20. März 2014

Baugeschichte der Rumeser Kirche

Albert Amlacher hat 1912 das bekannte „Rumeser Büchlein“ verfasst und herausgegeben, das Wissenswertes über die Geschichte des Ortes, Persönlichkeiten und die Kirche aus dem westlichen Teil Siebenbürgens zusammenfasste. Nach hundert Jahren ist nun ein neues Büchlein erschienen, geschrieben von Doris Henning, die in Augsburg lebt und sich als Rumeserin fühlt.
Als Studentin am Lehrstuhl für Kunstgeschichte/Bildwissenschaft der Universität Augsburg war es für sie eine große Herausforderung, ihre Magisterarbeit über die Kirche ihres Heimatdorfes zu schreiben und damit die Wurzeln ihrer Familie besser zu erforschen. Es war keine leichte Entscheidung, sich in Deutschland eine Kirche in Siebenbürgen als Studienobjekt zu suchen, doch nun ist die Magisterarbeit geschrieben, mit dem Titel „Typologie vorreformatorischer Kirchen in Südwestsiebenbürgen, St. Johannes der Täufer in Rumes – Bewertung und Einordnung“. Aufgrund dieser wissenschaftlichen Arbeit hat sie nun auch ein kleines Büchlein geschrieben, das die Ergebnisse der Arbeit in leicht verständlicher Weise präsentiert. Da die Rumeser bislang kein Heimatbuch geschrieben haben und auch sonst nicht so viel über Rumes publiziert wurde, ist dieses Unterfangen sehr zu loben. Hoffentlich ist dieses Büchlein für andere Rumeser der Anlass, sich für die ältere oder neuere Geschichte des Dorfes zu interessieren.

Die Aufmachung des Büchleins ist schlicht, aber ansprechend. Mit vielen Fotos und Skizzen werden dem Leser Details der Baugeschichte nahe gebracht. Der Kirchenbau hat einen romanischen Vorgänger, der nur in den von der Autorin entdeckten Grundmauern neben der heutigen Kirche noch vorhanden ist. Die heutige Kirche ist ein spätgotischer Neubau, an dem viele Details von diversen Interventionen und Umbauten zeugen. Diese wurden von der Autorin aufgespürt und anhand von Skizzen der verschiedenen Bauphasen erklärt. Ein Glossar am Ende des Buches erklärt die zum Teil sehr komplizierten Fachbegriffe im Text.

Schade, dass im Titel nicht der Ortsnamen erwähnt wird, um auf dieses Buch aufmerksam zu machen. Auf Seite 9 heißt es „Kirchenkapitel – Brooser Kapitel“. Die Kirche und die Gemeinde Rumes gehören heute zur Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, zum Mühlbächer Kirchenbezirk oder eben dem Mühlbächer Kapitel an.
Die Kirche in Rumes ...
Die Kirche in Rumes
Mit diesem Büchlein in der Hand bekommen die einzelnen Steine und Inschriften eine Geschichte. Die Veränderungen, die Frau Henning beschreibt, zeugen von der wechselvollen Geschichte der Sachsen in diesem Dorf. Es war von Beginn an kein reiches Dorf, wenige Hofstellen werden statistisch durch die Jahrhunderte hinweg belegt. Bedingt durch die Lage, direkt im Durchzugsgebiet aller Truppen, die Siebenbürgen brandschatzend und mordend durchstreiften, kamen auch nicht sehr viele Sachsen im Laufe der Zeit dazu. Im Gegensatz zu anderen Gemeinden, die längst untergegangen sind, konnten sich die Rumeser hingegen auf diesem Boden bis heute behaupten. Sie haben zu allen Zeiten ihre Kirche zu erhalten versucht, doch haben sie nicht große Baumeister beauftragt, sondern haben die meisten Arbeiten als Dorfgemeinschaft verrichtet. Entsprechend schreibt Frau Henning von gewissen Eigenheiten dieses Sakralbaues. Doch eines hat die Rumeser Kirche mit all ihren „Schrullen“ der großartigen und heute wunderschön renovierten Burg und Kathedrale aus Karlsburg voraus: Sie wurde nicht von abertausenden Fronarbeitern erbaut, sondern von freien Bauern. Darum können wir auf diese Kirche stolz sein. Dieses Büchlein über die Baugeschichte soll seinen Beitrag leisten. Und wenn der Besucher in der Kirche verweilt, soll er wie die vielen Rumeser Familien vor ihm innehalten, der Bewohner dieses Ortes gedenken und in der Stille dieser einsamen Kirche am Rande von Siebenbürgen sein Gebet verrichten.
Auf Seite 53 findet der Leser ein kurzes Kapitel zum Denkmalerhalt. Da schreibt die Autorin vom Zahn der Zeit, dem größten Feind der Kirche in der heutigen Zeit. An der Rumeser Kirche müssen in der nächsten Zeit einige Arbeiten durchgeführt werden, um dieses Glaubenszeugnis der alten Zeit weiter zu erhalten. Um ungebetene Gäste sowie Vögel aus dem Innenraum fernzuhalten, sollten die Fenster repariert werden und an Fenstern und der Türe Gitter angebracht werden. Im Innenraum beherbergt die Kirche die älteste Riegerorgel der siebenbürgischen Orgellandschaft, ein erhaltenswertes Instrument. Da sollten die Metallpfeifen abmontiert werden, um nicht Metalldiebe anzulocken. Der Vorbau am Turm weist einen Riss auf, der mit einem Eisenbinder gesichert werden kann. Die Materialien sind zum großen Teil vorhanden, diese Arbeit könnte bald erledigt werden. Auch der Blitzableiter kam zu Schaden und muss dringend gerichtet werden, da er das Gebäude nicht mehr schützt. Diese Aufzählung ist nicht vollständig ohne zu erwähnen, dass in den letzten Jahren kontinuierlich Arbeiten von der kleinen Rumeser Gemeinschaft geplant und durchgeführt wurden. Vor allem ist da Herr Kurator Johann Bauer zu danken, der viel Zeit für diese Kirche aufgebracht hat. Um das Gebäude aber langfristig erhalten zu können, sind mehr Schultern nötig. Es wäre erfreulich, wenn die Publikation den Bau etwas weiter in das öffentliche Interesse rücken könnte.

Pfr. Wolfgang Arvay, Broos




Doris H. Henning: „St. Johannes der Täufer in Rumes: Ein Kirchenführer“, Books on Demand, 2. Auflage (6. Juni 2013), Taschenbuch, 64 Seiten, Preis 12,90 Euro; ISBN-13: 978-3-7322-3881-1; ISBN-10-3732238814, erhältlich im deutschen Buchhandel. Ergänzend ist auch ein Flyer erarbeitet worden, der kostenfrei bei Kurator Bauer in Rumes erhältlich ist.

Schlagwörter: Buchpräsentation, Kirche, Rumes

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