2. Dezember 2013

Baden-Württembergischer Innenminister Reinhold Gall besucht Siebenbürgen

Der Innenminister von Baden-Württemberg, Reinhold Gall, hat vom 14. bis 16. November Siebenbürgen besucht. In seiner Begleitung befanden sich Ministerialrätin Dr. Sibylle Müller sowie Alfred Mrass, der Vorsitzende der Landesgruppe Baden-Württemberg und Stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. In Siebenbürgen wurde die Delegation von Konsulin Judith Urban vom Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland aus Hermannstadt empfangen und ständig begleitet. Zeitweise anwesend waren bei Gesprächen in Hermannstadt auch Senator E.h. Hans Beerstecher und Dr. Eugen Christ von der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg.
Die Reise begann in Hermannstadt und führte über Birthälm nach Kronstadt und wieder nach Hermannstadt. Das intensive Besuchsprogramm der Delegation sah Gespräche mit Vertretern des Demokratischen Forums der Deutschen aus Rumänien, mit deutschen Kommunalpolitikern, mit Repräsentanten der Evangelischen Landeskirche, des deutschen Schulwesens, aber auch mit Vertretern der deutschen Wirtschaft in Rumänien vor. Dazu wurde in Hermannstadt die Firma Marquardt Schaltsysteme SCS besichtigt.

In Abteilung IV des Innenministeriums Baden-Württemberg ist die Betreuung der Vertriebenenverbände und der Landsmannschaften aus der Bundesrepublik angesiedelt. Minister Gall betonte eingangs in den Gesprächen, dass § 96 des Bundesvertriebenengesetzes Bund und Länder dazu verpflichte, nicht nur die deutschen Vertriebenen und Aussiedler aus der Bundesrepublik zu unterstützen, sondern sich die Pflege der deutschen Kultur auch auf die Herkunftsgebiete beziehe. Der Zweck seines Besuches sei es folglich, die Situation der deutschen Minderheit in Rumänien, speziell in Siebenbürgen, besser kennenzulernen und auch besser beurteilen zu können. Er könne bei seinen Hilfeleistungen nur gemäß den zuwendungsrechtlichen Vorgaben zu §96 agieren, die die Förderung der kulturellen Breitenarbeit, jedoch keine Investitionsförderung erlauben.

Bei dem Gespräch mit Vertretern des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) in Hermannstadt waren der Landesvorsitzende Dr. Paul-Jürgen Porr, der Abgeordnete Ovidiu Gant, die Unterstaatssekretärin Christine Cosmatu und Martin Bottesch, der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, anwesend. In Kronstadt nahmen an den Gesprächen seitens des DFDR Wolfgang Wittstock, Dieter Drotleff, Christian Macedonschi, Werner Braun, Thomas Șindilariu und Karl-Arthur Ehrmann, der Geschäftsführer der Saxonia-Stiftung teil.
Informationsreise nach Siebenbürgen: Die Aufnahme ...
Informationsreise nach Siebenbürgen: Die Aufnahme zeigt Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (Mitte) bei einer Stadtführung in Kronstadt, begleitet von Alfred Mrass (links) und Wolfgang Wittstock (rechts). Foto: Thomas Augustin
Die Gespräche mit Vertretern des Forums drehten sich vor allem um den Schülerandrang an den deutschen Schulen, um den Lehrermangel und um die unzufriedenstellende Bezahlung der Lehrkräfte im Vergleich zu den Fachleuten, die in der Wirtschaft beschäftigt sind. Es wurden auch Überlegungen diskutiert, wie die Attraktivität des Lehrerberufes erhöht werden kann, ob und wie die Vergütung der ca. 750 in deutscher Sprache in Rumänien unterrichtenden Lehrer verbessert werden könnte. Sehr aufschlussreich waren zu diesem Thema auch die Aussagen von Gerold Hermann, dem Leiter der Brukenthalschule in Hermannstadt.

Oberbürgermeister Klaus Johannis sprach seien Freude darüber aus, dass der hohe Gast auch dem Rathaus einen Besuch abstatte. Die Stadt Hermannstadt verdanke Institutionen aus Baden-Württemberg, z.B. der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit bzw. der Nachfolgeorganisation BWI (Baden-Württemberg International) viele wichtige Ideen und Hilfestellungen bei der Stadterneuerung. Dafür sei man sehr dankbar. Andere Themen waren in dem Gespräch die Nachhaltigkeit aller Maßnahmen und der Vergleich der kommunalen und zentralen Aufgaben in Baden-Württemberg und in Rumänien.

Vertreter bundesdeutscher Firmen aus Rumänien lobten den hohen Stand des allgemeinbildenden Unterrichtes in deutsche Sprache in Rumänien. Bezüglich Berufsausbildung haben die 114 Firmen aus der Kronstädter Gegend es geschafft, das duale Berufsausbildungssystem, auf dem der Erfolg der gewerblichen Ausbildung in der Bundesrepublik beruht, in einem Modellvorhaben zu implementieren. In Hermannstadt laufen dazu noch entsprechende Bemühungen.

Bischof Reinhart Guib von der Evangelischen Landeskirche A.B. in Rumänien dankte dem Innenminister von Baden-Württemberg für die segensreiche Tätigkeit, die die Donauschwäbische Kulturstiftung, deren Stiftungsratsvorsitzender Innenminister Gall ist, in Siebenbürgen entfalte. Die Förderung der Fortbildung von deutschen Lehrkräften, die Unterstützung der Jugendzentren in Seligstadt und Bekokten seien Initiativen, die zur Stabilisierung der deutschen Minderheit beitrügen, die den hier ansässigen Deutsch Sprechenden Hoffnung und Perspektiven eröffneten. Weitere Themen in dem Gespräch mit dem ­Bischof und Hauptanwalt Friedrich Gunesch waren der Abschluss der Sanierung von 18 Kirchenburgen sowie die Diskussion der Möglichkeiten zur Finanzierung der Sanierung des Gebäudes des Staatsarchives in Hermannstadt. Dieses befindet sich im Eigentum der Landeskirche und müsste baulich in Ordnung gebracht werden, da die Bestände darin gefährdet sind.

Innenminister Reinhold Gall hat in einem Pressegespräch mit Hannelore Baier (Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien/ADZ) und Beatrice Ungar (Hermannstädter Zeitung) seine Gespräche in Siebenbürgen als „sehr informativ und auch lehrreich“ bezeichnet. „Er finde es toll, dass die Menschen, die geblieben sind, sich in der Region wohlfühlen, dass Forum und Evangelische Kirche ihre Verantwortung für den Erhalt all dessen, was Siebenbürgen über hunderte Jahre hinweg geprägt hat“, wahrnehmen (Zitate ADZ).

Die Bemühungen zum Kennenlernen der Situation der Siebenbürger Sachsen wurden durch einen Besuch der Birthämer Kirchenburg (Führung Pfarrer Ulf Ziegler), der Schwarzen Kirche in Kronstadt (Führung Cristina Ciubotaru, Orgelspiel Eckhardt Schlandt) und je eine kurze Stadtführung durch Kronstadt (Führung Wolfgang Wittstock) und Hermannstadt (Führung Elisabeth Binder) ergänzt. Des Weiteren fanden auch Gespräche mit Pfarrer Peter Demuth, Stadtpfarrer Christian Plajer in Kronstadt sowie den Wirtschaftsvertretern Martin Müller, Hans-Werner Keul, Jörg Prohaszka und Bernd Krottmayer in Hermannstadt statt.

A. M.

Schlagwörter: Baden-Württemberg, Siebenbürgen, Politik, Wirtschaft, Reise

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Neueste Kommentare

  • 01.01.2014, 17:31 Uhr von Rotraut: Schön dass ein Baden-Württemberger in Siebenbürgen war. Hoffentlich hat er positive Eindrücke ... [weiter]

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