13. Oktober 2014

Siebenbürgische Erde im Bundestag

Am 12. September 2000 wurde das Kunstprojekt „Der Bevölkerung“ im Lichthof des Deutschen Bundestages vom damaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse und dem Künstler Hans Haacke eingeweiht. Seitdem sind alle Bundestagsabgeordneten dazu eingeladen, einen Zentner Erde aus ihrem Wahlkreis in den 21 x 7 m großen flachen Kasten einzubringen, aus dessen Mitte in weißen Leuchtbuchstaben die Worte „Der Bevölkerung“ nach oben strahlen. Am 10. Oktober 2014 hatte Dr. Bernd Fabritius MdB, Vorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, zu einem Festakt geladen, um seine ganz persönliche Erde in das Projekt einzubringen, das sich seit Einweihung zu einem Biotop entwickelt hat, in dem inzwischen über 100 verschiedene Pflanzen- und Tierarten beheimatet sind.
Als Gäste konnte Fabritius Dr. Christoph Bergner, den langjährigen Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedler und nationale Minderheiten, den Vizepräsidenten des Bundes der Vertriebenen (BdV), Christian Knauer, und Ilse Philippi vom Demokratischen Forum der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS) sowie eine Abordnung der Siebenbürger Sachsen, darunter viele Mitglieder des Bundesvorstands, begrüßen. Die Blaskapelle und die Tanz- und Trachtengruppe aus den Kreisgruppen Landshut, Waldkraiburg und Ingolstadt konnten dank einer Förderung durch das Haus des Deutschen Ostens München nach Berlin kommen, um das kulturelle Rahmenprogramm zu gestalten.

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Eine Besonderheit sei es, so Fabritius in seiner Begrüßung, dass er keinen Wahlkreis habe, sondern für eine bestimmte Personengruppe, die Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler, im Bundestag sei; daher habe er stellvertretend für seine Arbeit eine Mischung verschiedener Erden mitgebracht.
Einbringung der Erde in das Kunstprojekt „Der ...
Einbringung der Erde in das Kunstprojekt „Der Bevölkerung“. Foto: Patrick Levin
Enthalten war Erde aus dem Hof der Kirchenburg in Agnetheln, wo Fabritius getauft wurde, vom Sockel des Teutsch-Denkmals vor der Hermannstädter Brukenthalschule, an der er das Abitur ablegte, aus Waldkraiburg, der ersten Station in Deutschland nach seiner Ausreise, und Erde aus dem heimischen Garten in München, wo er seinen Lebensmittelpunkt hat.
Der Festakt fand im Lichthof des Deutschen ...
Der Festakt fand im Lichthof des Deutschen Bundestages statt. Foto: Sebastian Dobberstein
Dr. Christoph Bergner gratulierte zu der Idee, das Kunstwerk auf diese Weise mit Leben zu füllen, und lobte die siebenbürgisch-sächsische Kultur als „ganz wertvollen Beitrag zur Kultur in Deutschland“. Christian Knauer, der in Vertretung der BdV-Präsidentin Erika Steinbach gekommen war, deren Nachfolger Fabritius werden soll, gab zu, das Kunstwerk „Der Bevölkerung“ vorher nicht gekannt zu haben, und wünschte, Erde und Arbeit von Dr. Fabritius mögen reiche Frucht tragen. Ilse Philippi überbrachte Grüße des DFDS-Vorsitzenden Martin Bottesch und des Bischofs der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, Reinhart Guib. Fabritius‘ frühere Chemielehrerin an der Brukenthalschule hatte die Erde aus Siebenbürgen „in einem Koffer durch mehrere Sicherheitsschleusen“ nach Deutschland in den Bundestag gebracht, wofür ihr ehemaliger Schüler ihr herzlich dankte. Johannes Singhammer, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, und Hartmut Koschyk, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedler und nationale Minderheiten, waren wegen anderer Termine verhindert und hatten ihrem Bundestagskollegen schriftliche Grußworte übermittelt. Das gemeinsame Singen des Siebenbürgen- und des Deutschlandlieds beschloss den Festakt im Lichthof, der seinem Namen an diesem sonnigen Herbsttag alle Ehre machte.

Doris Roth

Schlagwörter: Politik, Berlin, Kunst, Fabritius

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