70 Jahre seit Evakuierung und Deportation: Pilgerreise soll Weg des Trecks und dessen Ankunft symbolisch nachzeichnen

(03.08.2014-18.01.2015)

Weltweit

Am 3. August startete aus Hermannstadt eine besondere Pilgerreise unter dem Titel „Glauben und Gedenken. Kirche unterwegs – 70 Jahre seit Evakuierung und Deportation“. Damit gedenkt die europaweite Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen des historischen Einschnitts, den für sie die Flucht der Nordsiebenbürger 1944 darstellt. In Zusammenarbeit der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD (früher: Hilfskomitee), des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich sowie der Heimatortsgemeinschaft Bistritz-Nösen soll der Weg der Flucht, des Trecks und dessen Ankunft symbolisch nachgezeichnet werden.
Der Untertitel der Veranstaltungsreihe hat eine tiefere Bedeutung: „Kirche unterwegs“ wird dem in der Vergangenheit oft missbrauchten und missverstandenen Wort „die Kirche wandert nicht aus“ entgegengestellt. Die Heimatkirche macht sich so – im Sinne ihrer Bemühungen der letzten Jahre – auch tatsächlich auf, um den Weg zu gehen, den die meisten ihrer anvertrauten Gemeindeglieder in Flucht, Familienzusammenführung und Aussiedlung schon vor ihr gegangen sind. Es wird damit nicht nur eines isolierten historischen Ereignisses gedacht, sondern die Evakuierung von 1944 stellt den sichtbarsten Einschnitt einer neuen Situation dar, unter der alle Familien der Siebenbürger Sachsen in Zukunft schwer zu tragen hatten. Mit der Evakuierung, gefolgt von der Deportation 1945 und den Repatriierungen nach Deutschland, zerreißt die jahrhundertealte lokale Einheit der Gemeinschaft. Ab dem Zeitpunkt 1944 steht die Frage „Bleiben oder Gehen“ auf der Agenda von Einzelpersonen, Familien, Ortsgemeinden und sächsischen Institutionen. Wie immer sie sich auch entschieden haben, es waren schwere Entscheidungen und Belastungen, denn jede private Entscheidung hatte kollektive Folgen. Natürlich hat es schon in der Zeit vor dem Weltkrieg Auswanderungen gegeben; genannt sei nur die Arbeitssuche einiger Tausend in Amerika, aber erst die Nachkriegsereignisse sollten den Fortbestand in der Heimat in Frage stellen und die Siebenbürger Sachsen vor die Frage der Zukunft stellen.
Daher ist „Glauben und Gedenken“ mehr als eine Veranstaltungsreihe. Es ist eine geistige Verknüpfung zwischen den in Siebenbürgen Verbliebenen und deren Brüdern und Schwestern in Österreich und Deutschland sowie deren neuem Umfeld. Konkret folgt die Heimatkirche der Aufforderung des Ökumenischen Rates der Kirchen, der in seiner Vollversammlung in Busan/Koreea, 2013, die Kirchen aufgerufen hat, eine „Pilgerreise für Frieden und Gerechtigkeit“ zu unternehmen. Das geschieht nun in einem spezifischen Kontext. Die Pilgerreise sucht inhaltlich Antworten auf die Frage, welche Werte die Siebenbürger Sachsen auf die Flucht, aber auch auf jeden Lebensweg und ins neue Umfeld mitgenommen haben. Werte wie Glauben, Frömmigkeit, Gemeinschaft, Kirche, Diakonie, Geschichte, Bildung und Traditionen kommen dabei auf den Prüfstand. Sind dies aber auch die Werte, die die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen in neuer Zeit, unter den Umständen einer europäischen Diasporaexistenz leiten können?
Der Weg dieser Pilgerreise hat am 3. August in Hermannstadt begonnen, gefolgt von den Stationen in Sächsisch Regen (24. August) und Bistritz (13.-14. September). Danach folgt eine Station in Budapest (21. September), um danach in Österreich anzukommen (27.-28. September: Wels und Seewalchen/Rosenau, 17. und 19. Oktober: Traun). In Deutschland wird gleichzeitig in Rothenburg ob der Tauber sowie in Nürnberg (26. Oktober) der Evakuierung gedacht. Den Abschluss findet die Gedenkveranstaltung im Jahre 2015 – nun verstärkt mit Ausrichtung auf die Deportation – in Karlsruhe (6. Januar) und Drabenderhöhe (18. Januar). Im Gepäck dieser Reise ist eine Ausstellung zu den Werten der Siebenbürger Sachsen, aber auch die geschichtliche Ausstellung „Aufbruch ins Ungewisse“ und das Buch „Wir Nösner“. Die Gottesdienste, die das Herzstück jeder Station der ­Pilgerreise darstellen, werden immer gemeinschaftlich von jetzigen Pfarrern der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, von aus Siebenbürgen stammenden Pfarrern und Ortspfarrern gestaltet. Zu den einzelnen Stationen wird herzlich eingeladen.
Diskussionen über die Werte der Zukunft sind
erwünscht. Schreiben Sie uns bitte an ekr@
siebenbuerger.de.

Dr. Stefan Cosoroabă

Ort: Bistritz, Sächsisch Regen, Hermannstadt, Budapest, Wels, Seewalchen/Rosenau, Rothenburg ob der Tauber, Nürnberg, Drabenderhöhe, Karlsruhe

Veranstalter: Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V., EKR, Bundesverband der Siebenbürger Sachsen in Österreich, Hilfskomitee, HOG Bistritz - Nösen e.V.

Schlagwörter: Pilgerreise, Evakuierung, Deportation

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