13. März 2016

Simon Dörling und Söhne radelten vom Schwarzen Meer nach Drabenderhöhe

Drabenderhöhe/Perth – „Der Wunsch, den Spuren meiner Kinderjahre im Herzen Siebenbürgens nachzugehen, ist nie verklungen, hat nur auf die rechte Zeit gewartet.“ Es dauerte über 40 Jahre, bis „die rechte Zeit“ für Dr. Simon Dörling gekommen war, dessen Weg von Frauendorf aus über Drabenderhöhe ins australische Perth führte. Dort lebt er mit seiner aus Wiehl stammenden Ehefrau Barbara, geborene Seibt, seinen Söhnen Lukas (21), Jonas (19) und Tochter Lara (15).
Lukas und Jonas zeigten Interesse an einer Entdeckungsreise in das Geburtsland des Vaters und der Großeltern. Die Frage, wie gereist werden soll, war schnell geklärt: Mit dem Fahrrad. „Wir sind in Abschnitten bereits durch Australien und Neuseeland geradelt. Das Auto als Transportmittel war für uns keine Option“, sagte Dörling. Für Lukas und Jonas, die im Westen Australien aufgewachsen sind, war die Durchquerung Europas mit Start am Schwarzen Meer und geplantem Ziel bei den Großeltern Ilse und Simon Dörling in Drabenderhöhe/Dahl eine spannende und interessante Herausforderung. „Wir waren willig, die Schmerzschwelle in den Beinen zu ertragen.“

Ab Konstanza in Rumänien traten Vater und Söhne kräftig in die Pedalen, radelten durch sieben mitteleuropäische Länder und landeten nach 4 000 Kilometern im Sattel rund vier Wochen später im Oberbergischen. „Wir haben unzählige Erfahrungen und Eindrücke gesammelt, Kontakt mit vielen Menschen gehabt, Blicke in die Vergangenheit und die Gegenwart geworfen, viele Erinnerungen mit nach Hause genommen“, erzählt Simon Dörling.
Start der Tour am Schwarzen Meer. Über 4000 km ...
Start der Tour am Schwarzen Meer. Über 4000 km durch Europa radelte Vater Simon Dörling mit seinen Söhnen Lukas und Jonas (von links) in vier Wochen. Endstation war in Drabenderhöhe bei den Großeltern Simon und Ilse Dörling.
Unvergesslich für die drei Abenteurer war die Tour über die spektakuläre Transfogarascher Hochstraße (Transfăgărășan) im Fogarascher Gebirge. Sie verbindet die rumänischen Regionen der Walachei und Siebenbürgen und gilt als eine der schönsten Hochgebirgsstraßen der Welt. „Nach Haarnadelkurven, Viadukten und Serpentinen glich die Ankunft in Hermannstadt und Frauendorf einem triumphalen Einzug“, erzählt Simon Dörling, der mit Lukas und Jonas an zwei herrlich sonnigen Tage die alten Wege und Wiesen um Frauendorf und Scholten neu entdeckte. „Siebenbürgische Gefühle wurden verstärkt durch die Gastfreundlichkeit der Menschen und die gute Beköstigung meiner Eltern, die wir dort getroffen haben.“
Rast im siebenbürgischen Frauendorf. Ilse und ...
Rast im siebenbürgischen Frauendorf. Ilse und Simon Dörner aus Drabenderhöhe/Dahl warteten hier auf Sohn Simon und die Enkel Jonas und Lukas (von links).
Nach dieser Rast sattelten Dörlings ihre Räder wieder und weiter ging‘s bei sonnigem Wetter durch die Wälder der Westkarparten und in die Felder der ungarischen Tiefebene. An manchen Tagen blies der Wind so stark gegen die Männer, dass sie Mühe hatten, ihre Räder zu halten. Vom Plattensee aus ging es weiter auf und ab durch die österreichischen, italienischen und Schweizer Alpen, bevor die Radler bei Beuchatel die Alpen und den Schweizer Jura gegen die Ebenen von Zentralfrankreich eintauschten. „Sieben Mal führten Straßen uns über 2 000 Meter hoch hinauf“, so Dörling.

Schnee und Schneeregen überraschten die Männer beim Überqueren der Pässe Falzarego, Pordoi und Sellajoch in den Südtiroler Dolomiten. „Die Kälte war für die Jungs eine neue, harte Erfahrung. Sie kennen Eis oder Schnee nur vom TV-Bildschirm oder der Gefriertruhe“, schmunzelt Dörling. Glücklicherweise waren die Straßen nur nass und eine rasante Abfahrt nach Bozen brachte alle wieder in die Sonne.
Die Abenteurer wurden in den Dolomiten vom ...
Die Abenteurer wurden in den Dolomiten vom Wintereinbruch überrascht. Schnee und Eis kannten Lukas und Jonas Dörling (von links) bisher nur aus dem Fernsehen oder der Tiefkühltruhe, erzählt ihr Vater Simon Dörling (rechts).
Länder und Landschaften änderten sich ebenso schnell wie die damit verbundenen Sprachen sowie die architektonischen, kulturellen und kulinarischen Errungenschaften. „Wenn man, wie meine Söhne, in einem Land und einer Stadt aufwächst, die von der nächsten Großstadt zweieinhalb Flugstunden entfernt ist, dann ist das beeindruckend“, meinte Dörling. „Wir haben kaum eine Gelegenheit ausgelassen, diese Vielfalt in Bildern oder durch ‚tasting‘ in unseren Erinnerungen festzuhalten. Ob es Sauerkraut mit Palukes in Rumänien war, Gulasch in Ungarn, Apfelstrudel in Österreich oder Croissants in Frankreich, wir konnten nicht genug davon bekommen.“
Lukas und Jonas nahmen von der Tour, die sie ...
Lukas und Jonas nahmen von der Tour, die sie durch die Karparten und Alpen führte, unvergessliche Eindrücke mit nach Hause. Alle Fotos: privat/Dörling.
Durch das Moseltal und am Rhein vorbei ging es ins Oberbergische, wo der Himmel seine Schleusen öffnete und die drei Abenteurer mit Regen begrüßte. „Als unsere Radschuhe bei meinen Eltern in Drabenderhöhe/Dahl das letzte Mal aus unseren Pedalen ausrasteten, war es, als wenn jemand im Kino das Licht ausschaltet. Unsere Reise wird immer eine Bereicherung in unserem Leben sein“, meint Simon Dörling.

Simon Dörling wurde im August 1963 in Frauendorf geboren, kam 1973 mit seinen Eltern nach Drabenderhöhe, besuchte von 1975 bis 1983 das Wiehler Gymnasium. Danach studierte er von 1985 bis 1991 Geologie in Bonn. Mit einem Stipendium in der Tasche absolvierte er von 1992 bis 1995 sein Studium an der Universität im australischen Perth, promovierte dort in Wirtschaftsgeologie und wurde dort sesshaft.

Ursula Schenker

Schlagwörter: Radeln, Reisen

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