4. April 2010

Ostern ist das Fest des Lebens

Ob diese Aussage nicht übertrieben erscheint? Gibt es doch im Leben jedes Menschen, aber auch im gesellschaftlichen Bereich ganz wichtige Feste, von denen zuweilen gesagt werden kann, es war das Fest meines Lebens. Die erlebte Freude überstrahlt dann die Tage, doch ­irgendwann verblasst das Ereignis, rückt in weite Ferne, bis es schließlich zur Vergangenheit gehört.
Und Ostern? Ist das nicht Vergangenheit? ­Erinnerung an die Kreuzigung des Jesus von Nazareth auf dem Berg Golgatha und an einen Bericht über ein nicht zu begreifendes Wundergeschehen, dort, weit weg, in einem Garten in Jerusalem? Der am Kreuz Gestorbene und in einem Gartengrab eines Mannes Josef von Arimathäa Beigesetzte ist auferstanden. Er ­ist wahrhaftig auferstanden, bezeugen seine ­Jünger.

Von da an begann die Geschichte der Christenheit. Ostern ist seither nicht nur das älteste, sondern auch das höchste Fest der Christenheit, es ist das Fest des Lebens. Die Oster­- gottesdienste sind das Herzstück des Kirchenjahres und alle Symbole und künstlerischen Darstellungen bezeugen weltweit die Mitte des christlichen Glaubens: die Auferstehung Jesu Christi von den Toten nach seinem Leiden und Sterben am Kreuz. Der Sieg des Lebens über den Tod wird Gegenwart.
Katharina Zipser: „Herabsteigender Christus“ ...
Katharina Zipser: „Herabsteigender Christus“ (1987/2003), Eitempera und Gold auf Holz. Das Gemälde, eine Schenkung der Künstlerin an die evangelische Kirchengemeinde ihrer Heimatstadt, befindet sich seit 2008 in der Johanniskirche in Hermannstadt. Foto: Konrad Klein
Auf dem oben stehenden Gemälde der siebenbürgischen Künstlerin Katharina Zipser, ist die Botschaft vom Sieg des Lebens über den Tod schon vom Kreuzesgeschehen her dargestellt. Auf den ersten Blick ist es der Glorienschein, der die Gedanken in Richtung Ikonenmalerei lenkt. Doch beim näheren Hinschauen sprechen einen die konkreten Gesichtszüge an. Sie strahlen Offenheit, Staunen und Güte aus, so als meinten sie den gegenwärtigen Betrachter. Das Leid und der unermessliche Schmerz sind überwunden. Der streng lineare Körper ist unversehrt und scheint zu schweben, im Begriff vom Kreuz herabzusteigen. Die Arme sind ausgebreitet, nicht mehr festgenagelt, bereit zur Umarmung, wie ein guter Freund, ein Tröster, und man meint schon im Voraus hören zu können: „Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Matthäus 11, 28) Der ­irdenfarbene Hintergrund bringt die Realitätsbezogenheit des Geschehens zum Ausdruck.

Der Anblick dieses Gemäldes tut dem Betrachter einfach gut, es fesselt den Blick und lädt ein zum Innehalten. Die Betriebsamkeit des Alltages mit allem Hässlichen, das täg­lich in den Medien mit großer Intensität verbalisiert und auch bildlich übertragen wird, setzt aus und es öffnet sich ein Raum, in dem der Glaube erfahrbar wird, dass nicht das Böse, nicht der Tod das letzte Wort haben, son­dern die Botschaft des Ostermorgens: Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden.

Ich wünsche Ihnen, liebe Landsleute, ein gesegnetes Osterfest. Möge der Osterglaube unsere Gemeinschaft tragen und immer neu festigen.

Hermann Schuller, Dekan i.R. Vorsitzender des Hilfskomitees

Schlagwörter: Ostern, Kirche und Heimat

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