20. Mai 2015

In memoriam Edgar Reinhold Scholtes 1915-1994

Der vor hundert Jahren, am 4. April 1915, in Bistritz geborene Edgar Reinhold Scholtes, begnadeter Pfarrer und Schriftsteller, hat in seinem breiten, vorwiegend lyrischen Werk Themen und Motive bearbeitet, die auch in unserer hektischen, von vielen Unsicherheiten geprägten Zeit noch hochaktuell sind.
Sein Bistritzer Elternhaus und das evangelisch-deutsche Gymnasium gaben ihm Halt und ebneten ihm die ersten Schritte zum Schönen und Edlen in Kunst und Dichtung. In seiner Vaterstadt, wo mehrere Nationen lebten, lernte er früh, dass ein friedliches Zusammenleben der Völker möglich ist bei gegenseitiger Achtung auch des anderen Volkes, seiner Lebensart, seiner Konfession, seiner Kultur. In Halle an der Saale, Marburg an der Lahn und in Erlangen studierte er Theologie und Philosophie und übte den Pfarrberuf zunächst in Siebenbürgen, nach dem Krieg in Deutschland aus. Schwere Auseinandersetzungen mit der NSDAP führten zu seiner Amtsenthebung, bedrohlichen Verhören in Hamburg und Berlin im Führungshauptamt der SS und ausgesucht gefährlichem Kriegseinsatz. Dort und in der Nachkriegszeit lernte er Gefangenschaft, Krankheit und Flüchtlingselend am eigenen Leibe kennen. Überall wandte er sich helfend seinem Nächsten zu.
Edgar Reinhold Scholtes (1915-1994) ...
Edgar Reinhold Scholtes (1915-1994)
In Taufkirchen an der Vils wirkte er mit bei der Begründung einer Flüchtlingssiedlung und der neuen evangelischen Gemeinde. In Parsberg begründete er das Seniorenstift für Alte und Behinderte, wo er drei Jahrzehnte wirkte. Privat durchstand er auch Sorgen, Leid und Einsamkeit, bis er in seiner treuen Lebensgefährtin und Frau Ilse Kraft-Scholtes den lang ersehnten Halt fand. Sie regte ihn auch in dichterischer Hinsicht vielfältig an. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Nürnberg, wo er sich bis zu seinem Lebensende – er starb am 30. April 1994 – auch im Rahmen der Kreisgruppe unserer Landsmannschaft aktiv einbrachte.

Seine Dichtung betrachtet Scholtes als ­Geschenk Gottes. Mit seinem „grundehrlichen Bekenntnis zu einer universalistischen abendländischen Geisteshaltung“ schreibt Gottfried Pratschke, zähle Edgar Reinhold Scholtes zu jenen selten gewordenen dichtenden und stets im humanen Sinne tätigen deutschen Menschen, die sich ideell niemals einer Zeit und ihren marktgängigen Denkgewohnheiten verschrieben hätten. „Was sie tun, und was sie zu sagen haben, geht daher niemals mit der Zeit zugrunde. Es sind immer Aussagen von zeitloser Gültigkeit.“ Ein kurzes Gedicht aus dem großen Fundus seines Werkes möge dies veranschaulichen.

Horst Göbbel




Edgar Reinhold Scholtes

Schriftsteller und Künstler

Wir sind die Prediger der Zeit,
Propheten der „Moderne“
Und kämpfen für die Menschlichkeit
Auf diesem armen Sterne.


Europas Zier und Geistesschwert
Als Künstler und als Denker!
Wohl dem, der Geistesleben ehrt
Mehr als die Schlachtenlenker!


So lasst uns einen Frieden baun
Mit Riesen und mit Zwergen.
Wir säen Liebe und Vertraun;
Helft mit, die Saaten bergen!

Schlagwörter: Nachruf, Bistritz, Lyriker, Pfarrer

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Neueste Kommentare

  • 30.05.2015, 22:15 Uhr von scholtes familie: Dieser Artikel vom Lebenslauf Herrn Edgar Reinhold Scholtes ist lückenhaft! 1939 heiratete er ... [weiter]
  • 21.05.2015, 12:19 Uhr von AW-Nösen: Dass man alles zerreden muss- es gibt auch Menschen, welche nicht nur Goethe und Schiller oder ... [weiter]
  • 21.05.2015, 08:38 Uhr von bankban: Du bist ja nur neidisch auf die zeitlos schön-, pardon, schlichten Reime, Johann! ;-)) [weiter]

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