17. Januar 2008
Außergewöhnlicher Einsatz für Schloss Horneck
Die Entstehung des Altenheimes auf Schloss Horneck in Gundelsheim geht auf eine Initiative aus dem Jahr 1959 von Oskar Kraemer, damals Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, zurück. Kraemer gründete zusammen mit seinen Mitstreitern Dr. Erich Phleps, Erwin Wonner, Julius Wonner, Richard Langer, Julius Zimmermann u. a. am 3. Juni 1960 den „Hilfsverein Johannes Honterus“, der durch einen am 4. August 1960 abgeschlossenen Kaufvertrag Eigentümer des Schlosses wurde. In den folgenden Monaten wurde das Schloss renoviert, so dass im April 1961 die ersten sechs Bewohner ins Heim einziehen konnten. Die offizielle Einweihung fand am 15. Juli 1961 statt.
Geht man der Frage nach, wie es dazu kam, dass gerade Schloss Horneck heute ein siebenbürgisches Alten- und Pflegeheim beherbergt, stößt man auf zwei Landsleute, die maßgeblich dazu beigetragen haben: Die Agnethler Brüder Julius und Erwin Wonner. Ihr ehrenamtliches Engagement ist eng verbunden mit einem fruchtbaren Arbeitsstil, den Karl-Heinz Lüth, Bürgermeister von Groß- und Kleinsachsenheim, 1971 in der Festschrift anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der „Julius Wonner Bauunternehmung“, so ausdrückte: „Der Wert menschlicher Beziehungen hat als ein wesentlicher positiver Faktor zum Gedeihen des Unternehmens maßgeblich beigetragen.“
Julius Wonner (1912-1989) übernahm 1935 mit 23 Jahren das Baugeschäft seiner Familie in Agnetheln. Bis 1939 errichtete die Firma unter anderem drei Kirchen und zwei Fabriksgebäude, bevor sie wegen der Kriegswirren geschlossen werden musste. 1946 gründete er eine neue Firma in Großsachsenheim, das Julius Wonner Bauunternehmen. Stille Teilhaber der Einzelfirma waren Otto Müller und Erwin Wonner. Ende 1947 hatte das Unternehmen bereits über 80 Mitarbeiter. „Viele Männer, die nach 1945 nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten, fanden bei der Firma einen guten Arbeitsplatz und in Großsachsenheim ihre zweite Heimat“, so Karl-Heinz Lüth. Das Unternehmen entwickelte und vergrößerte sich beständig, so dass 1960 eine Filiale in Traunreut und 1965 eine Filiale in Stuttgart eingetragen werden konnten.
Ottilie Wonner, die 1948 zusammen mit den drei gemeinsamen Kindern ihrem Mann Julius aus dem siebenbürgischen Agnetheln nach Sachsenheim gefolgt war, erinnert sich: „Im Frühjahr 1959 wandte sich Oskar Krämer, Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg der Landsmannschaft, an meinen Mann, Julius Wonner, und meinen Schwager, Erwin Wonner, und teilte ihnen mit, dass die Landsmannschaft ein Altenheim erwerben wolle.“ Oskar Kraemer bat die erfahrenen Baufachleute um Mithilfe. In den 50er Jahren hatte Julius Wonner den Auftrag bekommen, das Schloss des Grafen Michael von Adelsheim aus Kleinbottwar zu renovieren. Die vielen kleinen Zimmer und großen Speisesäle brachten ihn auf die Idee, ein großes historisches Gebäude zu einem Altersheim umzubauen. So erkundigte er sich beim Amt für Denkmalschutz nach einem passenden Objekt und erhielt zunächst Pläne des Schlosses Freudental bei Ludwigsburg. Das Schloss hatte einen großen Park, von dem jedoch kein Grund als Bauplatz verkauft werden durfte. Wonner gab das Objekt auf und sah sich anderweitig um, was Schloss Horneck in Gundelsheim ins Gespräch brachte.
„Schloss Horneck hatte zusätzlichen Grundbesitz, wie zwei Häuser samt Gaststätte, eine Gärtnerei, ein Ärztehaus, ein Arkadenhaus, ein Röhmheldhaus, eine Zehntscheuer, einen Wald und eine Kiesgrube“, berichtet die Witwe Ottilie Wonner. Nach langwierigen Verhandlungen wurde der Kaufpreis des Schlosses zunächst auf 960 000 DM gesetzt. Da der Kaufpreis auch durch den Verkauf von Liegenschaften aufgebracht werden sollte, mussten Bürgen dafür gefunden werden. Die angesprochenen Landsleute zögerten. Julius und Erwin Wonner waren als Einzige bereit, mit 500 000 DM zu bürgen.
Vor dem notariellen Vertrag, der letztendlich den Kaufpreis von 770 000 DM auswies, leisteten Julius und Ottilie Wonner ehrenamtlich umfangreiche Vorarbeiten: „Über neun Monate lang waren wir jedes Wochenende in Gundelsheim, darüber hinaus arbeitete mein Mann wochentags nach Feierabend. Die Gebäude mussten vom Keller bis zum Dachstuhl genau überprüft werden. Schäden wurden registriert. Für die notwendigen Reparaturen wurden Ausschreibungen gefertigt und Angebote von Handwerkern eingeholt. Mein Mann erstellte Wohnflächen- und Rauminhaltsberechnungen der Gebäude“, erinnert sich Ottilie Wonner.
Als die akribisch und professionell geführte Vorarbeit offen legte, was für ein tragfähiges Objekt Schloss Horneck sei, übernahm der Landsmann Richard Langer die gesamte Bürgschaft und wurde vom Honterus-Verein als Geschäftsführer eingesetzt. Ottilie, die ihren Mann die ganze Zeit über unterstützt hatte, erzählt: „Richard Langer bat Hans Wächter, ihm bei der Renovierung des Schlosses zu helfen. Nachdem die Renovierungsarbeiten nur sehr schleppend vorangingen, nahm auf Bitte von Hans Wächter mein Mann seine Tätigkeit wieder auf, um die Arbeiten voranzubringen. Er leitete die komplette Renovierung der Gebäude mit Ausschreibungen, Aufmaß, Bauüberwachung und Abrechnung. Diese ehrenamtliche Tätigkeit betrachtete er als Spende an den Honterus-Verein.“
Dr. Christian Phleps, der damalige und jetzige Vorsitzende des „Hilfsverein Johannes Honterus“, lud Ottilie und Julius Wonner zum 25-jährigen Jubiläum von Schloss Horneck im Jahr 1986 als Ehrengäste zum Festakt ein und würdigte in seiner Rede neben anderen auch die besonderen Verdienste der Brüder Wonner. Ihnen und all jenen, die es mit hohem Verantwortungsbewusstsein, mit Weitsicht und Risikobereitschaft ermöglicht haben, dass sich Schloss Horneck, das inzwischen auch die Siebenbürgische Bibliothek und das Archiv beherbergt, zu einem respektablen Alten- und Pflegeheim und unserem wichtigsten Kulturzentrum außerhalb Siebenbürgens entwickelt hat, gebührt unser Dank.
Wer sich uneigennützig zum Wohle der Gemeinschaft einsetzt, ist für uns ein leuchtendes Vorbild und verdient seinen Ehrenplatz in unseren Reihen.
Julius Wonner (1912-1989) übernahm 1935 mit 23 Jahren das Baugeschäft seiner Familie in Agnetheln. Bis 1939 errichtete die Firma unter anderem drei Kirchen und zwei Fabriksgebäude, bevor sie wegen der Kriegswirren geschlossen werden musste. 1946 gründete er eine neue Firma in Großsachsenheim, das Julius Wonner Bauunternehmen. Stille Teilhaber der Einzelfirma waren Otto Müller und Erwin Wonner. Ende 1947 hatte das Unternehmen bereits über 80 Mitarbeiter. „Viele Männer, die nach 1945 nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten, fanden bei der Firma einen guten Arbeitsplatz und in Großsachsenheim ihre zweite Heimat“, so Karl-Heinz Lüth. Das Unternehmen entwickelte und vergrößerte sich beständig, so dass 1960 eine Filiale in Traunreut und 1965 eine Filiale in Stuttgart eingetragen werden konnten.
Ottilie Wonner, die 1948 zusammen mit den drei gemeinsamen Kindern ihrem Mann Julius aus dem siebenbürgischen Agnetheln nach Sachsenheim gefolgt war, erinnert sich: „Im Frühjahr 1959 wandte sich Oskar Krämer, Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg der Landsmannschaft, an meinen Mann, Julius Wonner, und meinen Schwager, Erwin Wonner, und teilte ihnen mit, dass die Landsmannschaft ein Altenheim erwerben wolle.“ Oskar Kraemer bat die erfahrenen Baufachleute um Mithilfe. In den 50er Jahren hatte Julius Wonner den Auftrag bekommen, das Schloss des Grafen Michael von Adelsheim aus Kleinbottwar zu renovieren. Die vielen kleinen Zimmer und großen Speisesäle brachten ihn auf die Idee, ein großes historisches Gebäude zu einem Altersheim umzubauen. So erkundigte er sich beim Amt für Denkmalschutz nach einem passenden Objekt und erhielt zunächst Pläne des Schlosses Freudental bei Ludwigsburg. Das Schloss hatte einen großen Park, von dem jedoch kein Grund als Bauplatz verkauft werden durfte. Wonner gab das Objekt auf und sah sich anderweitig um, was Schloss Horneck in Gundelsheim ins Gespräch brachte.
„Schloss Horneck hatte zusätzlichen Grundbesitz, wie zwei Häuser samt Gaststätte, eine Gärtnerei, ein Ärztehaus, ein Arkadenhaus, ein Röhmheldhaus, eine Zehntscheuer, einen Wald und eine Kiesgrube“, berichtet die Witwe Ottilie Wonner. Nach langwierigen Verhandlungen wurde der Kaufpreis des Schlosses zunächst auf 960 000 DM gesetzt. Da der Kaufpreis auch durch den Verkauf von Liegenschaften aufgebracht werden sollte, mussten Bürgen dafür gefunden werden. Die angesprochenen Landsleute zögerten. Julius und Erwin Wonner waren als Einzige bereit, mit 500 000 DM zu bürgen.
Vor dem notariellen Vertrag, der letztendlich den Kaufpreis von 770 000 DM auswies, leisteten Julius und Ottilie Wonner ehrenamtlich umfangreiche Vorarbeiten: „Über neun Monate lang waren wir jedes Wochenende in Gundelsheim, darüber hinaus arbeitete mein Mann wochentags nach Feierabend. Die Gebäude mussten vom Keller bis zum Dachstuhl genau überprüft werden. Schäden wurden registriert. Für die notwendigen Reparaturen wurden Ausschreibungen gefertigt und Angebote von Handwerkern eingeholt. Mein Mann erstellte Wohnflächen- und Rauminhaltsberechnungen der Gebäude“, erinnert sich Ottilie Wonner.
Als die akribisch und professionell geführte Vorarbeit offen legte, was für ein tragfähiges Objekt Schloss Horneck sei, übernahm der Landsmann Richard Langer die gesamte Bürgschaft und wurde vom Honterus-Verein als Geschäftsführer eingesetzt. Ottilie, die ihren Mann die ganze Zeit über unterstützt hatte, erzählt: „Richard Langer bat Hans Wächter, ihm bei der Renovierung des Schlosses zu helfen. Nachdem die Renovierungsarbeiten nur sehr schleppend vorangingen, nahm auf Bitte von Hans Wächter mein Mann seine Tätigkeit wieder auf, um die Arbeiten voranzubringen. Er leitete die komplette Renovierung der Gebäude mit Ausschreibungen, Aufmaß, Bauüberwachung und Abrechnung. Diese ehrenamtliche Tätigkeit betrachtete er als Spende an den Honterus-Verein.“
Dr. Christian Phleps, der damalige und jetzige Vorsitzende des „Hilfsverein Johannes Honterus“, lud Ottilie und Julius Wonner zum 25-jährigen Jubiläum von Schloss Horneck im Jahr 1986 als Ehrengäste zum Festakt ein und würdigte in seiner Rede neben anderen auch die besonderen Verdienste der Brüder Wonner. Ihnen und all jenen, die es mit hohem Verantwortungsbewusstsein, mit Weitsicht und Risikobereitschaft ermöglicht haben, dass sich Schloss Horneck, das inzwischen auch die Siebenbürgische Bibliothek und das Archiv beherbergt, zu einem respektablen Alten- und Pflegeheim und unserem wichtigsten Kulturzentrum außerhalb Siebenbürgens entwickelt hat, gebührt unser Dank.
Wer sich uneigennützig zum Wohle der Gemeinschaft einsetzt, ist für uns ein leuchtendes Vorbild und verdient seinen Ehrenplatz in unseren Reihen.
Doris Hutter
Schlagwörter: Gundelsheim, Altenheime
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