzung nutzen. Dies haben die Vertreter der Altenheime, die Vorsitzenden der beiden Landsmannschaften und des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen bzw. des Hilfswerks der Banater Schwaben in einer Konferenz am 21. Januar 2015 in München beschlossen. Der Bundesvorsitzende des Verbandes des Siebenbürger Sachsen, Dr. Bernd Fabritius, MdB, begrüßte in der Bundesgeschäftsstelle des Verbandes neben den Altenheim-Vertretern Peter-Dietmar Leber, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben, und Ministerialrat Dr. Thomas Herzog vom Bundesministerium des Inneren, Referat M II 1 Rechts- und Grundsatzangelegenheiten, Aufnahme der Spätaussiedler, Vertriebenenangelegenheiten.
Die Idee für diese Konferenz war im Dr. Carl Wolff Altenheim in Hermannstadt bei einem Gespräch der dortigen Heimleiterin Ortrun Rhein mit dem Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius und dem Vorsitzenden des Sozialwerks, Dr. Johann Kremer, entstanden. So hatte Bernd Fabritius zu diesem ersten Treffen der Altenheime nach München eingeladen. Er und Johann Kremer wollten dabei zunächst in Erfahrung bringen, „wo wir stehen und helfen können“.

18 Teilnehmer, je zur Hälfte Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben, berichteten aus ihrer Arbeit und tauschten sich aus. Die Altenheime in Deutschland und Rumänien werden in der heutigen Zeit mit sehr vielschichtigen Problemen konfrontiert, die sie gezielt in Arbeitsgruppen besprechen können. Bald stand für alle Vertreter der Altenheime fest, dass sie sich künftig regelmäßig treffen und die Synergieeffekte, die Chancen der Gemeinsamkeit nutzen wollen. Zu einem Folgetreffen lud Friedrich Michael Barth, Leiter des „Hauses Siebenbürgen – Alten- und Pflegeheim“, für den kommenden Herbst nach Drabenderhöhe ein. Ebenfalls aus Drabenderhöhe nach München angereist war Ulrike Horwath, Vorsitzende des Adele Zay Vereins, der das „Haus Siebenbürgen“ trägt.

Trägervereine und Altenheime setzen sich mit erheblichem Aufwand dafür ein, dass ältere Menschen ein neues Zuhause, Zuwendung und Geborgenheit erfahren sowie siebenbürgische bzw. Banater Gemeinschaft weiterleben können. Gleichzeitig sind sie bedacht, in einer Zeit überbordender Bürokratie umsichtig zu wirtschaften und die stets neuen Herausforderungen des Gesetzgebers zu erfüllen.
Erste Konferenz der Altenheim-Vertreter in der ...
Erste Konferenz der Altenheim-Vertreter in der Geschäftsstelle des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in München. Foto: Siegbert Bruss
Friedrich Michael Barth verwies darauf, dass die siebenbürgischen Altenheime in Deutschland seit fünf bis sechs Jahrzehnten ehrenamtlich von Trägervereinen geführt werden und inzwischen für bis zu fünf Millionen Euro verantworten müssten. In Zukunft werde sich daher auch die Frage stellen, ob sich die fünf siebenbürgischen Altenheime, falls sie das wünschen und für sinnvoll erachten, in einer neue Rechtsform zusammenschließen sollten, beispielsweise in einem wirtschaftlich effizienten Konsortium.

Das Heimleiterehepaar Gustav und Maria Brantsch, seit 29 Jahren im Siebenbürgerheim Lechbruck, berichtete über die vielen kalkulatorischen Vorgaben, Verhandlungen mit der jewei­ligen Bezirksregierung und die neuen Pflegegesetze, die zu einem Mangel an Pflegekräften und auch dazu geführt hätten, dass die Landsleute schon sehr betagt, oft als Pflegefälle ins Heim kommen. 30 Prozent der 71 Heimbewohner in Lechbruck seien Siebenbürger Sachsen und die restlichen Einheimische aus dem Allgäu, für die das Altenheim ebenfalls sehr attraktiv sei.

Über ähnliche Probleme berichteten die Heimleiterinnen Petra Hanelt, Heimathaus Siebenbürgen auf Schloss Horneck in Gundelsheim am Neckar, Emilia Maurer, Siebenbürgerheim Rimsting am Chiemsee, und Elisabeth Klein, Banater Seniorenzentrum Josef Nischbach in Ingolstadt.

Der Banater Bundesvorsitzende Peter-Dietmar Leber fasste zusammen: „Wir müssen unsere Öffentlichkeitsarbeit verstärken und Bewusstsein schaffen für unsere Probleme.“ Nach Ansicht von Peter Krier, Ehrenvorsitzender des Hilfswerks der Banater Schwaben, werde es „noch lange einen Bedarf an heimatlicher Betreuung in Deutschland geben“.

Ausführlich erörtert wurde auch die aktuelle Lage der Altenheime in Temeswar und Hermannstadt. Bernd Fabritius dankte dem Bundesinnenministerium (BMI), namentlich Ministerialrat Dr. Thomas Herzog vom zuständigen Referat: „Ohne Ihre Hilfe wären die Altenheime in Siebenbürgen und dem Banat gar nicht möglich.“ Helmut Weinschott, Leiter des Adam-Müller-Guttenbrunn-Altenheims in Temeswar, formulierte es noch drastischer: „Ohne BMI könnten wir unser Heim schließen.“ Dr. Herzog wies darauf hin, dass die Hilfen des Bundesinnenministeriums für die deutsche Minderheit in Rumänien 2014 gegenüber 2013 um zehn Prozent erhöht wurden. Dennoch seien die Hilfen auf einem viel niedrigeren Niveau als in den neunziger Jahren. Deshalb sei es wichtig, gegenüber den Berichterstattern des Bundeshaushaltes überzeugend darzulegen, welche Mittel benötigt werden.

Die Probleme mit dem Pflegepersonal, das aus Rumänien ins Ausland abwandert, sind wesentlich schärfer als jene in Deutschland. Ein bedrückendes Thema will man seitens des Deutschen Forums in der deutsch-rumänischen Regierungskommission zur Sprache bringen: Die minimalen finanziellen Hilfen, die der rumänische Staat an die Altenheime zahlt, sind gerdadezu mit „bürokratischen Schikanen“ verbunden. Vom rumänischen Staat werden demnach eine angemessene finanzielle Beteiligung an den Altenheimen und ein größerer Einsatz bei der Ausbildung der Pflegekräfte erwartet.

Ortrun Rhein, Leiterin des Altenheims Dr. Carl Wolff, die an der Konferenz in München nicht teilnehmen konnte, regte in einer E-Mail an, themenbezogene Seminare für Mitarbeiter zu organisieren, Lektoren zu vermitteln, sich in einer Ideenbörse auszutauschen und eine gemeinsame Internetseite einzurichten. Dies sind ergiebige Themen für die künftige Vernetzung der Altenheime von hüben und drüben.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Soziales, Altenheime, München

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