12. März 2015

Vernetzung als Stärke: Bundesvorstand erörterte aktuelle Vorhaben

Der Bundesvorstand des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland hat in seiner Sitzung am 7. März in München aktuelle Vorhaben erörtert und den Verbandstag vorbereitet, der am 7.-8. November 2015 in Bonn stattfinden wird. Der Verbandstag trifft als oberstes Gremium des Verbandes grundsätzliche Entscheidungen über unsere Gemeinschaft. Der Bundesvorstand beauftragte mit großer Mehrheit den Satzungsausschuss, eine Doppelspitze durch eine entsprechende Satzungsänderung zu ermöglichen. Damit will der Verband weiterhin auf die Erfahrungen des derzeitigen Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius zurückgreifen. Dieser wird seit September 2013 als Bundestagsabgeordneter und seit November 2014 als Präsident des Bundes der Vertriebenen durch vielseitige Aufgaben beansprucht. Als Bundesvorsitzender werde er dem Verband nicht mehr zur Verfügung stehen, wäre aber gerne bereit, sich durch repräsentative Aufgaben, etwa die politische Vertretung des Verbandes nach innen und außen, einzubringen, sagte Bernd Fabritius.
Den Vorschlag einer Doppelspitze will der Bundesvorstand dem Verbandstag unterbreiten. Der oder die Bundesvorsitzende leitet weiterhin den Verband. Für dieses Amt schlug der Bundesvorstand mehrheitlich Herta Daniel, zurzeit Stellvertretende Bundesvorsitzende und Vorsitzende des Landesverbandes Bayern, vor. Die anderen drei Stellvertretenden Bundesvorsitzenden, Alfred Mrass, Rainer Lehni und Doris Hutter, stellen sich für ihre bisherigen Ämter wieder zur Wahl. Neu für das Amt des Stellvertretenden Bundesvorsitzenden kandidiert Edwin-Andreas Drotleff, kommissarischer Bundesjungendleiter der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland. Alle Referenten erklärten sich bereit, ihre Arbeit fortzuführen. Diese Vorschläge nahm der Findungsausschuss unter dem Ehrenvorsitzenden Dr. Wolfgang Bonfert zustimmend zur Kenntnis. Darüber hinaus kann jedes Mitglied unseres Verbandes Anträge an den Verbandstag stellen.
Bundesvorsitzender Dr. Bernd Fabritius und ...
Bundesvorsitzender Dr. Bernd Fabritius und Stellvertretende Bundesvorsitzende Herta Daniel. Foto: Siegbert Bruss
Zur Frühjahrssitzung in der Bundesgeschäftsstelle in München hatte Bernd Fabritius den Ehrenvorsitzenden Dr. Wolfgang Bonfert, den neuen Vorsitzenden des Siebenbürgenforums Martin Bottesch, Pfarrer Dr. Stefan Cosoroabă als Vertreter der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, den neuen Vorsitzenden der Carl Wolff Gesellschaft, Reinhold Sauer, Dr. Konrad Gündisch, Vorsitzender des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates, Alfred Gökeler, Stellvertretender Vorsitzender des HOG-Verbandes, Dekan i.R. Hermann Schuller, Vorsitzender der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen im Diakonischen Werk der EKD, Dr. Johann Kremer, Vorsitzender des Sozialwerks, u.a. begrüßt.

Seit der letzten Sitzung, die am 10. Oktober 2014 in Berlin stattfand, ist in der sächsischen Welt sehr viel passiert. Am 7. November wählte die Bundesversammlung des Bundes der Vertriebenen Bernd Fabritius zu dessen Präsidenten – ein Ereignis mit weitreichenden Folgen für unseren Verband. Von historischer Bedeutung ist die Wahl von Klaus Johannis neun Tage später zum Staatspräsidenten Rumäniens.

Bundesvorsitzender Bernd Fabritius berichtete über seine volle Agenda, wobei er sich auch als Bundestagsabgeordneter immer wieder für kulturelle, politische und rechtliche Anliegen der Siebenbürger Sachsen einsetzt. So wirkte er aktiv an dem Beschluss des Bundestages mit, 750000 Euro für den deutschsprachigen Unterricht in Rumänien bereitzustellen.

Das Gesetz für die Entschädigung der ehemals politisch Verfolgten sei praktisch umgesetzt, berichtete Fabritius. Auf Initiative des Verbandes wurde das Entschädigungsdekret 118/1990 durch das neue Gesetz 211/2013 auf alle Betroffenen ausgeweitet, die nicht mehr im Besitz der rumänischen Staatsangehörigkeit sind. Die Anträge seien, bis auf einige Ausnahmen im Kreis Hunedoara, geklärt. Die zweite Etappe des Verfahrens – die Auszahlung der Entschädigungsrente – sei ebenfalls weit fortgeschritten: etwa die Hälfte der Antragsteller erhalten inzwischen ihre monatliche Rente, auch rückwirkend seit dem Zeitpunkt der Antragstellung.

Bei der Restitution in Rumänien sind indes Verzögerungen und Rückschläge zu verzeichnen. Deshalb lässt der Verband die Bestimmungen des Restitutionsrechts auf seiner Agenda, damit unsere Landsleute bei der Entschädigung nicht benachteiligt werden.

Rege Kulturarbeit

Mit den Kultureinrichtungen, die nach Paragraph 96 des Bundesvertriebenengesetzes (BVFG) gefördert werden, will man verstärkt zusammenarbeiten. So besuchte Bernd Fabritius in jüngster Zeit die von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien getragenen Einrichtungen in Oldenburg und Berlin und freute sich über deren Offenheit für die siebenbürgisch-sächsische Kultur. Zudem hat der Bundestagsabgeordnete Bernd Fabritius Vertreter der Kultureinrichtungen zu einem Runden Tisch in den Bundestag nach Berlin eingeladen.

Die Siebenbürger Sachsen entfalten eine vielseitige kulturelle Arbeit, verschiedene Einrichtungen arbeiten dabei grenzüberschreitend sehr gut zusammen. So wurde in der von der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR) initiierten Reihe „Glauben und Gedenken“ in neun Stationen in Siebenbürgen, Ungarn, Österreich und Deutschland an die Evakuierung, Flucht und Deportation vor 70 Jahren gedacht. Diese „Pilgerreise für Frieden und Gerechtigkeit“ ist am 18. Januar 2015 mit einer gelungenen Veranstaltung in Drabenderhöhe zu Ende gegangen. Dafür dankte Pfarrer Dr. Stefan Cosoroabă, Referent für institutionelle Zusammenarbeit, den Verbänden, Kirchengemeinden, dem Haus des Deutschen Ostens und Personen, die dieses Projekt gemeinsam getragen haben.

Die EKR, das Siebenbürgenforum, der Verband, der Kulturrat, die Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen u.a. Partner werden sich 2016 und 2017 an einer Veranstaltungsreihe beteiligen, die dem Reformationsjubiläum gewidmet ist und von Pfarrer Cosoroabă vorgestellt wurde. „Es ist uns ein Anliegen, Vernetzung zu leben und zu gestalten“, sagte Dekan i.R. Hermann Schuller.

Der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, Martin Bottesch, berichtete über die Pläne des Forums, die verschiedenen Kommissionen (Kultur, Soziales, Wirtschaft, Landwirtschaft) nach dem Vorbild der Schulkommission zu aktivieren. Gemeinsam mit den Partnern aus Deutschland wird schon Ende März das Sachsentreffen 2017 geplant, das ausnahmsweise in den Sommerferien, im August, stattfinden wird, um auch junge Leuten aus Deutschland als Gäste zu gewinnen.

Siebenbürgisch-sächsische Identität in Europa

Nach der zentralen Gedenkveranstaltung für Russlanddeportierte am 17. Januar 2015 in Ulm steht als Großereignis der Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl an. Festredner beim Pfingsttreffen soll Rumäniens Staatspräsident Klaus Johannis sein (angefragt), und so hofft man auch auf einen ranghohen Gast seitens der Bundesregierung. Das vom Bundesvorstand beschlossene Motto „Identität lohnt sich“ soll verdeutlichen, dass sich die Siebenbürger Sachsen mit ihren Werten und ihrem Selbstverständnis erfolgreich in Europa einbringen. Ein Vorbild, das vielfach zur Nachahmung anregt. Die Podiumsdiskussion am Pfingstmontag soll dazu genutzt werden, die Vertretung des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in der Öffentlichkeit zu thematisieren und den Dialog mit den Mitgliedern zu pflegen.
Geheime Abstimmung in der Bundesvorstandssitzung ...
Geheime Abstimmung in der Bundesvorstandssitzung in München, von links nach rechts: Dekan i.R. Hermann Schuller, Dr. Wolfgang Bonfert, Hans-Werner Schuster, Volkmar Gerger und Robert Sonnleitner. Foto: Siegbert Bruss
Um ihre Attraktivität zu erhöhen und einen ausgewogenen Haushalt 2015 zu erzielen, plant die Siebenbürgische Zeitung mehrere Maßnahmen, die Chefredakteur Siegbert Bruss vorstellte. Für die Sonderseiten zu den Themen „Heimattag“ (Folge 7 vom 5. Mai 2015), „Reisen nach Siebenbürgen“ (Folge 8 vom 20. Mai 2015) und „Musik“ (Folge 16 vom 15. Oktober 2015) werden gezielt bisherige und potentielle Anzeigenkunden angesprochen. Zudem sollen redaktionelle Beiträge stärker als bisher gekürzt werden, eine Maßnahme, die ausführlich im Bundesvorstand erörtert wurde.

Die Werbung neuer Mitglieder, um dem Mitgliederschwund entgegenzuwirken, ist eine ständige Aufgabe, die der Verband auf Bundes-, Landes- und Kreisgruppenebene sowie die Zeitung gemeinsam wahrnehmen. Auch beim Heimattag 2015 will man neue Mitglieder gewinnen.

Des Weiteren verabschiedete der Bundesvorstand die Haushaltsübersicht 2014 und den Haushaltsplan 2015. Bundesgeschäftsführer Erhard Graeff berichtete über die neue Mitgliederverwaltungssoftware, die seit Ende letzten Jahres in Betrieb ist und einzelne Anpassungen, die noch von der Firma akm software durchgeführt werden. Mit dem eigens für den Verband entwickelten Programm wurden die Verantwortlichen der Landesverbände durch zwei Schulungen in der Geschäftsstelle vertraut gemacht.

Die Mitgliedsausweise wurden, wie in dieser Zeitung berichtet, erstellt und sind kürzlich bei den Kreisgruppen und teilweise schon bei den Mitgliedern angekommen. Neuen Mitgliedern (seit November 2014) werden die Ausweise direkt von der Geschäftsstelle zugesandt. Wichtig sei, dass auch die Ehepartner, die es bisher versäumt haben, ihren Beitritt zum Verband schriftlich erklären, sagte Graeff. So gehören sie als Familienmitglieder dazu und erhalten ebenfalls einen Mitgliedsausweis.

Große Fleißarbeit leisten die Vorsitzenden der Landesgruppen und Referenten. Die stellvertretenden Bundesvorsitzenden tauschen sich ständig aus und bringen sich in Entscheidungen des geschäftsführenden Bundesvorstandes ein. Über diese Tätigkeiten berichteten sie schriftlich in Tischvorlagen und auch mündlich in der neunstündigen Sitzung, die ein lebendiges Vereins- und Kulturleben erkennen ließ.

Die nächste Bundesvorstandssitzung findet am 6.-7. November 2015 vor dem Verbandstag in Bonn statt.

Siegbert Bruss

Bildergalerie:

Bundesvorstand tagte am 7. März 2015 in München

Schlagwörter: Bundesvorstand, Kultur, Föderation, Heimattag 2015

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Neueste Kommentare

  • 13.03.2015, 20:21 Uhr von gogesch: Schlecht gelesen meinerseits. Tut mir leid. [weiter]
  • 13.03.2015, 19:47 Uhr von Siegbert Bruss: Hallo gogesch, die beiden Sitzungen fanden am 7. Februar bzw. 7. März statt. Es lagen also vier ... [weiter]
  • 13.03.2015, 19:30 Uhr von gogesch: Jede siebenbürgisch-sächsische Organisation arbeitet mit allen anderen zusammen, so wichtige ... [weiter]

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